Der Vize-Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Vadym Skibitsky, hat eine Gegenoffensive seines Landes angekündigt, die die Rückeroberung der Krim ebenso vorsieht wie Angriffe auf russisches Gebiet. „Der Zweck unserer Gegenoffensive besteht darin, alle besetzten Gebiete der Ukraine zu befreien – einschließlich der Krim. Wir hören erst dann auf, wenn wir unser Land in den Grenzen von 1991 zurückhaben. Das ist unsere Botschaft an Russland und an die internationale Gemeinschaft“, sagte Skibitsky den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). „Die Minsker Abkommen sind Geschichte – wir werden diesen Fehler nicht wiederholen. Jede Verhandlung in diesen Zeiten gibt Putin eine Atempause, um seine Truppen für einen neuen Angriff zu formieren.“
Die ukrainische Armee könne mit Raketen und Artilleriesystemen auch Flugplätze oder Depots der Russen treffen, betonte Skibitsky. „Es ist möglich, dass wir auch Waffendepots oder Militärgerät auf russischem Territorium zerstören, etwa rund um die Stadt Belgorod. Von dort werden Angriffe auf die Ukraine gestartet. Das ist etwa eine Bedrohung für Charkiw.“ Der Beginn der ukrainischen Gegenoffensive sei für Frühjahr vorgesehen. „Es ist eines unserer strategischen militärischen Ziele, dass wir versuchen, einen Keil in die russische Front im Süden zu treiben – zwischen der Krim und dem russischen Festland“, erklärte Skibitsky.
Die Gegenoffensive hänge von mehreren Faktoren ab. „Zunächst von der Vorbereitung unserer Soldaten. Dann kommt es auf die westlichen Lieferungen von Waffen wie Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Raketen und Munition an – und auf die Ausbildung unserer Soldaten in westlichen Ländern. Auch die Moral der russischen Soldaten spielt eine Rolle.“
Bundeswehrverband erwartet 10 Jahre Konflikt mit Russland
Der Chef des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, erwartet, dass der Konflikt mit Russland für die Nato und Deutschland noch eine Dekade dauern könnte. „Es wäre naiv zu glauben, dass der Krieg in diesem Jahr vorbei sein wird“, sagte Wüstner der „Bild am Sonntag“. „Putin wird vorerst von seinen Kriegszielen nicht abweichen. Er wird weiter versuchen, Europa zu destabilisieren. Innenpolitisch bereitet er die russische Bevölkerung auf einen langfristigen Systemkonflikt mit dem Westen vor. Wir erleben ein Kriegsjahrzehnt in Europa. Die Nato und Deutschland müssen sich strategisch auf eine Dekade an Bedrohung ausrichten.“ Wüstner drängt daher auf eine schnellere Aus- und Aufrüstung bei der Bundeswehr: „Wir müssen die Ukraine weiter unterstützen und gleichzeitig die Bundeswehr selbst schneller ausrüsten. Nur so können wir gemeinsam mit der Nato für eine glaubwürdige Abschreckung sorgen. Wer abschreckt, verhindert Krieg. Wer nicht abschreckt, lädt ein.“
Basis dts Nachrichtenagentur