Tichys Einblick
Polizeiberichte vom Wochenende

Verbotszonen für Messer gelten – Morde und Angriffe gehen weiter

Messerverbotszonen und Durchsuchungen der Taschen älterer Frauen. So sehen die Reaktionen von Politik und Polizei auf die Angriffe von Mannheim, Solingen, Magdeburg ... aus. Wie wenig das bringt, zeigt dieses Wochenende.

picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow / SULUPRESS.DE

Der SWR hat jüngst beruhigende Bilder ins Land gesendet. Die Polizei kontrolliert Weihnachtsmärkte auf potenzielle Messerangreifer. Sie entdeckt eine Frau. Etwas älter, nüchtern und deutscher Herkunft. Kurzum: typische Gefährdergruppe. Die Polizei durchsucht ihre Tasche und – Volltreffer. Sie hat ein Schweizer Taschenmesser bei sich. Die Beamten konfiszieren die Tatwaffe und schwupps, das Land ist wieder sicher. Gut. Einige Tage später tötet ein mutmaßlicher Mann aus dem mutmaßlichen Saudi-Arabien auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt fünf Menschen. Nicht einmal auf den Kampf gegen die Gefährdergruppe weiblich, älter, deutscher Herkunft ist mehr Verlass.

Nach den Taten von Mannheim und Solingen hat die Politik auf die bevorstehenden Wahlen reagiert und, weil man da halt irgendwas tun muss, das Tragen von Messern verboten. Die ältere, deutsche Frau ist schon mal außer Gefecht, wie wir vom SWR wissen. Doch es scheinen noch ein paar gefährliche Exemplare unterwegs zu sein. Die Tage „zwischen den Jahren“ strotzen vor Meldungen über tödliche und lebensgefährliche Stichverletzungen.

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Etwa am Sonntagmittag in Berlin-Kreuzberg. Dort hat „ein anderer Mann“ einen 49-jährigen Mann mit dem Messer angegriffen und eine 48 Jahre alte Frau damit lebensgefährlich verletzt. Am Montagmorgen war noch nicht klar, ob sie die Tat überleben wird. Was verrät die Berliner Polizei den Bürgern über den flüchtigen Täter? Er sei ein „Unbekannte(r)“. Die Bewohner von Kreuzberg sollten sich also in den nächsten Tagen vor „Unbekannten“ hüten.

Das klingt jetzt aber so, als ob einen in Berlin Messerangriffe zu jeder Zeit an jedem Ort treffen könnten. Aber das ist nur Hass und Hetze – fast –, dummerweise halt auch noch die Wahrheit. So wie in der Nacht zum Samstag, da „wurde eine Frau in Siemensstadt mit einem Messer verletzt. Nach bisherigen Ermittlungen wurde die 26-Jährige gegen 3.30 Uhr angegriffen, als sie ein Mehrfamilienhaus am Rohrdamm verließ“. So beschreibt die Berliner Polizei die Tat. Was den Unbekannten angetrieben hat, verrät sie indes nicht. Es muss heftig gewesen sein, denn er hat mitten in der Nacht gleich mehrfach auf die Frau eingestochen.

In Hamburg endete das Leben eines 17 Jahre alten Jugendlichen mit einem Messer, ein 34-Jähriger wurde zudem lebensgefährlich verletzt. Was gibt die Polizei über die Tat preis? Es begann mit einem Streit an der Walter-Dudek-Brücke im Stadtteil Harburg. Neben den beiden Verletzten trug noch ein 19-Jähriger Stichwunden davon. „Nach den ersten Erkenntnissen besteht der Anfangsverdacht, dass es zu wechselseitigen Angriffen mittels Stichwaffen zwischen dem 17-Jährigen und seinem 19-jährigen Begleiter sowie dem 34-Jährigen gekommen sein könnte“, wie die Polizei formuliert. Mit anderen Worten: Da eskalierte ein Bandenkrieg im Hamburger Süden. Die Polizei hätte von den Bürgern schon gerne Informationen zu der Tat, will aber sonst nicht darüber reden.

Was die Polizei von offener Kommunikation abhält? Da drängt sich ein Verdacht nach den Fällen auf, in denen sie doch etwas über die Täter erwähnt. Es geht um den Schutz gewisser Gefährdergruppen. Und – Spoileralarm – es sind keine älteren, deutschen Frauen mit Schweizer Taschenmesser. So wie in Hannover-Mitte, wo eine „fünfköpfige Gruppe“ einen 25-Jährigen überfallen, mit einem Messer bedroht und ausgeraubt hat.

Was verrät nun die Polizei über die Gesuchten? „Einer der Täter soll etwa 25 Jahre alt, 1,70 Meter groß und dick gewesen sein.“ Aber anders als in Berlin-Kreuzberg müssen die Hamburger nicht auf „Unbekannte“ oder dicke Mittzwanziger achten, vor deren Messer sie laufen könnten. Es gibt noch weitere Informationen über den Messerstecher: „Er hatte einen gestutzten Vollbart und dunkle Haare, die er als Undercut trug. Bekleidet war der Mann mit einer blauen Hose und einer schwarzen Jacke.“

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Oder Saarbrücken. Dort nutzt die Polizei schon resigniert das Wort „erneut“, wenn wieder mal Jugendliche ausgeraubt wurden – so wie am Vorabend des Samstags. Auch hier erzwangen die Täter ihre Beute mit Messergewalt. Die Täter? „Zirka 15 bis 16 Jahre, zirka 170 Zentimeter groß, etwas kräftige Figur, schwarze Haare, südländischer Phänotyp, trug graue Weste mit Kapuze, schwarze Basecap, schwarze Bauchtasche, wurde mit Mohamed angesprochen.“ Oder: „Zirka 15-16 Jahre, zirka 175 bis 180 Zentimeter groß, schlank, schwarze Haare ins Gesicht gekämmt, südländischer Phänotyp, trug auffällig langen Mantel der Marke Under Armour, blaue Jeans, schwarze Schuhe der Marke Nike mit Reflektoren.“ Und dann noch: „Zirka 15-16 Jahre, schwarze Jacke und Jeans, südländischer Phänotyp“. Immerhin: Von der älteren, deutschen Frau scheint keine Gefahr mehr auszugehen, seit ihr die Polizei vor der SWR-Kamera das Schweizer Taschenmesser abgenommen hat.

Nationalitäten erwähnt die Polizei aus Gründen politischer Missionierung kaum noch. Die führen nur in die Irre. Weswegen sie im SWR-Land auch besonders stark ältere, deutsche Frauen ins Visier nehmen. Dazu gehört Stuttgart. Dort hat am Samstagabend ein 41-Jähriger einen 28-Jährigen mit einem Messer attackiert. Er ist Iraner. Über ältere, deutsche Frauen wusste die Polizei indes wieder nichts Konkretes zu berichten – denen haben die baden-württembergische Sicherheitskräfte offensichtlich den Zahn gezogen.

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