Tichys Einblick
Geplatzte Übernahme

Twitter will Elon Musk verklagen

Der Multi-Milliardär hat am Freitag die anberaumte Twitter-Übernahme abgebrochen. Twitter habe in zwei Monaten nicht wie vereinbart die Zahl der Fake-Accounts genannt. Twitter klagt und will den Kauf vor Gericht durchsetzen.

IMAGO / Pacific Press Agency

Am Freitag hat Tesla-Chef Elon Musk angekündigt, die Übernahme des Social-Media-Dienstes Twitter zu beenden. Als Grund nannte er, dass die Plattform es versäumt habe, die Zahl der Bots und Fake-Accounts aufzulisten. Die Twitter-Aktie reagierte mit einem Kurssturz. Sie fiel um 6 Prozent auf 34,58 Dollar. Bei Übernahmebeginn hatte sie bei 51,70 Dollar gelegen, Musk stellte 54,20 Dollar pro Aktie in Aussicht.

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Musks Anwälte argumentierten damit, dass das Unternehmen sich gewehrt hätte, Informationen über Spam- und Fake-Accounts freizugeben, was „fundamental“ für die Geschäftsfähigkeit eines solchen Unternehmens sei. Twitter verstoße „in erheblichem Maße gegen mehrere Bestimmungen des Buyout-Deals“ und habe „falsche und irreführende Angaben“ gemacht, auf die sich Musk bei Vertragsschluss gestützt habe.

Der SpaceX-Gründer habe bereits am 6. Juni Twitter mitgeteilt, dass es seinen Teil der Vertragspflichten verletzt hätte, weil es keine Informationen zur Dunkelzahl der Twitter-Fake-Accounts lieferte. Im Anwaltsschreiben steht: „Twitter hat es versäumt oder verweigert, diese Informationen bereitzustellen. Manchmal hat Twitter die Anfragen von Herrn Musk ignoriert, manchmal hat es sie aus scheinbar ungerechtfertigten Gründen abgelehnt, und manchmal hat es behauptet, es zu tun, während es Herrn Musk unvollständige oder unbrauchbare Informationen gegeben hat.“

Die Frage der „falschen“ Accounts auf Twitter hatte Musk auch auf der Plattform bespielt. Dabei wurde es insbesondere in den letzten Wochen auf dem Account des reichsten Mannes der Welt (Forbes) ruhig. Das Twittergeschäft stand nicht mehr im Mittelpunkt von Musks Themen. Erst am Freitag bemerkte Musk in einer Diskussion, dass es die eigentliche Frage bei Twitter sei, wie viele echte Accounts der Dienst eigentlich habe.

Während die woke Belegschaft wegen der geplatzten Übernahme aufatmet, ist der fallende Aktienkurs ein Desaster für das Unternehmen. Bret Taylor, der Vorsitzende von Twitter, kündigte den Gang vor Gericht an: „Der Twitter-Vorstand ist entschlossen, die Transaktion zu dem mit Herrn Musk vereinbarten Preis und den vereinbarten Bedingungen abzuschließen, und plant, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Fusionsvereinbarung durchzusetzen“, twitterte Taylor am Freitagnachmittag. „Wir sind zuversichtlich, dass wir uns vor dem Delaware Court of Chancery durchsetzen werden.“

Musk und Twitter hatten im April einen 44-Milliarden-Kauf vereinbart. Dabei wurde eine Strafe von 1 Milliarde Dollar für die Seite vereinbart, die vom Kauf zurücktritt. Nun droht ein langwieriger Rechtsstreit. Twitter hatte immer wieder betont, die Übernahme vollziehen zu wollen. Tech-Analyst Dan Ives sprach von einem „Katastrophenszenario“ für Twitter und seinen Verwaltungsrat, weil sich diese nun in einem langen Gerichtsstreit mit Musk verzetteln könnte.

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Der gebürtige Südafrikaner hatte mehrmals betont, dass es ihm beim Kauf der Plattform um Meinungsfreiheit gehe. Außerdem wollte er das Unternehmen von der Börse nehmen. Musk stellte in Aussicht, den Dienst auf eine Milliarde Nutzer anwachsen zu lassen. Die Zahl der rund 7.500 Mitarbeiter wollte er dagegen reduzieren. Unmut hatte er damit nicht nur unter der woken Belegschaft, sondern auch in den Massenmedien hervorgerufen. Musks Übernahme würde die Meinungsfreiheit und damit „Hate Speech“ stärken, lautete eine gängige These.

Musk wird voraussichtlich am Samstag auf der Sun Valley Conference von Allen & Co. in Idaho sprechen und den Fall aufgreifen.

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