Tichys Einblick
Hubertus Knabe

SED-Erben verjagen Stasi-Jäger aus Stasi-Kontrollstiftung

Kulturwandel - das heißt nun in der Stasi-Gedenkstätte bald, das mit den ach so bösen Verbrechen der SED nicht mehr so eng zu sehen und sich mehr auf die Nazi-Verbrechen zu konzentrieren.

Odd Andersen/AFP/Getty Images

Wie früher: Ohne Worte ein Schriftstück auf den Tisch legen. Dort unterschreiben. Entlassen. Hubertus Knabe, soll nicht mehr die Stasiopfer-Gedenkstätte in Höhenschönhausen leiten.

Das hat der Stiftungsrat beschlossen – einstimmig, wie hinzugefügt wird. Nicht ihm, sondern seinem Vize-Direktor wurden sexuelle Belästigungen von Mitarbeiterinnen vorgeworfen. Was früher staatsfeindliche Umtriebe hieß, läuft heute unter dem Vorwurf: Sexismus. Wenn das nicht reicht, passt noch das Attribut »struktureller« dazu. Irgendwelche Mitarbeiterinnen und Praktikantinnen meldeten »übergriffige Verhaltensmuster«. Dann Rauswurf.

Es fügt sich wieder, was zusammengehört. Inhaltlich konnte niemand aus dem linksextremistischen Senat Hubertus Knabe etwas am Zeug flicken. Da müssen heute dubiose Bezichtigungem herhalten.

Eine der treibenden Kräfte ist ausgerechnet der linke Klaus Lederer, 1974 in Schwerin geboren, früher in der SED-Nachfolgepartei PDS, den es als Mitglied der »LINKE« in den Berliner Senat als Kultur- und Europasenator gespült hat, und der nun üble antidemokratische Politik und Zensur betreibt und kritische Veranstaltungen mit Geldentzug hintertreibt. Redeverbote, Zensur – genau wie früher in der DDR, fehlt nur noch die Wiedereröffnung der Stasi-Gedenkstätte.

Knabe hatte vor Amtsantritt Lederers kritisiert, dass ein LINKE-Politiker Kultursenator werden solle. Der ist gleichzeitig Vorsitzender des Stiftungsrates der Gedenkstätte. Lederer ist ausgerechnet in einer Partei, die immer noch ein positives Verhältnis zur ehemaligen DDR habe. So jemand könne wohl kaum für die Aufarbeitung des SED-Unrechts verantwortlich sein, sagte Knabe damals.

Knabe hatte auch die Stasi-Akten der Leiterin der sehr umstrittenen Amadeu-Antonio-Stiftung, Anetta Kahane, analysiert. Diese Stiftung will das Internet kontrollieren, deren Leiterin war inoffizielle Mitarbeiterin der Stasi. Knabe fragte: »Stasi-IM als Netz-Spionin?« Und empfahl dem Bundesjustizministerium, die Zusammenarbeit mit der Stiftung zu beenden. Bekanntlich geschah genau das Gegenteil, vor allem die SPD-Politiker Maas und Schwesig pamperten die Stiftung mit sehr viel Steuergeld.

Auch die CDU-Kulturstaatsministerin Monika Grütters steht in der Schützenreihe gegen Knabe und wollte ihn ebenfalls schon lange loshaben.

Eine Anwältin hat nach Informationen des Tagesspiegel im Auftrag der Kulturverwaltung nach Gesprächen mit Frauen, die Belästigungsvorwürfe erhoben hatten, ein Gutachten erstellt. Das soll den Vize-Direktor belastet haben, aber auch Knabe wegen »Führungsversagen, aktives Wegschauen«. Ähnliche anonyme Vorwürfe, die Knabe an die Justiz weiterleitete, stellte die Staatsanwaltschaft ein, weil sie zu vage waren.

Der renommierte Historiker Dr. Hubertus Knabe war seit 17 Jahren Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Das war zu Zeiten der DDR das zentrale Gefängnis, in dem Tausende von politisch Verfolgten als Opfer der SED-Diktatur eingesperrt und gefoltert wurden. Das Gelände gab es offiziell nicht, war auf den Landkarten ein weißer Fleck. Durch die heute sehr gut besuchte Gedenkstätte führen ehemalige Insassen und schildern Haftbedingungen und Verhörmethoden; sie soll an das Unrechtsregime der SED erinnern.

Knabe sorgt, dass die DDR immer mehr von ihrem Schrecken verliere, der »antitotalitäre Konsens« aufbreche und die Täter wieder zu Helden werden. Er ist Lobbyist für die Opfer und greift die Täter an.

Er hat die Standardwerke über die SED-Diktatur aus den Stasi-Akten geschrieben und legt in »Die Wahrheit über die Linke« dar, wie wieder ein Gespenst umgeht in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Knabe zeichnet auch akribisch die Wiederauferstehung der alten Kaderpartei nach, die nach mehrmaligem Umbenennen heute als »Die Linke« in vielen Parlamenten sitzt. Er vergißt dabei auch nicht, den Weg des »ungewöhnlich ehrgeizigen, opportunistischen und skrupellosen SED-Genossen« Gregor Gysis nachzuzeichnen, des »Medienstars mit schwarzer Weste«. Ein schwieriges Unterfangen, weil Gysi versucht, jede Kritik juristisch niederzubügeln. Ohne ihn, das wussten die alten SED-Funktionäre sehr wohl, wäre die Partei untergegangen. Knabe: »Als diskrete Helfer wirkten daran auch viele Journalisten mit, allen voran die ehemalige ARD-Moderatorin Sabine Christiansen, die den smarten Vielredner 22 mal in ihre Talksendung einlud.«

Knabe ist darüber erschüttert, wie jetzt die aus der SED hervorgegangene Linke Konzepte der Vergangenheit noch einmal ausprobieren will. Deswegen wollte er mit der Gedenkstätte auch an die schrecklichen Folgen des Linksextremismus erinnern.
Wollte.

Denn jetzt hat er nicht mehr das »Vertrauen« des Stiftungsrates, »den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung« einzuleiten, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten zu können, heißt es aus dem Gremium.

Kulturwandel – das heißt, das mit den ach so bösen Verbrechen der SED nicht mehr so eng zu sehen und sich mehr auf die Nazi-Verbrechen zu konzentrieren.

Lederer verkündete laut Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung, jetzt werde ein neuer Ton in der Gedenkstätte angeschlagen.

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