Der neue Pandemievertrag und die reformierten Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) werden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine nochmals größere Macht und mehr Kompetenzen geben. Schon jetzt kann der Generaldirektor eine Pandemie ausrufen, was der aktuelle Amtsinhaber bis jetzt zwei Mal getan hat: einmal für Covid. einmal für die Affenpocken. Die erste Ausrufung galt als verspätet und wurde zum ‚Erfolg‘ für die Gesundheitsplaner und Kontrolleure. Die zweite galt als verfrüht und machte keinen Eindruck. In beiden Fällen lagen wichtige Bedingungen nicht vor. Natürlich hatte es zudem Probeläufe gegeben, etwa SARS, EHEC, MERS oder die Schweinegrippe, doch keiner gelang so perfekt wie der Lauf von Covid-19.
Dazu passt, dass Tedros schon 1991 der ursprünglich kommunistischen Volksbefreiungsfront von Tigray (Tigray People’s Liberation Front, TPLF) beitrat und als Kader derselben jahrelange Äthiopien mitregierte. Tigray ist eine Provinz im Norden Äthiopiens. Die TPLF war zunächst mit der Kommunistischen Partei Albaniens, der späteren Partei der Arbeit, verbrüdert gewesen. 1991 wurde sie zur äthiopischen Regierungspartei, rückte stückweise von linksextremen Positionen ab und verlor so den Status als terroristische Vereinigung aus Sicht der US-Dienste. Spätestens 2014 zeigte sich die US-Administration sogar sehr offen gegenüber den TPLF-Akteuren, die fortan in den USA Spenden sammeln, Mitglieder werben und militärische Trainings durchlaufen oder geben durften. Das kommunistische China hat wachsende Millionenbeträge auch an das Äthiopien der TPLF überwiesen.
Tedros’ Heimat- und Hamasliebe
Die Wahl von Tedros konnte man natürlich optimal als afrikanische Selbstbefreiung aus den Banden des Postkolonialismus malen, auch wenn Äthiopien zu den Ländern gehörte, die niemals kolonisiert worden waren; nur für den Küstenstreifen am Roten Meer, das heutige Eritrea, gilt das nicht. Eritrea und Äthiopien trennten sich in einem langen kriegerischen Prozess voneinander (1961–1991, erneuter Krieg 1998–2002). Später war es der in Nordäthiopien siedelnde Stamm der Tigray, der mittels der TPLF erneut einen inneren Konflikt in Äthiopien hervorrief, in den später auch Eritrea hineingezogen wurde.
Auch hinter Unruhen gegen Eritrea-Festivals in europäischen und nordamerikanischen Städten soll die TPLF stecken. Und zu deren wichtigsten und nachdrücklichsten Vertretern gehört eben der WHO-Chef Tedros Adhanom Gebreyesus. Von 1991 bis 2018 regierte die TPLF ganz Äthiopien. Alle seine Regierungsämter erhielt Tedros von der TPLF.
Später als WHO-Chef beklagte er öffentlich das Schicksal seiner Verwandten und malte einen drohenden Genozid in Tigray an die Wand. Sein Twitter-Profil nutzt Tedros bedenkenlos, um auf seine kämpfende Heimat aufmerksam zu machen. Auch die gaza-freundlichen Tweets passen gewissermaßen dazu, denn sie muten ebenso unausgewogen an zumal für einen UN-Offiziellen – von der unwahren Unterstellung, dass Israel das Al-Schifa-Krankenhaus angegriffen habe, bis zur Waffenstillstandsforderung vom 19. Mai dieses Jahres. Dabei spricht Tedros nur von palästinensischen Opferns, kein Wort dagegen von den israelischen und ausländischen (etwa US-amerikanischen) Geiseln der Hamas – doch die liegen ja auch nicht im Krankenhaus, sondern in dunklen Verliesen.
Wer ist dieser Mann?
