Tichys Einblick
Cancel Culture unter Linken

Uni Halle: JuSos und Grüne wollen Antifa-Arbeitskreis auflösen – wegen angeblicher Transfeindlichkeit

Nachdem erst kürzlich ein Vortrag in der Humboldt-Universität abgesagt wurde, wird nun auch ausgerechnet ein Antifa-Arbeitskreis an der Universität Halle von Transaktivisten ins Visier genommen. Auch nur eine nüchterne Auseinandersetzung mit dem Thema scheint nicht mehr möglich.

IMAGO / imagebroker

An der Universität Halle wollen die Hochschulgruppen der Grünen, der JuSos sowie die „Offene linke Liste“ den „Arbeitskreis Antifaschismus im Studierendenrat“ auflösen. Dieser hatte im Herbst letzten Jahres zwei Vortragsveranstaltungen zur Gendertheorie und Transaktivismus veranstaltet, in denen sich kritisch damit auseinandergesetzt worden ist. Die damaligen Veranstaltungen wurden von Transaktivisten gestört, anschließend wurde dem Arbeitskreis Antifaschismus „Transfeindlichkeit“ vorgeworfen.

Aufgrund dieser Vorwürfe bestreben die Hochschulgruppen der Grünen, der JuSos sowie die offene linke Liste, die zusammen eine Mehrheit im Studierendenrat haben, den Arbeitskreis Antifaschismus aufzulösen. Das Vertrauensverhältnis sei nicht mehr gegeben, begründen die Hochschulgruppen ihren Schritt. Man gehe davon aus, dass der AK nichts an seiner Vorgehensweise und inhaltlichen Ausrichtung ändern wird. In einer Begründung hierzu heißt es: “Wir möchten nicht, dass der AK Antifa noch weiter mit Geldern der Studierendenschaft Vorträge finanziert, bei denen die bewusste Herabwürdigung von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen in Kauf genommen wird.“

Gegenüber dem Blog Ruhrbarone äußerte sich Anja Kleinky vom Arbeitskreis Antifaschismus zu der Thematik: „Dem AK Antifa, der sich seit 27 Jahren kritisch mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Phänomenen wie Antisemitismus, Homophobie, Islamismus usw. auseinandersetzt, Transfeindlichkeit vorzuwerfen, ist infam und entbehrt jeder Grundlage. Wir verurteilen jedwede Diskriminierung von Transpersonen, kritisieren aber deutlich die Auswüchse eines Transaktivismus, der sich zunehmend radikalisiert und eine Gefahr für die freie politische Debatte darstellt.“ Und weiter: „Gerade an einer Universität sollte der Streit um unterschiedliche Positionen und Denkschulen unumstößlich sein – doch genau das wird unter dem Vorwand von Diskriminierung und Transfeindlichkeit immer mehr verhindert, wie jüngst auch das Vortragsverbot einer Biologin an der Humboldt Universität zeigt.“

In einem Interview mit dem Zeitung Jungle World erklärt das Mitglied des AK-Antifa Raik: „Auf der von der AG Antifa im September organisierten Veranstaltung ‚Austreibung der Natur. Zur Queer- und Transideologie‘ hatten die Referenten Vojin Saša Vukadinović und Hannah Kassimi unter anderem die Gendertheorie von Judith Butler kritisiert. Im Vorfeld gab es aus der queeren Szene in der Region die Ankündigung, die Veranstaltung zu ­verunmöglichen beziehungsweise den ‚TERFs den Abend zu vermiesen‘. Unser dadurch notwendiges Sicherheitskonzept wurde von der damaligen Stura-Vorsitzenden mutmaßlich direkt an die Störer weitergegeben, die es dann auf Twitter veröffentlichten.“

Und Raik weiter: „Das Vorgehen der Antragstellenden ist der Versuch, eine Gruppe und damit deren Position zu diskreditieren. Und dies letztlich nur, weil ihre Gewissheiten von uns in Frage gestellt werden. Es ist also eine besonders autoritäre Abwehr von Kritik. Mehr noch: von Auseinandersetzung, Diskussion und Denken überhaupt. Mir würde spontan kein anderer Begriff als cancel culture für dieses Vorgehen einfallen.“

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