Kaum ein Fußballturnier der letzten Jahre wurde so politisiert wie diese Europameisterschaft: Moraldebatten über Corona-Verstöße, Regenbogenflaggen und das knien vor dem Spiel im Sinne von Black Lives Matter. Der Fußball selbst gerät da schon fast in den Hintergrund.
Doch ausgerechnet die aktuell im Mittelpunkt stehende und europaweit beliebte Squadra Azzurra, die italienische Nationalmannschaft, verweigert sich jetzt dem Zeitgeist. Im Spiel gegen Wales kniete etwa die halbe Mannschaft nicht vor Spielbeginn.
Das gefiel den Tugendwächtern des Internets überhaupt nicht, weshalb es sofort einen großen Aufschrei gab. Die Hälfte des italienischen Teams wurde vielfach kurzerhand zu Rassisten erklärt. Jeder, der sich nicht genauestens an den vorgeschriebenen Antirassimus-Gesten-Kodex hält, so die Unterstellung, kann halt nur das genaue Gegenteil sein: nämlich Rassist.
Doch anstatt einzuknicken zog die italienische Nationalmannschaft eine ganz andere Lehre daraus: Trainer und Team haben sich nämlich darauf geeinigt, in Zukunft überhaupt nicht mehr vor dem Spiel zu knien.
Eigentlich enden Shitstorms wie diese meist mit einer Entschuldigung des Abweichlers – diesmal ist es anders ausgegangen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer dafür, dass es beim Fußball vielleicht doch noch um Fußball und nicht um das Aussenden von Tugendsignalen geht.