Tedros wurde 1965 in Asmara im damaligen Kaiserreich Abessinien (heute: Eritrea) geboren. Sein Bruder starb im Kindesalter an einer Infektion, vielleicht Masern, mutmaßlich weil er nicht geimpft war und sicher, weil keine Medikamente da waren. Das soll Tedros geprägt haben. Der WHO-Chef erzählt die rührselige Geschichte gerne und oft. Angeblich wurde er deshalb Biologe und Immunologe, allerdings nicht Arzt. 1992 beendete er sein Studium an der University of London. 2000 wurde er zum Doctor of Philosophy im Fach Community Health (Gesundheit der Gemeinschaft) promoviert.
Schon 2005 wurde Tedros dann äthiopischer Gesundheitsminister in der Regierung der TPLF. 2012 avancierte er zum Außenminister, 2017 zum Generaldirektor der WHO. Er war der erste WHO-Chef, der nicht Mediziner war, sondern Immunologe. Und manche Medien framen so einen Vorgang neben der afrikanischen Herkunft Tedros’ als „Neuanfang“ für die WHO.
Unmittelbar nach seiner Berufung machte Tedros den simbabwischen Präsidenten Robert Mugabe zum Good-Will-Botschafter der WHO. Bei dem inzwischen verstorbenen Mugabe dachten viele aber weniger an guten als an bösen Willen und offenen Rassismus, etwa gegenüber weißen Farmern in Simbabwe, die Mugabe skrupellos vertrieb und enteignete.
2022 wurde Tedros ohne Gegenkandidaten für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt, unter anderem auf Vorschlag Deutschlands, Österreichs und Luxemburgs. Dabei hatte zwei Jahre zuvor sogar die Süddeutsche Zeitung der verbreiteten Kritik am WHO-Chef Raum gegeben. Zu den Kritikpunkten gehörte, dass Tedros die Ausrufung der Pandemie verzögert habe und „zu nachgiebig“ gegenüber China gewesen sei – jenem China, das seine Wahl unterstützt hatte. Die WHO fabulierte damals etwas von der lobenswerten Offenheit der chinesischen Führung, wo ein Donald Trump längst darauf hingewiesen hatte, wie viel die KP Chinas offenbar zu verbergen hatte. Im Juli 2020 forderten laut SZ immer mehr Menschen den Rücktritt von Tedros. Doch der blieb aus. Stattdessen kam die Wiederwahl. Später versandete eine WHO-Untersuchung der Covid-Ursprünge in Wuhan, an der ausgerechnet der US-Virologe Peter Daszak teilnahm, dessen EcoHealth Alliance selbst Gain-of-function-Forschung am Wuhan Institute of Virology (WIV) betrieben hatte.
Verhütungsmittel gezielt eingesetzt?
Eine laufende Petition von Äthiopiern und Eritreern stellt fest, Tedros sei bis heute ein „aktives Mitglied“ der Volksbefreiungsfront Tigray. Als solches sei er an einer Kampagne beteiligt, um die demokratisch gewählte Regierung Äthiopiens zu beschädigen und letztlich zu stürzen. So habe er das Horn von Afrika auch während der Pandemie destabilisiert – man könnte sagen, in deren Schatten.
Zu seinen Verfehlungen zählt die Resolution die folgenden: Tedros habe als äthiopischer Gesundheitsminister eine Cholera-Epidemie zu einer „akuten Durchfall-Welle“ deklariert, um negative Folgen für den Tourismus und sein Ansehen als Minister zu vermeiden. Allein das wäre ein absolut verantwortungsloses Verhalten.
Es gibt aber noch weitere Vorwürfe, die Ende 2020 von der Times berichtet wurden. Der amerikanische Ökonom David Steinman wirft Tedros vor, während seiner Amtszeit als äthiopischer Außenminister die Verfolgung gleich mehrerer Ethnien gebilligt zu haben. Als Außenminister sei Tedros eine von drei Personen gewesen, die die äthiopischen Sicherheitskräfte lenkten. Jahrelang soll er außerdem zum neunköpfigen Politbüro der Partei gehört haben. Tedros habe oppositionelle Politiker und ihre Unterstützer eingeschüchtert, unter anderem durch „willkürliche Haft … und langen Gewahrsam vor Prozessbeginn“.
Wollte er ganze Volksstämme vernichten?
