Länder mit höherer Bildung können nach Meinung des in Danzig lebenden Soziologen Gunnar Heinsohn besser mit Krisen umgehen und haben auch die Coronakrise besser überstanden. „Gesellschaften mit hoher Kompetenz auf den verschiedenen Ebenen bewältigen auch Krisen besser als Gesellschaften, in denen die Kompetenz geringer ist“, erklärt Heinsohn im Interview mit der neuen Ausgabe des Magazins Tichys Einblick. Als Beispiel nennt der Forscher, der bis 2009 an der Universität Bremen gelehrt hat, Länder Ostasiens wie Thailand und Taiwan. „Man hat in Ostasien umgehend vorhandene Medikamente, etwa Ivermectin, ausprobiert, mit denen Covid verhindert oder Sterberaten deutlich verringert werden können, während im Westen Ärzte mit Eigeninitiative behindert oder gar juristisch belangt wurden.“
Noch schwärzer sieht Heinsohn für Deutschland und Europa die Zukunft wegen des wachsenden Verlustes top ausgebildeter Menschen und dem gleichzeitigen Zuwachs schlecht ausgebildeter Zuwanderer. Gegen die Dynamik und den Erfindungsdrang in Ostasien habe Europa keine Chance mehr. „Im Westen haben wir ein bis vier Prozent hochbegabte Kinder, die später Ausnahmeleistungen erbringen können. In Ostasien sind es fünf bis zehn Prozent. Ostasien mit 1,75 Milliarden Menschen hat also gut fünfmal mehr Potenzial für Spitzentechnologien als die 1,1 Milliarden Europäiden. Und fast immer gilt: The winner takes all“, erklärt Heinsohn. „Etwas schlechter heißt nicht etwas weniger Gewinn, sondern Bankrott. Als ab den 1960ern die weltführenden deutschen und schwedischen Kameraindustrien aus Japan angegriffen wurden, ist nichts davon geblieben. Bei Telefonen, Tonträgern oder Computern geschah dasselbe. Und das passiert nicht, weil Ostasien kopiert, sondern weil es kapiert und deshalb beim Nachmachen auch gleich noch innoviert.“
Völlig falsch sei es, wenn Politiker die früher unumstrittene Stärke Deutschlands einfach in die Zukunft fortschreiben und immer noch von einem reichen Land sprechen. Deutschland verliere die besten Studenten ans Ausland, die auch später nicht mehr zurückkommen würden. „Sie wissen, dass trotz höchster Steuern weltweit die Megamilliardenbeträge für das Finanzieren der ins Land Geholten oder gar die Stabilisierung halber Kontinente unaufbringbar sind.“ Deutschland brauche eine Einwanderungspolitik wie beispielsweise in Japan. Dort würden „nur Könner jeder Augenstellung und Pigmentierung angeworben, solange sie dem Land etwas bringen. Das ist zwar kein Rassismus – aber Intelligenzismus könnte man das schon nennen.“ In Deutschland herrsche dagegen der Irrglaube vor, auch aus schlecht gebildeten Erwachsenen noch Topleute machen zu können. „Hier gibt es die merkwürdige Lehre, dass sich zwei junge Einwanderer mit schlechter Qualifikation irgendwie zu einem Ass addieren.“
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