Tichys Einblick
Hermann Binkert bei TE

INSA-Chef: Starke Umfragewerte für AfD haben zu Haseloffs Wahlsieg beigetragen

In Umfragen war die CDU deutlich schwächer und die AfD gleichauf. Das habe viele Wähler veranlasst, doch Reiner Haseloffs CDU zu wählen, sagt Hermann Binkert. In der Wahlsendung von TE waren unter anderem Arnold Vaatz, Hans-Georg Maaßen, Antje Hermenau, Klaus-Rüdiger Mai und Thilo Sarrazin zu Gast.

Reiner Haseloff am Wahlabend der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt in den Messehallen Magdeburg

IMAGO / Future Image

Hermann Binkert, Gründer und Chef des Umfrageinstituts INSA Consulere ist vom Ergebnis der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt überrascht. Nicht nur die Umfragen seines eigenen Instituts hatten zuvor ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und AfD vorausgesagt. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis liegt die CDU von Ministerpräsident Reiner Haseloff allerdings mit 37,1 Prozent (+7,3) deutlich vor der AfD mit 20,8 Prozent (-3,5). 

In der Livesendung von Tichys Einblick zur Landtagswahl erklärte Binkert, genau diese Umfragen hätten gleichwohl zu dem dann doch recht klaren Sieg der CDU beigetragen, da sie zu einer Wählermobilisierung gegen die AfD und für Haseloff geführt hätten. Darum hätten auch die anderen Parteien nur marginale Veränderungen erfahren. In Sachsen habe man 2019 bereits ähnliches gesehen, so Binkert. Dort habe CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer dieselbe Strategie der Wählermobilisierung angewandt, was ihm dort auch gelungen ist. 

Landtagswahl 2021:
TE-Livesendung zur Landtagswahl Sachsen-Anhalt
„Umfragen haben eine Wirkung“, sagt Binkert. „Wenn die Wählerinnen und Wähler wissen, wie die Stimmung ist, dann machen sie ihre Wahlentscheidung auch davon abhängig, wählen möglicherweise nicht die Partei ihrer ersten Präferenz sondern der zweiten, wenn man weiß, dass man damit noch ein anderes Zeichen setzen kann.“ Allerdings widerspricht Binkert dem Verdacht, dass Umfragen bewusst in manipulativen Absicht gemacht würden. 

Binkert interpretiert das Wahlergebnis als „Rückenwind“ für Armin Laschet, da die erste Wahl seit seiner Ernennung zum Kanzlerkandidaten war. Das schwache Ergebnis der Grünen führt Binkert nicht nur auf die erwähnte Abwanderung zur CDU aus strategischen Gründen zurück, sondern auch auf die Enttäuschung über Annalena Baerbocks Falschangaben im Lebenslauf, sowie auch die Forderung der Grünen nach höheren Benzinpreisen.

Die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Antje Hermenau sieht das Wahlergebnis weniger als Sieg der CDU, sondern eher als Sieg Haseloffs, der auch bundespolitisch Selbstständigkeit demonstriert habe. Auch die Gewissheit, dass Merkel nicht mehr antrete, „schafft Luft, CDU zu wählen“. Aber die CDU habe dieses Ergebnis eben „nicht aus eigener Kraft“ geschafft, sondern dank der Angst vor der AfD. 

Der CDU-Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen erklärt den klaren Sieg der CDU in Sachsen-Anhalt mit der Person Rainer Haseloffs. In schwierigen Zeiten wünschten sich die Menschen gestandene Politiker und keine junge, unerfahrene Frau wie Baerbock.

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Auch Thilo Sarrazin betont die überparteiliche Anziehungskraft des Regierungschefs in Zeiten der Unsicherheit. Allerdings sieht er die geringen Verluste der AfD als die eigentliche Nachricht für den Bundestagswahlkampf. Man könne ein Land oder ein Gemeinwesen nicht dauerhaft regieren, indem man ein Viertel der Bürger ausschließe, die sich sicherlich nicht rechtsradikal seien. Durch die harte Anti-Afd-Konfrontation würden viele Bürger entfremdet. Er wies darauf hin, dass auch die PDS beziehungsweise Linke an Faszination verloren habe, nachdem die anderen Parteien ihre Beziehungen zu ihr normalisierten.

Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz interpretiert das Wahlergebnis vor allem als „vernichtende Niederlage“ für Rot-Rot-Grün. Die sei auch dadurch bedingt, dass Dinge, die die meisten Ostdeutschen irritierten, wie etwa die Gendersprache, zum Kernprogramm des linken Lagers geworden seien. „Mein Glaube an den gesunden Menschenverstand hat einen großen Schub erhalten heute“, sagte Vaatz. 

Auch TE-Autor Klaus-Rüdiger Mai sieht das Ergebnis als Niederlage der Grünen, der SPD und der Linke. Für bodenständige Ostdeutsche sei die Politik der Grünen einfach irrelevant. Linke und SPD hätten ihre Soziale Kompetenz verloren. Der Niedergang dieser Parteien sei eine Folge des Siegs der Identitätspolitischen Linken über die sozialen Linken: „Das ist das große Grundproblem“. 

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