Hermann Binkert, Gründer und Chef des Umfrageinstituts INSA Consulere ist vom Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt überrascht. Nicht nur die Umfragen seines eigenen Instituts hatten zuvor ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD vorausgesagt. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis liegt die CDU von Ministerpräsident Reiner Haseloff allerdings mit 37,1 Prozent (+7,3) deutlich vor der AfD mit 20,8 Prozent (-3,5).
In der Livesendung von Tichys Einblick zur Landtagswahl erklärte Binkert, genau diese Umfragen hätten gleichwohl zu dem dann doch recht klaren Sieg der CDU beigetragen, da sie zu einer Wählermobilisierung gegen die AfD und für Haseloff geführt hätten. Darum hätten auch die anderen Parteien nur marginale Veränderungen erfahren. In Sachsen habe man 2019 bereits ähnliches gesehen, so Binkert. Dort habe CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer dieselbe Strategie der Wählermobilisierung angewandt, was ihm dort auch gelungen ist.
Binkert interpretiert das Wahlergebnis als „Rückenwind“ für Armin Laschet, da die erste Wahl seit seiner Ernennung zum Kanzlerkandidaten war. Das schwache Ergebnis der Grünen führt Binkert nicht nur auf die erwähnte Abwanderung zur CDU aus strategischen Gründen zurück, sondern auch auf die Enttäuschung über Annalena Baerbocks Falschangaben im Lebenslauf, sowie auch die Forderung der Grünen nach höheren Benzinpreisen.
Die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Antje Hermenau sieht das Wahlergebnis weniger als Sieg der CDU, sondern eher als Sieg Haseloffs, der auch bundespolitisch Selbstständigkeit demonstriert habe. Auch die Gewissheit, dass Merkel nicht mehr antrete, „schafft Luft, CDU zu wählen“. Aber die CDU habe dieses Ergebnis eben „nicht aus eigener Kraft“ geschafft, sondern dank der Angst vor der AfD.
Der CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen erklärt den klaren Sieg der CDU in Sachsen-Anhalt mit der Person Rainer Haseloffs. In schwierigen Zeiten wünschten sich die Menschen gestandene Politiker und keine junge, unerfahrene Frau wie Baerbock.
Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz interpretiert das Wahlergebnis vor allem als „vernichtende Niederlage“ für Rot-Rot-Grün. Die sei auch dadurch bedingt, dass Dinge, die die meisten Ostdeutschen irritierten, wie etwa die Gendersprache, zum Kernprogramm des linken Lagers geworden seien. „Mein Glaube an den gesunden Menschenverstand hat einen großen Schub erhalten heute“, sagte Vaatz.
Auch TE-Autor Klaus-Rüdiger Mai sieht das Ergebnis als Niederlage der Grünen, der SPD und der Linke. Für bodenständige Ostdeutsche sei die Politik der Grünen einfach irrelevant. Linke und SPD hätten ihre Soziale Kompetenz verloren. Der Niedergang dieser Parteien sei eine Folge des Siegs der Identitätspolitischen Linken über die sozialen Linken: „Das ist das große Grundproblem“.