Für Entsorgungsunternehmen sind Batterien und Akkus eine Plage: Fast täglich brennt es wegen diesen in Entsorgungsanlagen, meint der Bundesverband der Deutschen Entsorger (BDE). Dabei hat die „Entsorgungswelle“ von Geräten mit Batterien und Akkus laut dem Präsidenten des BDE, Peter Kurth, gerade erst begonnen: In immer mehr alltäglich genutzte Geräte werden diese Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien eingebaut, beispielsweise in Smartphones, Computer und Akkuschrauber, aber auch in elektronische Zigaretten, Taschenlampen und Geburtstagskarten, die „Happy Birthday“ singen.
Den Entsorgerunternehmen ist das aber gar nicht egal: Laut Kurth werden die Mengen dieser Abfälle in den nächsten Jahren stark ansteigen. Und somit auch das Feuerrisiko für Entsorger. Denn nur knapp die Hälfte solcher Batterien werden zu Sammelstellen gebracht und entsprechend ordnungsgemäß entsorgt, wie Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen: Demnach lag die „Sammelquote“ im letzten Jahr bei 50 Prozent. Die andere Hälfte der Batterien landet entsprechend häufig im Hausmüll.
Und das ist ein großes Problem, wie Peter Kurth gegenüber TE erklärt:
Durch die genutzten Entsorgungstechniken des Hausmülls, wie Pressen und Schreddern, aber auch kleinste Erschütterungen beim Transport des Mülls, komme es bei den Batterien und Akkus zu – teilweise explosionsartigen – Kurzschlussreaktionen. Die Hübener Versicherung schreibt auf ihrer Internetseite: „Die Akkus und Batterien sind ohnehin leicht entzündbar, durch diese Techniken wird das Feuerrisiko allerdings exponentiell gesteigert.“
Feuergefahr durch Geburtstagskarten
Der BDE kritisiert, dass somit bereits ungefährlich scheinende Geburtstagskarten, die „Happy Birthday“ singen, große Brände auslösen können, wenn sie falsch entsorgt werden. Diese Brände zerstörten Entsorgungsanlagen und gefährdeten Menschenleben. Dabei entstehen zum Teil Sachschäden in einem mittleren fünfstelligen Bereich, wie man aus Pressemeldungen zu solchen „Unfällen“ entnehmen kann.
Diese Zahlen kann Kurth vom BDE zwar nicht bestätigen, aber er macht darauf aufmerksam, dass es eben nicht nur die großen Brände gibt, die riesige Feuerwehr-Aktionen und Medienberichte auslösen. Es gebe auch kleine Brände, die die Angestellten meist schnell entdeckten und selbst löschten, sodass sie nicht in die Statistiken aufgenommen würden. Aber selbst diese kleinen Brände sind „irre Herausforderungen“ für die Entsorger, sagt er.
Die Brände wirken sich zum Nachteil für Entsorgerunternehmen und für die Umwelt aus: Bei den Bränden entstehen nicht nur hohe Sachschäden, sondern es werden auch giftige Stoffe wie Blei, Cadmium oder Quecksilber freigesetzt. Darum kritisiert sowohl die Deutsche Umwelthilfe als auch der BDE, dass immer mehr Batterien und Akkus eingesetzt werden: Vor allem Dinge wie singende Geburtstagskarten oder Einweg-E-Zigaretten sieht Kurth als Problem. Solche Dinge würden kaum ordnungsgemäß entsorgt. Wer bringt schon eine Geburtstagskarte zu einer Sammelstelle für Elektroschrott?
Die EU kümmert sich um CO2-Labels für Batterien
Bisher müssen die Entsorger die Kosten der Brände in ihren Anlagen – oder ihren Müllautos – tragen. Daher fordert Kurth: „Da die Entsorgungswirtschaft weder das Problem verursacht, noch es lösen kann, müssen die Hersteller den größten Teil der Kosten tragen.“ Beispielsweise könnten die Hersteller sich an den Kosten für die Versicherung und den Investitionen für eine bessere Sicherheitstechnik in den Entsorgungsanlagen beteiligen, findet Kurth. Auf jeden Fall müsse das Problem „dringend“ auf politischer Ebene angegangen werden.
Die Ampelkoalition macht derzeit allerdings recht wenig, um diese Vorgabe zu erreichen. Abgesehen davon, dass sie unendlich viele Ratgeber zur ordnungsgemäßen Entsorgung der Batterien und Akkus ins Netz stellt. Aber konkrete Lösungsansätze gibt es von der Ampel offenbar noch nicht – obwohl es laut der Deutschen Umwelthilfe im Koalitionsvertrag angekündigt ist. Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe würde sich beispielsweise dringend ein Pfandsystem für Akkus wünschen. Auch der BDE hält ein solches System, vergleichbar mit Pfandflaschen, für sinnvoll: So könne man das Material aus Batterien und Akkus in der Kreislaufwirtschaft halten und gleichzeitig Brände verhindern. Jedenfalls solche in den Entsorgungsunternehmen und Müllautos.
Problem Elektroauto
Zu Bränden kommt es allerdings nicht nur da: Immer häufiger fangen Elektroautos oder Elektroroller auf offener Straße oder in Garagen an zu brennen: In München ist erst vor wenigen Tagen eine Tiefgarage in Brand geraten, wie mehrere Medien einstimmig berichteten. Der Auslöser? Ein Elektroauto. Insgesamt wurden bei diesem Brand 30 Autos stark beschädigt und sechs Menschen verletzt, berichtet unter anderem die Bild. TE wollte wissen, wie viele solcher Brände es im letzten Jahr zum Beispiel in Hamburg gab. Das konnte die Hamburger Feuerwehr allerdings nicht konkretisieren, da diese Zahlen „nicht statistisch erfasst werden“, wie ein Pressesprecher sagt. Fest steht allerdings, dass auch bei diesen Bränden giftige Stoffe freigesetzt werden, zum Teil hohe Sachschäden entstehen und manchmal sogar Menschen verletzt werden.
Aber das scheint der Ampelregierung egal zu sein: Hauptsache, ein Auto stößt bei einer Fahrt kein Kohlenstoffdioxid aus. Das Problem rund um Batterien und Akkus beweist mal wieder, dass Klimaagenda und Umweltschutz nicht das Gleiche sind.