Die einst große Sozialdemokratie hat in ganz Europa ihre Identität verloren und ihre einstigen Wähler an Parteien, die wesentlich jünger sind, am meisten an die Partei der Nichtwähler.
Nach dem Rücktritt von Andrea Nahles ist vor dem späteren Rücktritt der nächsten erfolglosen Person an der Spitze der Sozialdemokraten. Seit 2000 hat die Partei, die viel von Solidarität redet, mit ihr Nr. 9 zum Aufgeben gebracht. Ihr Versuch, es jedem recht zu machen und bloß nicht von der Postenbeteiligung zu lassen, ist wieder einmal gescheitert. Die einst große Sozialdemokratie hat in ganz Europa ihre Identität verloren und ihre einstigen Wähler an Parteien, die wesentlich jünger sind, am meisten an die Partei der Nichtwähler.
Der Wortlaut der Erklärung von Nahles endet mit der Formel: „Mit solidarischen Grüßen”. – Von wegen, solidarisch ist in diesem Rest von SPD schon längst niemand mehr – mit Ausnahme der treuen Genossen daheim, deren Gefühle zwischen Wut und Tränen wechseln.
Der Niedergang der SPD vollzieht sich schon länger, nur früher und deutlicher als jener der CDU. Auch die Zeit, in der die Mischung aus grenzenlosem Opportunismus und verbockter Sturheit der Angela Merkel mit Standfestigkeit verwechselt wurde, geht vorbei. Die Vorführung dieser Charaktereigenschaft gelingt Merkel nur noch im Ausland, weil ihre Nullsätze durch Simultanübersetzung nicht auf Anhieb erkannt werden.
Das Machtkartell von Union und SPD kommt an sein Ende. Der Parteienstaat zeigt Risse. Sein Ende können die Grünen als Zwischenlager früher roter und schwarzer Wähler nicht aufhalten, aber in seiner Endphase für ihre Interessen genau so oder noch mehr ausnutzen wie die Abtretenden seit der ersten Großen Koalition von 1966 bis 1969.
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