Tichys Einblick
Hohe Streikbereitschaft

Tarifverhandlungen bei der Bahn gescheitert – EVG will heute über Streiks entscheiden

Der Vorstand der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) berät heute die nächsten Schritte nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Streiks gelten als wahrscheinlich. Die Deutsche Bahn ist entsetzt und wirft der EVG mangelnde Kompromissbereitschaft vor.

IMAGO / ZUMA Wire

Heute trifft der Bundesvorstand der Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Berlin zusammen und will das weitere Vorgehen in den Tarifauseinandersetzungen mit der Deutschen Bahn beschließen. „Wir sind uns der Verantwortung sehr bewusst“, sagte EVG-Chef Martin Burkert dem Nachrichtenportal T-Online. „Unsere Gremien sind in den letzten Zügen der Bewertung bisheriger Verhandlungsergebnisse.“

Gestern Abend scheiterten die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der EVG. Vor allem die lange Laufzeit der Verträge von 27 Monaten sei zu lang sowie die angebotene Lohnerhöhung zu niedrig, so die EVG. Bereits im Vorfeld war bekannt geworden, dass die EVG am Donnerstag über einen möglichen Ausstand entscheiden will. Zuletzt forderte sie von der Bahn unter anderem zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr pro Monat.

Der Gewerkschaft geht es nicht nur um mehr Geld, sie will auch eine kürzere Laufzeit, um schon in einem Jahr über erneute Lohnerhöhungen verhandeln zu können. „Der schwierigste Punkt ist nach wie vor die Laufzeit, also in welchem zeitlichen Rahmen Gehaltserhöhungen erfolgen sollen“, so Burkert. Dennoch soll nun eine Entscheidung fallen: „Diesen Donnerstag entscheidet der EVG-Bundesvorstand als oberstes Gremium über das weitere Vorgehen inklusive etwaiger Streiks.“ Es könne zu einem Schlichtungsverfahren kommen oder ansonsten könnte bei der Deutschen Bahn demnächst ein unbefristeter Streik drohen, heißt es.

Um die Streikbereitschaft unter seinen Mitgliedern macht Burkert sich dabei keine Sorgen. Der Arbeitskampf der vergangenen Monate hat die Gewerkschaft zusätzlich wachsen lassen. „Wir haben aktuell bereits 6.500 neue Mitglieder gewonnen, das sind 2.500 mehr als im vergangenen Jahr“, sagte Burkert.

Die Deutsche Bahn macht der EVG Vorwürfe, nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen hat sich der Staatskonzern entsetzt gezeigt. Es sei „unglaublich“, teilte die Bahn am Mittwochabend mit, die EVG werfe einen „fast fertigen Abschluss weg und setzt alles auf Null“. Eine Einigung sei bereits „greifbar“, die Gremien der EVG aber „nicht kompromissbereit“ gewesen.

Die Bahn hatte nach eigenen Angaben zuletzt einen Festbetrag, 2.850 Euro Inflationsausgleich und weitreichende strukturelle Verbesserungen in Aussicht gestellt – bei 27 Monaten Laufzeit. Alle Teileinigungen seien nun wieder vom Tisch, Fahrgäste und Mitarbeiter die Leidtragenden. „140 Seiten Tariftext sind bereits fertig“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. „Wir waren bereit, an unsere Grenze zu gehen, damit ein guter, ausbalancierter Abschluss zustande kommt“, sagte Seiler (dts).

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