Tichys Einblick
TE-Interview 08-2024

Energieexperte Thess: Komplette Umstellung auf Sonne, Wind und Speicher nicht finanzierbar

Prof. Thess plädiert für Abschaffung des EEG: „Deutsche Solar- und Windenergie spart keine einzige Tonne CO2“

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Stuttgart. Der Energieexperte Prof. André Thess von der Universität Stuttgart hält eine komplette Umstellung der deutschen Stromerzeugung auf Erneuerbare Energien, abgesichert durch Speicher, für nicht finanzierbar. Eine komplette Umstellung inklusive des Baus von bereits weltweit erprobten Flüssigsalzspeichern koste „grob gerechnet zehn Billionen Euro, gerechnet auf 20 Jahre. Die Summe pro Jahr entspräche dann fast dem gesamten Bundeshaushalt“, erklärt Prof. Thess im Gespräch mit der August-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick. Thess zählt zu den führenden Forschern auf dem Gebiet der Speichertechnologie in Deutschland. In der genannten Summe eingerechnet sind auch die Ausgleichszahlungen an die Besitzer von Windrädern und Solarkraftwerken, die Geld erhalten, wenn ihr Strom nicht gebraucht wird.

Der Experte für Energiespeicher und effiziente Energiesysteme hält das deutsche Energiesystem für „teuer und ineffizient, weil es an staatlicher Überregulierung leidet“, so Prof. Thess. „Um es preiswerter, sicherer und umweltfreundlicher zu machen, plädiere ich ganz allgemein dafür, den staatlichen Einfluss zurückzudrängen. Dazu müsste konkret als Erstes das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das EEG, abgeschafft werden“, so der Energieexperte. „Das EEG passt zum CO2-Zertifikatehandel ungefähr wie der Gürtel zum Hosenträger. Mein Kollege Hans Werner Sinn hat mehrfach und umfassend dargelegt: Der mit den EEG-Milliarden finanzierte Ausbau von Solar- und Windenergie in Deutschland erspart der Erdatmosphäre keine einzige Tonne CO2.“ Der Grund: Die in Deutschland eingesparte Tonne CO2 werde über den Zertifikatehandel in einem anderen EU-Land genutzt und emittiert.

„Eine Abschaffung des EEG würde automatisch dazu führen, dass die volkswirtschaftlich effizientesten Maßnahmen zur CO2-Vermeidung ergriffen würden. Das würde mehr Marktwirtschaft schaffen“, so der Wissenschaftler. Ohne EEG würde effizienter in Erneuerbare Energieträger an optimalen Standorten investiert, inklusive Speichertechnik, um nicht benötigten Strom speichern und später lukrativ verkaufen zu können. „Die Begrenzung des gesamten CO2-Ausstoßes durch den EU-Zertifikatehandel auf eine bestimmte Menge reichen als Lenkungswirkung völlig aus. Dann wird je nach Standortbedingungen entweder Wind-, Solar- oder eben Kernkraft ausgebaut.“


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