Was war das für ein Jubel, für ein Trubel um Dan Price, dieser strahlende Held eines neuen Unternehmertums. Dan Price leitet das Unternehmen Gravity Payments mit 120 Mitarbeitern mit Sitz in Seattle, USA. Für dieses internationale PR-Feuerwerk sorgte Price’s Vorhaben, sein Jahresgehalt von 1,2 Mio auf 70.000 Dollar zu reduzieren – sowie jedes Gehalt in dem Unternehmen auf das gleiche Niveau anzupassen. Tolltolltoll!
Vom Sales-Mann bis zum Hausmeister, von der Sekretärin bis zum Boss: beim Unternehmen Gravity Payments sollten alle bei dem gleichen Gehalt auskommen. Die BILD jubelte: Der beste Boss aller Zeiten! Andere schlossen sich dem Jubel an: „Mitarbeiter flippen aus – Der großzügigste Chef der Welt„.
Am 16. April 2015 haben wir hier zu diesem weltweit umjubelten Unternehmer Dan Price und seinem nobelsozialistischen Vorhaben geschrieben.
„Die Menschen feiern Dan Price schon als den Verkünder einer neuen Ära. Es ist anzuerkennen, dass er aus dem von ihm gegründeten und profitablen Unternehmen einen Hort der Freude und Anerkennung formen und jeden Mitarbeiter daran partizipieren lassen möchte. Bei all dem weltweiten Jubel darüber aber eine Frage: Ich weiss, sie stört ein bisschen die Begeisterung über all die ästhetisch verpackte Selbstlosigkeit. Call me the party pooper: Aber was passiert, wenn es mal nicht so gut läuft bei Gravity Payments, ein paar Aufträge mehr wegbrechen, als dass sie reinkommen? Dann werden natürlich alle weiter gleich bezahlt. Aber eben 70 Mitarbeiter weniger? In Jubelzeiten der romantischen Verklärung über die Lebensentscheidung eines einzelnen, stören solche unbedeutenden Details, klar. Weitermachen, weiterjubeln, so lange es noch geht.“
Heute, nicht mal ein halbes Jahr später, ist es schon soweit. Dan Price’s Unternehmen hat Verluste zu verbuchen.
Zwei der besten Verkäufer, Zugpferde von Gravity Payments, haben das Unternehmen verlassen. Nach der ersten kollektiven Besoffenheit war ihnen nicht mehr zu vermitteln, warum sie genau so viel verdienen sollten wie geringer qualifizierte Mitarbeiter des Unternehmens.
Gefolgt von einigen Kunden, die die anziehenden Preise bei dem Unternehmen als nicht mehr allzu rentabel für ihre eigenen Gesellschaften kalkulierten oder Price’s Entscheidung zum Equal Pay für einen politisch motivierten Schachzug gehalten haben – der sie am Ende des Tages mehr kosten wird. Sozialismus-Experiment trifft auf harte Realität.
Nicht einmal zwei Wochen nach Verkündung dieser Supernews, dass alle gleich verdienen werden, wurde Dan Price von seinem älteren Bruder Lucas, der auch Mitbegründer des Unternehmens ist, auf 2,2 Mio Dollar verklagt. Lucas Price führte an, dass sein Bruder Dan dessen Rechte als Minderheitsgesellschafter verletze, indem er die Unternehmensgewinne lieber in Gehälter investiert und damit Pflichten und Verträge brechen würde.
Dan Price hat nun sein Haus untervermietet, um über die Runden zu kommen. Ende offen.
Komisch, warum schreibt jetzt keiner darüber? Doch nicht so toll, wenn Journalismus auf Wirklichkeit trifft und Sozialismus bittere Realität wird?