Die Bundesrepublik ist wie die Heiligen Drei Könige: Wird in Deutschland ein Kind geboren, steht der Staat an der Wiege und hat drei Geschenke bei sich. Das erste ist eine Steuernummer. Dahinter steht der Wunsch: Werde schnell groß und arbeite hart. Denn von jedem Euro, den du verdienst, wollen wir 65 Cent behalten. So eine grüne Transformation ist schließlich teuer – und unsere Dienstwagen und Flugbereitschaft bewegen sich auch nicht von alleine.
Das zweite Geschenk, das die Bundesrepublik ihren Neugeborenen zur Wiege bringt, sind 28.164 Euro. Nach derzeit bekanntem Stand. Allerdings dürfen Finn-Thorben, Sophie-Solveig und Ali diese 28.164 Euro nicht ausgeben. Im Gegenteil. Es ist ihr Anteil an der Staatsverschuldung, die ihnen die Republik in die Wiege legt. So eine grüne Transformation ist schließlich teuer – und Dienstwagen und Flugbereitschaft bewegen sich auch nicht von alleine.
Mit 2,4 Billionen Euro war die öffentliche Hand am Neujahrstag verschuldet. Das sind eine Million mal 2,4 Millionen Euro Schulden. Die Zahl ist nicht neu, doch das Statistische Bundesamt hat sie an diesem Freitag noch einmal veröffentlicht. In diesen Schulden stecken die Verpflichtungen des Bundes, der Länder, Städte und Landkreise sowie der Sozialversicherungen. Allein auf den Bund fallen mehr als 1,6 Billionen Euro dieser Schulden.
Von 2021 auf 2022 stiegen die Schulden nur um 2 Prozent. Übers ganze Jahr machte das 47,1 Milliarden Euro aus. Hält die Bundesrepublik an dem Tempo fest, das sie in Sachen Verschuldung zwischen Januar und April hinlegte, werden es dieses Jahr deutlich über 100 Milliarden Euro neue Schulden. Da die Zeit der Nullzinsen vorbei ist, steigen die Zinsen so gleich zweifach.
Bliebe noch das dritte Geschenk, das die Republik dem Neugeborenen in die Wiege legt. Es ist eine Aufforderung. Angesichts der Mode, hässliche Vorgänge in hübsche Begriffe zu kleiden, könnte man auch von einer freundlichen Bitte reden: Das Neugeborene und seine Mutter – sorry: Gebärende – mögen sich beeilen und das Krankenhaus möglichst schnell verlassen. Denn sein Aufenthalt kostet das Haus mehr, als es ihm einbringt – weswegen es bald schließen muss.
Schon richtig. Die Eltern des Neugeborenen arbeiten. 16,2 Prozent des Lohns gehen an die Krankenversicherung. Doch es wäre egoistisch, das Geld, das man zur Gesundheitsvorsorge einzahlt, für eine eigene Gesundheitsvorsorge in Anspruch zu nehmen. Die Republik will Menschen, die nicht arbeiten, so viel „Bürgergeld“ zahlen, wie Menschen verdienen, die arbeiten. Und um die steigenden Kosten für Wohnungen sollen sie sich auch nicht sorgen. Da kann der gleiche Staat nicht auch noch vollständig für die Gesundheitsvorsorge der Nichtarbeitenden aufkommen – das übernimmt daher die Krankenkasse mit den Beiträgen der Arbeitenden. Über 10 Milliarden Euro im Jahr werden dafür fällig.
Für die Krankenhäuser bleibt dann nicht genug übrig. Also husch, Neugeborenes, mach dich rasch auf den Weg, erwachsen zu werden und hart zu arbeiten. Gewöhne dich aber dabei daran, dass du dafür weniger bekommen wirst. Das nennt sich Degrowth und ist gut für alle: Die Staatskasse erholt sich. Das Klima transformiert sich grün und für Dienstwagen und Flugbereitschaft der Politik reicht es obendrein. Los, Neugeborenes, heule nicht, arbeite.