Laut Steinman bezogen sich die rassistischen Politiken der TPLF-Junta nicht nur auf die Amhara, sondern auch auf die Völker der Konso, Oromo und Somali. Und die Zielrichtung sei gewesen, diese Volksstämme „teilweise oder in Gänze zu vernichten“. Ein WHO-Direktor mit genozidaler Vorgeschichte – das wäre schon auf grausige Art originell. Steinman war für 27 Jahre als Berater jener äthiopischen Bewegung für Demokratie tätig, die schließlich 2018 den Wahlsieg Abiy Ahmed Alis für sich verbuchen konnte. Er ist also eng mit den aktuellen Gegnern der TPLF assoziiert. Trotzdem sind Steinmans Aussagen harter Toback und laufen auf den Vorwurf des eliminatorischen Rassismus hinaus. Ethnische Säuberungen gab es in den letzten Jahrzehnten immer wieder. Aus Äthiopien sind sie nicht bekannt. Aber es ist ja Tedros Adhanom, der sagt, dass die Welt viel zu wenig auf diese Weltregion oder andere „nicht-weiße“ Konfliktherde wie den Jemen schaue.
Doch Steinmans Anwürfe sind noch nicht zu Ende. In den vier Jahren, in denen Tedros Außenminister war, sei die Führung der Staatsgeschäfte durch „weitverbreitete oder systematische Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ geprägt gewesen. Es geht konkret um Massenverhaftungen, (außergerichtliche) Hinrichtungen, Folterungen, planmäßige Vergewaltigungen und Dorfverbrennungen. Bei Wahlen in dieser Zeit gewann das Regierungsbündnis unter Einschluss der TPLF das sozialistische Ergebnis von 99 Prozent der Stimmen.
Aus allen diesen Gründen legte Steinman Klage beim Internationalen UN-Gerichtshof in Den Haag ein. Doch Ermittlungen gegen den WHO-Chef Tedros wären ein politisches Erdbeben: Es wäre der erste Hager Prozess gegen eine Führungsfigur der Vereinten Nationen. Die Tigray-Unruhen in der niederländischen Hauptstadt waren sozusagen der Hexensabbat auf diesem Gelände.
Daneben hat der äthiopische General Berhanu Jula den unmittelbaren Rücktritt von Tedros gefordert und behauptet, Tedros sorge noch immer für Waffenlieferungen an die umkämpfte Region Tigray. Tedros bestritt diesen Vorwurf in einem knappen Statement. Es sei falsch, dass er aktuell „in dieser Situation eine Partei ergreife“. Das sei nicht wahr, er stehe nur auf einer Seite, „und das ist die Seite des Friedens“. Besagt sein obiger Tweet mit der Hervorhebung der tigrayischen Opfer aber nicht doch etwas anderes? Und das umso mehr, als die Tigrayer international durchaus als selbstbewusste Aggressoren auftreten.
Tedros als Bauer der Pharma-, mRNA- und Digital-Lobby
Bei der WHO hat Tedros freilich eine ganz andere Aufgabe. Hier dient er als nützlicher Bauer für die internationale Pharma-, mRNA- oder auch Digital-Lobby. Man denke nur an die Spenden der Gates-Stiftung an die UNO-Untergliederung. Eine vorgeblich wohltätige supranationale Organisation scheint in Wahrheit ein unkontrollierter Sumpf der Gefälligkeiten zu sein, eine Weltregierung aus dem Elfenbeinturm heraus.
Dahinter wabert die Idee totaler Kontrolle, die sich – auf durchaus perverse Art – auch aus der sentimentalen Geschichte von Tedros’ Bruder nährt: Wo tragische Krankheit und Tod unerträglich und verboten sind, scheint am Ende nur absolute Kontrolle zu bleiben, um beiden den Garaus zu machen.
In Wahrheit ist es natürlich anders: Gute Medizinangebote würden reichen, um die öffentliche Gesundheit in vielen Ländern zu erhöhen. Aber das ist diesem Immunologen fremd, und es reicht dieser WHO nicht, weil es sie dann gar nicht bräuchte. Dass sich die UN-Organisation zu diesem technokratischen Ziel einen geistig unterkomplexen, politisch unfreien Generaldirektor wie Tedros Adhanom Gebreyesus gegeben hat, scheint aber durchaus konsequent und folgerichtig.