Tichys Einblick
Nach Hinweis von ausländischem Geheimdienst

Terrorverdächtiger in Duisburg festgenommen: Tarik S. wollte Pro-Israel-Demos angreifen

In Duisburg wurde ein wegen Mitgliedschaft im IS vorbestrafter Dschihadist festgenommen. Tarik S. aus Herford soll einen Terroranschlag gegen eine pro-israelische Demonstration geplant haben. Gemutmaßt wird, dass er dazu einen LKW hätte nutzen können.

Festnahme wegen Terrorverdachts in einem Haus an der Cecilienstraße in Duisburg, 24. Oktober 2023

IMAGO / Funke Foto Services

Sie leben unter uns, das wird schrittweise immer mehr Menschen, sogar Politikern klar. Friedrich Merz etwa, dem auffiel, dass es vielleicht nicht noch mehr „antisemitische junge Männer“ im Land braucht. Oder dem Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (gleiche Partei), der sagt: „Wer hier leben will, muss akzeptieren, dass die Verantwortung für Israel zur deutschen Identität und Staatsräson gehört. Wer das nicht akzeptieren will, der kann nicht zu unserer Gesellschaft gehören.“ Folgerichtig ist, dass wiederum Friedrich Merz eine Einbürgerung von Antisemiten und Israel-Hassern ausschließen will. Die Forderung mutet nur auf den ersten Blick merkwürdig an. Tatsächlich sollte, so wie Haseloff nahelegt, schon der dauerhafte Aufenthalt in Deutschland an ein Bekenntnis zu unseren Grundwerten gebunden sein.

Nun hat es wieder an den gemeinsamen Grundwerten gemangelt. In der Duisburger Innenstadt nahm ein Spezialkommando den 29-jährigen Tarik S. fest. Er soll einen Terroranschlag auf eine Pro-Israel-Kundgebung geplant haben und war bereits als „Hochrisiko-Gefährder“ (Bild) bekannt. Das Essener Polizeipräsidium hat eine Sonderkommission für die Ermittlungen gegründet. Der ausschlaggebende Hinweis kam von einem ausländischen Geheimdienst.

Das Bundeskriminalamt schätzte ein, dass S. „aufgrund des gewählten Modus Operandi … vermutlich eher weiche Ziele bzw. aktuell regelmäßig stattfindende Solidaritätskundgebungen mit einer größeren Anzahl von Personen auswählen wird“. Damit sind spontane Versammlungen und Demonstrationen von Israel-Freunden gemeint, wie sie derzeit immer wieder stattfinden. Ziele gäbe es viele. Und Tarik S. soll nach genau solchen Kundgebungen gesucht haben. In Chats habe S. zudem geschrieben, dass er als Märtyrer sterben wolle.

Die Tat des Brüsseler Attentäters, der vor gut einer Woche zwei Schweden ermordete, soll den Terrorverdächtigen außerdem inspiriert haben. Laut BKA hat er den Attentäter von Brüssel gelobt. Außerdem hatte S. leichten Zugang zu einem LKW, den er für seine Tat hätte nutzen können.

Erst Alkohol und hübsche Mädchen – dann Koran und IS

Nun kommen aber noch weitere interessante Informationen der Bild: „S. kommt ursprünglich aus der Dschihadistenszene in Herford.“ Gut zu wissen, dass die westfälische Mittelstadt so etwas beherbergt. Tarik S. wuchs zwischen Islam und der breiteren Gesellschaft auf. In einem Online-Profil schrieb er in eigener Rechtschreibung von sich: „liebe eikohol liebe hüpsche Mädchen hasse scheiss emos, panker, schwuchteln, leute die denken sie wären cool wenn sie ältere leute anmachen, mädchen die selbst kein kopftuch tragen und trotsdem mainen sie wären ein besserer muslim als ich … ich liebe korräckte läute, weiber, partys“. Eine Spiegel-TV-Reportage zeigte diese und andere Facetten.

Ende 2013 reiste S. über die Türkei nach Syrien, wo er sich dem IS anschloss. Sein Kampfname war Osama Al-Almani – „Osama der Deutsche“. Angeblich gibt es Bilder von ihm mit einem geköpften Opfer. 2016 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde am Flughafen Frankfurt vom Staatsschutz verhaftet. 2017 bekam er vom Oberlandesgericht Düsseldorf fünf Jahre für seine Mitgliedschaft beim Islamischen Staat.

Ein Nachbar sagte zu Bild: „Der Mann war immer freundlich, aber was auffällig war: Er war die ganze Nacht wach und man hatte den Eindruck, der baut irgendwas. Bis morgens war es laut.“ Baute er etwa an einer Bombe? Das wird hier bewusst offen gelassen. Festzuhalten bleibt allerdings, dass der oberflächliche Eindruck täuschen kann. Den Dschihadisten Tarik S. erwartet nun wohl ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen der von ihm verfolgten Anschlagspläne.

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