Tichys Einblick
Neue kritische Infrastruktur:

US-Konzern steht kurz vor Kauf von Wärmepumpenhersteller Viessmann

Der US-Konzern Carrier will nach Medienberichten den deutschen Heizungsbauer Viessmann kaufen. Es handelt sich um eine Schlüsselfirma bei Wärmepumpen.

IMAGO / Manfred Segerer

Der US-amerikanische Klimaanlagenhersteller Carrier Global Corporation steht kurz vor der Übernahme des deutschen Heizungsbauers Viessmann. Das Angebot liege bei 12 Milliarden Dollar. Das berichten Reuters und das Wall Street Journal, das Handelsblatt hat nach eigenen Angaben eine Bestätigung erhalten. Carrier befinde sich in „fortgeschrittenen Verhandlungen“. Noch im Laufe der Woche soll der Kauf offiziell werden.

Bei der Übernahme stehe die Viessmann-Sparte „Klimalösungen“ im Mittelpunkt. Dazu gehört auch das Geschäftsfeld der Wärmepumpen. Die Kühltechnik-Sparte werde nicht übernommen. Das hessische Familienunternehmen besteht seit 1917 und beschäftigt 14.500 Mitarbeiter. Im letzten Jahr konnte die Firma ihren Umsatz um 19 Prozent auf 4 Milliarden Euro steigern.

Viessmann investierte im letzten Jahr mehr als 200 Millionen Euro für „nachhaltige und Klima- und erneuerbare Energielösungen“. Im polnischen Liegnitz errichtet Viessmann ein neues Werk mit 50.000 Quadratmeter Fläche und 1.700 Mitarbeitern. Bereits seit 20 Jahren fertigt Viessmann u. a. Wärmepumpen in Polen. Der Bereich „Klimalösungen“ beschäftigte bereits 2022 1.500 Mitarbeiter in Polen.

Kürzlich hat auch Bosch angekündigt, 255 Millionen Dollar für ein neues Werk in Niederschlesien auszugeben. Auch dort sollen vornehmlich Wärmepumpen gebaut werden. Dabei sollen 500 neue Arbeitsplätze entstehen. „Die Wärmepumpentechnologie ist eine europäische Erfolgsgeschichte, die wir fortschreiben wollen“, sagte Christian Fischer, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.

Carrier gehört zu den größten Unternehmen seiner Art. Der Konzern beschäftigt weltweit 52.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 20 Milliarden Dollar. Sie wurde 1915 von Willis Carrier, dem Erfinder der modernen Klimaanlage gegründet. Bereits 2004 übernahm Carrier den Bereich Kältetechnik der Linde AG, stellte dann jedoch die Fertigung in Deutschland ein und verlegte sie u. a. nach Tschechien.

Die Nachricht kommt damit zu einer bemerkenswerten Zeit. Einerseits, weil sie in die hitzige Diskussion um das Ende von Öl- und Gasheizungen fällt und die Durchsetzung der Wärmepumpe. Die Übernahme eines zentralen nationalen Wärmepumpenherstellers von außen müsste damit eigentlich ein Politikum sein. Angesichts der Regierungspläne muss man einen Wärmepumpenhersteller als kritische Infrastruktur werten.

Andererseits zeigt das Beispiel, dass die Energiewende, die als großes Versprechen von neuen Arbeitsplätzen und führenden „grünen“ Unternehmen mit Klimatechnologie begann, neuerlich gescheitert ist. Denn Deutschland wird ebenso wenig wie bei Elektro-Autos zum Marktführer. Die Wärmepumpen stellen andere her, selbst wenn ein deutsches Logo darauf ist. Die Arbeitsplätze entstehen im Ausland. Deutschland ist lediglich der Absatzmarkt für grüne Produkte – und das auch noch staatlich gefördert oder gar erzwungen.

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