Tichys Einblick
TE-Interview 05-2024

Ex-Marine-Chef Schönbach: Wenn man China nicht eingrenzt, ist es bald zu spät

Der frühere Chef der deutschen Marine-Streitkräfte, Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach, hält es für dringend notwendig, dass Japan, Südkorea und Australien sowie NATO-Staaten militärisch enger zusammenarbeiten, um den Einfluss Chinas im Indopazifik zu begrenzen.

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bernd Wüstneck

Frankfurt. Der frühere Chef der deutschen Marine-Streitkräfte, Vize-Admiral Kay-Achim Schönbach, hält es für dringend notwendig, dass Japan, Südkorea und Australien sowie NATO-Staaten militärisch enger zusammenarbeiten, um den Einfluss Chinas im Indopazifik zu begrenzen. „China hat in einem Zeitraum von vier Jahren den Tonnageraum der gesamten französischen Marine gebaut und in Dienst gestellt. Und es geht trotz der wirtschaftlich schwieriger werdenden Umstände nahezu ungebremst weiter“, schildert der Anfang 2022 unter öffentlichem und politischem Druck zurückgetretene Marine-Inspekteur im Gespräch mit der Mai-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick. „Von besonderer Bedeutung sind seine Pläne zum Bau von Flugzeugträgern.“

Anrainer des Indopazifiks wie Australien, Südkorea, Vietnam und Japan könnten „allein gar nichts bewirken, es geht nur im Verbund und im Schulterschluss mit den USA“, so Admiral Schönbach. „Wenn man jetzt nicht beginnt, einen aufstrebenden Hegemon einzugrenzen, kann es bald zu spät sein.“ Deshalb bedauert es Schönbach, dass die Fregatte „Baden-Württemberg“ und der Versorger „Frankfurt/Main“, die am 7. Mai zu einer sieben Monate dauernden Indopazifikmission aufbrechen, voraussichtlich nicht durch die Taiwanstraße zwischen China und Taiwan fahren werden. „Es ist dies ein internationales Durchfahrtsgewässer, eine solche Route hätte höchste Symbolkraft.“

Nicht ausreichend ist nach Einschätzung des Militärs, der bis Anfang 2024 Mitglied der CDU war und seit Februar stellvertretender Vorsitzender der Werteunion ist, das 100-Milliarden-Sondervermögen für die Bundeswehr. „100 Milliarden Euro Sondervermögen sind kein Pappenstiel. Aber schon die deutlich geringeren Zahlen des aktuellen Jahres zeigen, dass es mit der Zeitenwende langsam zu Ende geht.“ Dank der jährlichen Anrechnung des Sondervermögens auf den Wehrhaushalt könne die Bundesregierung zwar anzeigen, dass sie zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung ausgibt. „Aber es bräuchte Nachhaltigkeit“, so Schönbach. „Und dafür ist das aktuelle finanzielle und strukturelle Engagement zu wenig. Insofern gibt es hier und da Verbesserungen, aber insgesamt liegt noch ein langer Weg vor uns. Hoffen wir, dass unsere Gegner uns diese Zeit geben.“


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