Zunächst einmal vermeldet das Manager-Magazin ganz aufgeregt: Tausende Millionäre verlassen Deutschland. Fürchtet man hier etwa um seine Abonnenten? Keine Sorge, so eine gut betuchte deutschsprachige Community im Ausland wird sich das Magazin sicher nachsenden lassen, ein Millionärs-Magazin – neue Geschäftsidee? – gibt es ja noch nicht. Vielleicht ist ja auch alles nur ein Fake-News. Denn herausgefunden haben will das ausgerechnet eine Beratungsgesellschaft am anderen Ende der Welt, die südafrikanische New World Wealth.
Und die hatte doch bereits Mitte 2016 ermittelt, dass Deutschland mit 1,2 Millionen Millionäre eines von vier Ländern mit den weltweit meisten Millionäre sei. Da allerdings wäre dann so eine Abwanderung von ein paar Tausenden nur ein Promille-Exodus. Tschüss also, ihr paar deutschen Donalde.
Millionäre nennt man übrigens auf dem internationalen Parkett „High Net Worth Individual“ (HNWI) und die deutschen Vertreter können doch aktuell alles andere als den Worst Case fürchten, glaubt man der Partei Die Linke. Die ist nämlich immer noch felsenfest davon überzeugt – schnipp, schnapp – dass im Millionärsclub so viel zu holen ist, das es für alle reicht. Selbst noch für die Millionäre!
Die Zahlen sind übrigens Teil einer weiteren Studie von New World Wealth. Dabei geht es über die Migrationsbewegungen von Menschen weltweit, die über ein Vermögen von jeweils mehr als einer Million Dollar verfügen. Ob das nun alles so stimmt, wissen wir nicht, was wir sicher sagen können, es kommen nicht nur Millionen aus dem Ausland zu uns, die ja alle das Potenzial in sich tragen: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Es kommen, glaubt man den Fundstücken bei Google, sogar echte Millionäre! Einer, der jüngst aus Brüssel eingewandert ist, möchte sogar Kanzler der Bundesrepublik werden. Na, wenn das keine Entenhausener Perspektiven im Heimatland sind!
Ist Angela Merkel auch schon Millionärin? Das behauptet zumindest ein Blog, der sich mit dem Lotterleben der Reichen und Schönen und nun auch mit dem der Kanzlerin beschäftigt. Spiegel Online diskutiert mit einem EU-bezahlten Kulturhistoriker, „Wieso plötzlich so viele Menschen den größten Irrsein glauben“. Der Herr Professor meint, dass es „vielleicht denkbar“ wäre, aber „sehr, sehr unwahrscheinlich“, das Deutschland von „reptilienartigen Außerirdischen in menschlicher Gestalt regiert werde“. Reptil oder Raute, nun wollen wir mal nicht so kleinlich sein. Für unsere Angela ist das Volk doch sowieso „jeder, der in diesem Land lebt.“
„Die Zeit der deutschen Einheit, die Zeit, als der Eiserne Vorhang fiel, die Zeit, als Europa zusammen gewachsen ist, war eine wunderbare Zeit. Und deshalb gibt es auch keinerlei Rechtfertigung, dass sich kleine Gruppen aus unserer Gesellschaft anmaßen zu definieren, wer das Volk ist. Das Volk ist jeder, der in diesem Lande lebt.“ Angela Merkel am Samstag bei einer CDU-Veranstaltung in Stralsund.
