Es ist wohl ein neues Beispiel für Haltungsjournalismus der besonderen Art: Der Spiegel hatte für den Mai 50.000 Neuinfektionen pro Tag und eine Inzidenz von 1200 vorausgesagt, berichtet die Bild. Tatsächlich liegt die Inzidenz derzeit bei 104. Die Erklärung des Spiegel erstaunt: Die Zahlen hätten dazu “beigetragen, Szenarien zu verhindern, von denen sie selbst ausgingen”. Das sei “kein Manko, sondern im Gegenteil ihr großer Wert”.
Im Klartext: Es ist nicht so schlimm, dass die Prognose nicht stimmt, solange damit ein hehres Ziel verfolgt wird. In diesem Fall ist das wohl, den Lesern des Spiegel Angst zu machen, damit diese zuhause bleiben und niemanden anstecken.
Abgesehen davon, dass Sterbestatistiken, Intensivbettenzahlen und viele Experten widersprechen, was die offizielle Corona-Story angeht: Erstaunlich ist die Offenheit, mit der sich Journalisten mit dieser Einstellung schmücken. Sollte es Journalisten nicht eher nachdenklich stimmen, eine falsche Prognose veröffentlicht zu haben? Der Spiegel dazu (so Bild): “Tatsächlich waren die Modelle nicht perfekt.”
Doch unabhängig von philosophischen Fragen: Der Spiegel kann gar nicht sicher wissen, ob seine falsche Prognose Leben rettete. Genauso gut könnte es sein, dass deutlich mehr Menschen in Depressionen getrieben wurden – und den darüber hinausreichenden Folgen.
Etwa fand eine Studie heraus, dass im Lockdown jedes dritte Kind psychisch auffällig ist. Die Kollateralschäden des Lockdown sind ohne Zweifel massiv. Kritiker argumentieren, sie seien viel höher als der Nutzen. Auch das könnte den Spiegel-Redakteuren auch einmal zu Denken geben.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.