Ein Lehrstück aus der Medienwelt ist am Tage nach der Absage des Treffens Trump und Jong-un der kurze Blick zu NZZ und Spiegel. Es ist die ewige Wiederkehr der Geschichte vom halb vollen und halb leeren Glas.
Was SPON da ins Netz stellt, ist nicht falsch, aber die Betonung ist klar. Trump ist schuld. Gottseidank. Und darum geht es diesem Magazin und anderen Medien seit der Wahl des „falschen“ Kandidaten in erster Linie, Trump-bashing first, um die Sache geht es allenfalls in zweiter, dritter, vierter Linie. Kernsätze SPON:
„Für Trump ist die Absage so oder so ein herber Rückschlag. Schon lange hatten etliche Nordkorea-Experten davor gewarnt, dass Kim niemals rasch auf die US-Forderungen eingehen würde.“
„Außenpolitik ist eben komplizierter als ein Immobiliendeal in West Palm Beach.“
In der Neuen Züricher Zeitung kommt das online anders daher:
Kernsatz bei den Schweizern:
„Auffallend war, dass Trump seine Entscheidung nicht in einer gehässigen Twitter-Botschaft bekanntmachte, sondern in einem Brief an Kim, der in ausgesucht höflichem Ton verfasst war.“
Die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende des Pokers, Trump eine positive Bilanz zieht, ist größer als die Freude von SPON und Co. auf sein Scheitern. Was die Einheitsfront gegen Trump nicht kapiert, ist eine ganz einfache Sache: Trump sorgt für Bewegung, das alte Establishment auf beiden Seiten des Atlantiks für Stillstand. Ich wiederhole meine Fußnote von gestern:
Die Türen, die Trump aufgestoßen oder zugeschlagen hat, schließt oder öffnet auch kein US-Präsident nach ihm. Clintonites auf beiden Seiten des Atlantiks, lasst eure Hoffnungen fahren.