Kollege Bosbach unterscheidet da immerhin noch ein bisschen hölzerner zwischen „Bevölkerung“ und Volk, „dem viel zitierten „Souverän“. Wer und was Volk ist, steht nun allerdings unveränderbar – selbst nicht revidierbar mit einer parlamentarischen Zweidrittelmehrheit – im Grundgesetz, Art. 116 GG: „Deutscher ist, wer die deutsche Staatbürgerschaft besitzt.“ Und ein Staatsvolk, das sind nun mal Menschen mit gemeinsamer Staatsbürgerschaft. Also Frau Merkel, wir wissen, ja, Sie denken in größeren Dimensionen. Um Ihr Großdenken zu verteidigen und Ihnen zur Seite zu springen, retweetete die Grüne Renate Künast sogar einen Tweet von Beatrix von Storch:
Renate Künast hat Beatrix von Storch retweetet wie der Volksbegriff der #NPD RT @andreaspetzold Absurdistan! #AfD
Nutzt aber alles nichts, wenn der Rektor der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer, Joachim Wieland klarstellt: „Das deutsche Volk umfasst im Sinne des Grundgesetzes nur deutsche Staatsangehörige.“ Allerdings fährt der Rektor mit angezogener Handbremse, wenn er ergänzt: „Die Aussage der Kanzlerin ist aber deutungsoffen. Gemeint sein kann auch damit die Bevölkerung.“ Damit ist dann alles gesagt. Besser kann man die Politik der Frau Bundeskanzlerin kaum umschreiben. Sie ist „deutungsoffen“ angelegt. Man könnte auch sagen: „deutschoffen“ und hätte sogar einen neuen Begriff kreiert.
Was war noch? Ach ja, Warren Beatty machte bei den Oscar-Verleihungen ein bisschen auf Toni Erdmann, der gewann dann zwar nicht den Oscar für den besten ausländischen Film, aber Beatty bekam den falschen Umschlag, so wie Amerika den falschen Präsidenten, dachte sich wahrscheinlich ganz Hollywood. Offene Frage am Ende: Steckt wieder Putin dahinter? Aber wie hat er das hinbekommen mit den vertauschten Umschlägen?
Zum Schluss noch ein besonders schlauer Fall von „Mansplaining“ , Sie wissen schon, das ist dieses Monologisieren von Männern gegenüber Frauen, die alles schon wissen und es nun ein zweites Mal nur eben von einem oberschlauen Kerl erzählt bekommen: Der Mansplaininger ist aber dieses Mal kein alter böser weißer Mann, sondern ein junger lieber weißer Bursche namens Sebastian Dalkowski. Und der fordert in der ZEIT, wohl in Ermanglung eigener Schlagkraft, dass ihm mal einer „auf die Finger haut“, wenn er beispielsweise wieder zu faul ist, sich seinen Salat selbst zu schnippeln und dafür „in Plastik verpackte Fertigsalate“ mit nach Hause nimmt.
Der deutsche Staatsbürger Sebastian (*1983, dafür viel jünger aussehend) hat eine dringende Bitte an unsere Bundeskanzlerin: „Liebe Angela Merkel, lieber Staat, liebe EU, liebe Weltregierung, ich fordere euch hiermit auf: Verbietet mir, was ich gerne haben möchte, aber besser nicht haben sollte.“ Der Autor des Buches „111 Gründe, Borussia Mönchengladbach zu lieben“ möchte nun endlich die „Fehlbarkeit des Menschen“ verstanden wissen. Aber warum sollte man nur die umweltfeindlichen Plastikgabeln verbieten? Zunächst einmal nimmt man Dir Deinen fadenscheinigen Borussen-Schal weg und hängt Dir einen zünftigen der Bayern um. Versprochen, das macht gleich ein ganz anderes Lebensgefühl. Positiver. Zukunftszugewandter. Erfolgreicher! Für Autor Dalkowski werden wir die „Folgen unseres Konsums (…) dann bemerken, wenn irgendwann der Ozean vor der Tür steht. Bloß ist es dann eben zu spät.“ Verschwendung sei nämlich kein Kavaliersdelikt, erklärt er uns. „Es ist nicht in Ordnung, alles an sich zu raffen, nur weil es greifbar ist. Niemand hat das Recht, sich mehr zu nehmen, als er braucht.“ Haben nun aber diese eingangs erwähnten Edel-Flüchtlinge statt dem Manager-Magazin den Dalkowski gelesen und sind deshalb an den südafrikanischen Ozean geflüchtet um dort den Strand mit Plastikkavierlöffeln zuzumüllen und ihre pfandfreien Champagnerflaschen im Korallenriff zu versenken?
„Ich weiß nicht, wann es mich das letzte Mal mehr als ein paar Augenblicke lang glücklich gemacht hat, etwas gekauft zu haben.“, teilt der ZEIT-Autor den Lesern mit. Und wenn er nun schon darum bittet, dann, in Gottes Namen, geben wir ihm zum Abschluss gerne den heißersehnten Faust: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“