Eine Welle der Empörung: Heiko Maas als neuer Außenminister, das darf doch nicht wahr sein. Die Liste der kommentierenden Lacher, der Häme, der Wutausbrüche und Schmähungen ist ellenlang; die Schaumwolke vor den Mündern blickdicht. Eine fatale Fehlentscheidung der Sozialdemokraten?
Mitnichten. Denn hier kommt eine uralte Weisheit zur Anwendung: Viel Feind, viel Ehr. Die SPD hat sich mit diesem „Justizminister-Dilettanten“ alles andere als einen „Offenbarungseid“ geleistet. Sogar ein Glücksfall für die Genossen.
Wer sich noch an die Jahre von Helmut Kohl vor und nach der Wahl zum Bundeskanzler erinnert, der weiß wie das funktioniert: Der Aufschrei war damals groß. Im ganzen Volk? Nein, denn mit jeder neuen Spitze aus den Reihen der versammelten Linken gegen den Oggersheimer richtete sich die Mannschaft des Kanzlers besser ein. Die Anhänger waren rundum zufrieden. Am Ende reichte es dann für eine sechzehnjährige Regentschaft.
Die Berliner Zeitung titelte einmal „Heiko Maas ist das Feindbild von Pegida und AfD“ und der Spiegel legte nach mit „Die Hassfigur der AfD“. All das ist wahr und wog deutlich schwerer für die Entscheidung, Maas zum Außenminister zu machen, als die charakterlichen wie fachlichen Defizite des Saarländers dagegen sprachen. Ja, sogar die Animositäten innerhalb der SPD gegen die neue Personalie wurden einkalkuliert und herzlich willkommen geheißen. So etwas, wie eine 100-Prozent-Zustimmung wie für Martin Schulz sollte nicht wieder passieren: zu kurze Halbwertzeit.
Für Konservative und Rechte gilt Maas als Überzeugungstäter. Für die Sozialdemokratie aus genannten Gründen jetzt als neuer Hoffungsträger. Die Entscheidung gegen Gabriel und für Maas war eine kluge: Der Mann aus Goslar war „nur“ beliebt in den Umfragen. Der Saarländer hingegen wird von rechts so intensiv gehasst, dass er den Sozialdemokraten Gold wert ist in Zeiten anhaltender politischer Profillosigkeit. Bezieht man das nun alles mit ein in ein Nachdenken über Maas, dann steht uns noch ein langer Gang bevor: Wer sich auf diese Weise noch an seinen Fehlern aufrichten kann, der hat nichts mehr zu befürchten.
Nicht einmal 15 Prozent. Rechthaben ist alles.