Von der Leyen: Ultrakurzflug mit dem Privatjet aus Angst vor Corona im Zug
Redaktion
Eine erstaunliche Ausrede: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen flog von Wien nach Bratislava, weil sie sich vor Corona-Viren im Zug sorgte.
Die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen hat eine erstaunliche Rechtfertigung für ihren Ultra-Kurzstreckenflug auf Steuerzahlerkosten von Wien nach Bratislava verkündet. Sie sei die 47 Kilometer (früher gab es zwischen den beiden K.u.K.-Städten eine Straßenbahn-Verbindung) mit dem Privatjet geflogen, weil es erstens logistische Schwierigkeiten gegeben habe, und zweitens aus Sorge, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln mit Corona zu infizieren. Das sagte ein Sprecher von der Leyens laut Bild.
Die Fahrt mit dem Zug hätte rund eine Stunde gedauert. Der Flug dauerte 19 Minuten, wobei etwa 1130 Kilogramm CO2 ausgestoßen wurden.
Ob von der Leyen mit dieser Erklärung die Empörung besänftigen kann, ist eher fraglich. Zur Klima-Heuchelei der Kommissionspräsidentin, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen verstärkten Kampf gegen den Klimawandel aufruft und gerade erst bei der Konferenz in Glasgow von derVerantwortung jedes Einzelnen sprach, kommt nun noch die Arroganz der Macht angesichts des Corona-Infektionsrisikos. Wie wird ein eher unterdurchschnittlich bezahlter Arbeitnehmer – sagen wir: eine Pflegerin auf einer Intensivstation – die von der Leyen’sche Begründung aufnehmen, der alltäglich eine ähnliche Strecke vom Wohnort (sagen wir: Köln) zum Arbeitsplatz (sagen wir: Düsseldorf) in einem Pendlerzug zurücklegt und kein Auto, geschweige denn einen Privatjet zur Verfügung hat, um der drohenden Corona-Infektion und anderen Bahn-üblichen Unannehmlichkeiten zu entkommen?
Auf solche Empfindlichkeiten muss von der Leyen, der an besonderer Volksnähe ohnehin nie besonders gelegen war, aber keine besonderen Rücksichten nehmen. Sie ist aus ihrem vorangegangenen Ministeramt an Vorhaltungen wegen verschwenderischen Umgangs mit Steuerzahlergeld gewöhnt und weiß, dass das heutzutage kein Problem mehr ist. In ihrem jetzigen Amt kann ihr solche Sorge erst recht einfach egal sein: Eine vorzeitige Entlassung des Kommissionspräsidenten ist nur durch ein Zwei-Drittel-Misstrauensvotum des Europäischen Parlaments gegen die gesamte Kommission möglich.
Über die Privatjet-Flüge von der Leyens und anderer EU-Granden hatte zuerst die konservative britische Zeitung Daily Telegraph berichtet. Demnach hat von der Leyen bei 18 ihrer 34 offiziellen Reisen das gecharterte Privatflugzeug genutzt.
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