Twitter kennzeichnet die BBC als „government funded“ (staatlich finanziert) – und nicht nur in der englischsprachigen Welt sorgt das für Ärger. Dass die bekannteste Rundfunkanstalt der Erde sich bei Twitter beschwert hat, versteht sich selbst. „Die BBC ist unabhängig und ist es immer gewesen“, teilte der Sender am Sonntag mit. „Wir werden durch die Rundfunkgebühren von der britischen Öffentlichkeit finanziert.“
In einem offiziellen Schreiben betonte Twitter-Eigentümer Elon Musk, dass es sinnvoll sei, auf Eigentumsverhältnisse und Geldquellen aufmerksam zu machen. „Meiner Meinung nach sollten Medien selbstreflexiv sein und nicht fälschlicherweise behaupten, völlig unvoreingenommen zu sein. Alle Organisationen sind voreingenommen, manche natürlich mehr als andere“, so Musk weiter. Er persönlich halte die BBC für eine der wenigsten voreingenommenen Organisationen.
Die Auseinandersetzung um die Bezeichnung der BBC entwickelte sich im deutschen Sprachraum bald zu einem Stellvertreterkampf. Denn was für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Großbritanniens gilt, könnte bald auch für die Sendeanstalten in Deutschland gelten, die gerne für sich selbst den Anspruch erheben, nach dem Vorbild der BBC aufgebaut worden zu sein.
Insofern war das Thema ein Anliegen des ÖRR und seiner Mitarbeiter. Rolf Büllmann, ehemaliger ARD-Korrespondent und heute für den Radiosender Bayern 2 tätig, schrieb: „Jetzt bezeichnet Twitter die BBC als ‚government funded‘. Öffentlich – rechtliche, beitragsfinanzierte Sender sind weder ‚von der Regierung finanziert‘ noch ‚staatliche Medien‘.“
Annette Dittert, ARD-Korrespondentin in London, wandte sich an Elon Musk und beharrte ebenfalls darauf, dass die BBC ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk sei, sie werde über ein Gebührensystem betrieben, was „völlig anders“ sei als eine staatliche Finanzierung.
Auch Journalisten, die nicht aus der öffentlich-rechtlichen Senderfamilie entstammten, kritisierten den Vorgang. „Noch haben Musks Minions nicht den ÖRR entdeckt. Nächste Woche dann ‚government funded media‘, wie jetzt schon BBC, und dann den ganzen Tag Staatsfunkdebatten mit Elon-Bros, gar keinen Bock“, erklärte Hendrik Wieduwilt, früher Pressesprecher im Bundesjustizministerium und ehemaliger ZDF-Moderator. Auch „Reporter ohne Grenzen“ kritisierten den Vorgang.
Bereits in den vergangenen Tagen und Wochen hatte Twitter damit begonnen, Accounts von Nachrichtenformaten zu kennzeichnen. So hatte auch der US-Sender NPR die Bezeichnung „government funded“ erhalten. Wegen des Streits mit Twitter hat NPR seit dem 5. April seinen Account nicht mehr bedient.