Tichys Einblick
Die Strom-Vetternwirtschaft

Umverteilung treibt den Strompreis – Kunden zahlen den Preis für gierige Politik

Am steigenden Strompreis haben die Erzeugungskosten den geringsten Anteil. Ein immer größerer Anteil der Stromrechnung begleicht die Kosten der Politik: Umverteilung, Subventionierung und Vetternwirtschaft auf höchstem Niveau belasten die Verbraucher.

imago images / MiS

Sind es böse Manager, die den Strom so teuer machen – allen voran die weitgehend im kommunalen Besitz befindlichen Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke RWE? Man könnte es meinen. Unschuldslämmer sind sie wahrlich nicht. Aber das Geschehen bestimmen nicht sie, sondern die Politik. Stromerzeugung und -verteilung sind mittlerweile einer der am intensivsten vom Staat regulierten Wirtschaftsbereiche; übertroffen vielleicht noch von Krankenhäusern.

»So zocken uns die Stromversorger ab« – meldete Bild am Sonntag und zitiert den Gründer des »Tarifaufpassers« SwitchUp, Arik Meyer: »Für die Stromanbieter ist der Preis für eine Kilowattstunde um gerade mal 0,17 Cent gestiegen, an ihre Kunden haben sie aber eine Preiserhöhung von 2,95 Cent weitergegeben.«

SwitchUp ist ein sogenannter Wechseldienst, der die Preise der Stromanbieter mit ihren unterschiedlichen Tarifen vergleicht und für ihre Kunden automatisch den Wechsel der Verträge mit den Anbietern organisiert. Die Kunden sollen so im Jahr zwischen 73 und bis zu 400 Euro im Jahr sparen.

Laut Verivox haben 85 Prozent der rund 5000 Versorger die Preise angehoben und mit höheren Beschaffungskosten begründet. Steigen die Preise, würden sie schnell an die Verbraucher weitergegeben, doch umgekehrt ist das nicht der Fall, monieren Verbraucherschützer seit langem. So wirft Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbands (vzbv) den Versorgern Preistreiberei vor: »Die fallenden Großhandelspreise für Strom müssen endlich bei den Verbrauchern ankommen. Es kann nicht angehen, dass viele Stromanbieter ihre Preise sogar erhöhen, obwohl sich der Börsenstrompreis seit dem Jahr 2018 etwa halbiert hat. Würden die Anbieter den gesunkenen Börsenstrompreis vollständig weitergeben, würde ein Durchschnittshaushalt mit 3.500 Kilowattstunden pro Jahr aktuell rund 75 Euro einsparen.«

Er fordert, dass angesichts der Corona-Krise die Energieversorger dringend die Verbraucher mit einer niedrigeren Strompreisrechnung entlasten müssten, statt eigene Gewinne durch gesunkene Beschaffungspreise zu maximieren: »Es kann nicht angehen, dass viele Stromanbieter ihre Preise sogar erhöhen, obwohl sich der Börsenstrom seit 2018 in etwa halbiert hat.« Klingt populär, ist aber populistisch.

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Denn dieser variable über die Börsen gehandelte Anteil macht nur einen geringen Teil des Strompreises aus. Mehr als die Hälfte verschwinden in Steuern, Abgaben und Umlagen, nur etwa ein Viertel des Strompreises entfallen auf Beschaffungskosten. Mit anderen Worten: Viele staatliche Hände greifen in die Taschen der Stromkunden, ohne selbst Strom zu produzieren. Der Strompreis ist ein Produkt der Umverteilung durch den Staat, nur zum Teil haben die echten Kosten daran Anteil.

Das Hauptproblem der exorbitant hohen Strompreise bleiben die stark gestiegenen EEG-Abgaben, mit denen Windräder, Photovoltaik- und Biogasanlagen bezahlt werden.

21,5 Prozent, also 6,756 Cent pro Kilowattstunde kostet jene EEG-Umlage für die Subventionierung von Solarzellen und Windrädern, fast genausoviel wie die Erzeugung des Stromes übrigens, die 7,06 Cent pro Kilowattstunde kostet oder 22,4 Prozent. Genausoviel gehen nochmal für Strom- und Umsatzsteuern drauf, nämlich 7,07 Cent pro kWh. Weil die Offshore-Windanlagen in der Nordsee so extrem teuer sind, kommt nach Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz noch 1 Cent/kWh oder 3,2 Prozent drauf. Es sind also per Gesetz bestimmte Kosten, die dann auf die Verbraucher abgewälzt werden. Beträge, die sich ansehnlich summieren. Der Staat garantiert zudem Netzbetreibern wie Eon und RWE rund 80 Prozent ihrer Einnahmen.

Der Strom ist in Deutschland wohl weltweit am teuersten. Wie das Vergleichsportal Verivox immer wieder vorrechnet, liegen die Preise 163 Prozent über dem durchschnittlichen Preis von 135 anderen Ländern. 32,10 Cent kostet die Kilowattstunde Strom hierzulande, sagenhafte 20 Cent mehr als der internationale Schnitt von 12,22 Cent. Der Preis steigt im kommenden Jahr weiter, wenn die im Sommer beschlossene CO2-Abgabe auch auf den Strompreis aufgeschlagen wird. Die Bundesregierung versucht, die horrenden Kosten zu verstecken, indem sie die EEG-Abgabe senkt und stattdessen aus dem Steuertopf noch was dazugibt. Dann klingt besser, was der über den Tisch gezogene Steuerzahler für die Energiewende abdrücken muss.

Eigentlich sollten Wind und Sonne kostenlos sein, wenn es nach dem Propagandisten Franz Alt gegangen wäre.

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