Berlin. Die ununterbrochene Angstberichterstattung über Klima und Umwelt lässt die Menschen zunehmend abstumpfen. Im Fall wirklicher Katastrophen wie die Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz seien dann die Behörden nicht mehr vorbereitet. „Es ist das, was Medienwissenschaftler „compassion fatigue“ nennen: Man wird ständig zum Mitleid, zur Angst und zur Aufmerksamkeit aufgefordert. Aber da es permanent passiert, kann man dem gar nicht mehr mit der eigenen Aufmerksamkeit und Angstbereitschaft entsprechen – sodass man dann in realen Katastrophen quasi hilflos ist“, erklärt der Kommunikationswissenschaftler Norbert Bolz im Gespräch in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Tichys Einblick. „Das ist eine erlernte Hilflosigkeit, der Effekt einer politisch-medialen Öffentlichkeit, die uns im Grunde falsche Maßstäbe an die Hand gibt für den Umgang mit realen Problemen.“
Inzwischen gebe es „eine ganze Angstindustrie“, so Prof. Bolz. „Es gibt Leute in den Medien, die davon leben. Es gibt Politiker, die sehr gut davon leben, weil sie dann mit ihren Programmen als angebliche Lösung kommen können. Und es gibt natürlich eine konkrete Angstindustrie: All die, die auf erneuerbare Energien setzen, oder auf E-Mobilität. Die hohe Aufmerksamkeit für diese Industriefelder ist doch eine unmittelbare Folge der angeblich drohenden Apokalypse.“ Anders sei die hohe finanzielle Unterstützung und der „unglaubliche Aufwand“ für die Energie- und Verkehrswende nicht denkbar. Dabei spielten die Medien eine entscheidende Rolle, weil sie ihre eigentliche Rolle nicht mehr erfüllen. „Die Medien haben sich von der sogenannten „vierten Gewalt“ in eine Propagandainstitution verwandelt, zumindest die Öffentlich-Rechtlichen. Sie machen im Grunde nichts anderes mehr, als Regierungspolitik voranzutreiben“, kritisiert Bolz.