David Beasley, scheidender Leiter des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), warnt vor einer neuen Flüchtlingswelle aus Syrien, „wenn dort das Ernährungsproblem nicht schnell gelöst wird“. Die Lage sei sehr ernst in dem von einem andauernden Bürgerkrieg und zuletzt von einem Erdbeben getroffenen Land. Doch auch anderswo im Nahen Osten und in vielen Regionen Afrikas drohe ein schwieriges Jahr, sagte Beasley der Süddeutschen Zeitung.
Nach sechs Jahren endet an diesem Dienstag die Amtszeit des 66-jährigen Republikaners und früheren Gouverneurs von South Carolina. Er schaffte es einerseits, vor allem die Politik in den USA und in Deutschland davon zu überzeugen, das Welternährungsprogramm mit mehr Geld auszustatten, 2022 erhielt die wohl wichtigste Organisation im Kampf gegen den Welthunger die Rekordsumme von 14,7 Milliarden US-Dollar. „Damit konnten wir die Lage in vielen Ländern stabilisieren“, erklärt Beasley.
Andererseits stieg die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, die also nicht wissen, woher ihre nächste Mahlzeit kommen soll, seit 2017 von 80 auf 345 Millionen an. Regionale Konflikte, die Auswirkungen des Klimawandels, die Corona-Pandemie und zuletzt der russische Krieg in der Ukraine destabilisierten das globale Lebensmittelsystem und ließen die Preise steigen. Beasley ist pessimistisch: „Ich glaube nicht, dass es in nächster Zeit besser wird. Im Gegenteil, es wird noch schlimmer.“ Schon jetzt habe das WFP Schwierigkeiten bei der Finanzierung. „Wir kürzen gerade Hilfslieferungen für Syrien und Afghanistan“, erklärt Beasley.
Beasley warnt die reichen Länder des Nordens davor, den Kampf gegen den Hunger im Süden zu ignorieren. Denn auch ihre nationalen Finanz- und Sicherheitsinteressen seien davon betroffen. Sollte die Ernährungskrise eskalieren, sagt er Massenmigration und ein Aufschwung von Terroristengruppen wie den Islamischen Staat voraus. Das zu bewältigen und einzudämmen, koste dann wesentlich mehr, als jetzt das Welternährungsprogramm mit genügend Geld auszustatten. Finanzmittel seien genug vorhanden, erklärt Beasley. „Es gibt mehr als 400 Billionen Dollar Vermögenswerte auf dem Planeten – wir sollten uns schämen, dass dennoch Kinder verhungern.“
Ob allerdings so gegen den Hunger in der Welt bisher wirksam etwas getan wurde und nicht das meiste Geld in den Taschen der korrupten Eliten der Hunger-Länder landete, dazu sagt Beasley nichts. Dass mit noch so viel Geld für den WFP gar die Migrantenströme verringert werden könnten, ist nicht im Blick dieser UN-Organisation. Bei den UN kümmert es die eine Unter- und Nebenorganisation nicht, was die andere tut – Hauptsache, dem Riesen-Bürokraten-Apparat und seinen hoch und steuerfrei überbezahlten Funktionären geht es gut.