In der Taz kommt nicht nur zu Wort, wer Polizisten auf die „Mülldeponie“ verfrachten will. Auch ein Islamvertreter aus dem Umfeld der Muslimbruderschaft ist da als Autor willkommen. Da scheint es keine Berührungsängste zu geben.
Khallad Swaid kann in der Taz über „Aufholbedarf in Sachen Akzeptanz und Vielfalt“ klagen unter der Überschrift „Teufelskreis Ausgrenzung„. Klingt für den Taz-Leser vermutlich überzeugend. Aber da schreibt eben jemand für dessen Ausgrenzung es durchaus gute Gründe gäbe – wenn man sie denn nicht einfach übersehen möchte. Swaid ist seit Ende 2017 Präsident der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft, die bis vor kurzem als Islamische Gemeinschaft in Deutschland bekannt war (von dieser Umbenennung ist auf der Homepage übrigens keine Rede). Diese wird vom Verfassungsschutz beobachtet und als „Deutschland-Vertretung der Muslimbruderschaft“ gesehen.
Dass ausgerechnet so jemand in der Taz veröffentlichen kann und somit in den Augen der linken Öffentlichkeit eine Art Unbedenklichkeitsbescheinigung erhält, ist erstaunlich. Denn schon ein Blick in den Wikipedia-Eintrag über die Deutsche Muslimische Gemeinschaft hätte den Taz-Redakteuren klar machen müssen, mit wem man es hier zu tun hat: „Die 1958 gegründete Gemeinschaft wird der extremistischen Muslimbruderschaft zugeordnet. Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass ihre führenden Mitglieder vorhaben, „mittelfristig einen islamischen Staat zu gründen“.“
Der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, warnte zum Beispiel 2018 im Kölner Stadtanzeiger ausdrücklich vor der Muslimbruderschaft (MB) als einer Bewegung, die letztlich gefährlicher sei als die Salafisten.
Der Verfassungsschutzbericht von Baden-Württemberg warnt, dass die Muslimbrüder ihre Ziele nicht mit Gewalt, sondern mit einem „Marsch durch die Institutionen“ anstrebten. Focus-Online berichtete im Dezember 2018: „Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) firmiert die „Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V.“ (IGD) mit Hauptsitz in Köln als zentrale Stelle des hiesigen MB-Netzwerks. „Mit ihren Bemühungen zur Schaffung eines gesellschaftlichen und politischen Systems auf Grundlage der Scharia (islamische Rechtssammlung) verstößt sie gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“, teilt der Inlandsnachrichtendienst FOCUS Online mit.“
Swaid nutzt in seinem Beitrag geschickt die Forderungen der AfD nach Verboten und Überwachung von islamistischen Organisationen, um die Kritik an seiner Gemeinschaft und die Warnungen vor deren islamistischen Plänen abzuwehren. Der „von Sicherheitsbehörden kolportierte Verschwörungsmythos“ sei „im Interesse rechtsextremer Kreise“.
Indirekt bedient Swaid also die in linken Kreisen verbreitete Abneigung gegen den vermeintlich rechts unterwanderten Verfassungsschutz und verharmlost sich selbst mithilfe des Schlagwortes Verschwörung: „Dass Vertreterinnen und Vertreter aus Sicherheitskreisen und Politik ernsthaft der Auffassung sein wollen, eine Unterwanderung Deutschlands zur Errichtung eines Gottesstaates sei auch nur im Entferntesten möglich, ist für uns mittlerweile absurd, fast schon lächerlich. Wer im über 60-jährigen Engagement der DMG für eine Beheimatung des Islam in Deutschland nur eine Verschleierungstaktik zu erkennen glaubt, entzieht jedem konstruktiven Dialog die Grundlage.“