Tichys Einblick
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Die TE Sprit-Karte: Für wen sich das Tanken im Ausland lohnt

Die Spritpreise explodieren – TE zeigt in dieser Karte, bis wohin es sich mittlerweile lohnt, zum Tanken über die Grenze ins Ausland zu fahren. Selbst für Leipziger rentiert es sich, polnische Tankstellen anzusteuern.

Die Spritpreise in Deutschland sind auf einem Höchststand. In den Nachbarländern sind Benzin und Diesel teils drastisch billiger. Wer aus Südostbayern stammt, käme sogar billiger davon, wenn er durch ganz Österreich durch bis nach Ungarn zum Tanken führe.

„Serdecznie witamy!“, „herzlich willkommen“, prangte mir auf einem großen Schild entgegen. Ich war ohnehin auf dem Weg nach Ostbrandenburg und da der Sprit in Deutschland zum Luxusobjekt geworden ist, entschied ich mich gleich noch einen Abstecher nach Polen zu machen. Es war mein erster Aufenthalt in dem Land, der bestenfalls 10 Minuten dauerte, dafür aber umso bemerkenswerter war. Kaum in Polen suchte ich die erstbeste Tankstelle auf. Das war auch bitternötig. Ich hatte meine Fahrt wie ein Formel1-Rennen durchgeplant. Keinen Milliliter hatte ich in Deutschland zu viel getankt. Die Tanknadel war längst am unteren Anschlag.

An der Tankstelle angekommen, gab es überhaupt keine Verständnisprobleme. Der Angestellte sprach gutes Deutsch und die meisten Kunden kamen auch aus Deutschland. Um die Deutschen von den Polen zu unterscheiden, schien der Angestellte eine „Racial-Profiling“-Methode der besonderen Art entwickelt zu haben. Personen, welche zur Kasse mit Maske eilten, sprach er auf Deutsch an, alle die ohne Maske die Filiale betraten (die Maskenpflicht ist in Polen ja längst abgeschafft), sprach er polnisch an. Mit dieser Methode fuhr er erstaunlich gut, zumindest bis ich dann an der Reihe war.

Ich tankte zur ungünstigsten Uhrzeit und, da direkt an der Grenze, am ungünstigsten Ort. Die Preise in ganz Polen waren vermutlich nirgendwo so hoch, wie an dieser Tankstelle. Am Ende musste ich für fast 50 Liter etwas mehr als 70 Euro (1,48 Euro je Liter Super E5) ausgeben, während ich hierzulande weit über 100 Euro hätte zahlen müssen. Trotz eines Umwegs von rund 100 km sparte ich am Ende mehr als 20 Euro. Ausgegangen vom deutschen Durchschnittspreis in Höhe von 2,20 Euro je Liter Super (E5) und einem Verbrauch von 7 Litern.

Der Sprit ist in unseren Nachbarstaaten verhältnismäßig spottbillig. Mitunter können absurd lange Strecken zurückgelegt werden, bei denen sich das Tanken im Ausland dennoch finanziell lohnt. Wir gehen von einem Durchschnittsverbrauch von 7 Litern und einer Tankfüllung von insgesamt 50 Litern aus. Am 11.3. lag der Preis in Deutschland bei 2,20 Euro. In Polen zahlte man hingegen nur 1,43 Euro pro Liter. Bei 50 Litern beträgt die Preisdifferenz 38,50 Euro. 385 Kilometer könnte man (die folgenden Berechnungen sind natürlich rein theoretisch und berücksichtigen weder die „Kosten“ der Zeit noch den Verschleiß am Auto etc.) damit quasi „umsonst“ zurücklegen.

Wenn sie also weniger als 192 Kilometer von der polnischen Grenze entfernt leben, lohnt sich für Sie das Tanken in Polen. Zum Vergleich: Um von Leipzig nach Polen zu gelangen, muss man 215 km zurücklegen. Die Preisdifferenz war bereits vor dem Ukraine-Krieg enorm. Da in Polen die Mehrwertsteuer drastisch gesenkt wurde, hat sich die Differenz weiter vergrößert.

Der Tschechische Benzinpreis bewegt sich in der Nähe des polnischen und liegt bei ca. 1,47 Euro. Somit ist es im Umkreis von weniger als 355 km von Tschechien billiger dort, als in Deutschland zu tanken. Für einen Münchner ist es billiger in die Tschechische Republik zu fahren, als vor Ort zu tanken. Bei den Dieselpreisen ist Deutschland Spitzenreiter. Abgesehen von den Niederlanden ist Benzin in allen Nachbarstaaten billiger als in Deutschland. In Frankreich und Österreich kostet der Sprit 1,97 Euro, in Dänemark 1,99 Euro, in Belgien 2,10 Euro und in Luxemburg 1,89 Euro. Selbst in der sonst so teuren Schweiz liegt der Spritpreis mit 2,06 Euro unter dem deutschen.

Wer in Passau wohnt und 70 Liter tanken möchte, könnte sogar 343 km über die Grenze bis nach Ungarn fahren und würde gegenüber dem Tanken in Deutschland immer noch mehr als 5 Euro sparen.

Es ist also billiger, zwei Länder weiter zu fahren, als eine deutsche Zapfsäule aufzusuchen: Das allein dürfte die deutsche Sprit-Absurdität verdeutlichen.


Von Maximilian Tichy und Jonas Aston. An diesem Samstag wird die TE-Seite von jungen Autoren betrieben.

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