Bei einem überdurchschnittlichen Patientenansturm muss für die Nutzung der begrenzten Intensivstationen und Beatmungsbetten eine Vorabentscheidung getroffen werden. Dabei macht es einen gewichtigen Unterschied, ob man auf tausend Einwohner acht bis neun Betten zur Verfügung hat (Japan, Russland, Deutschland), oder sich mit sechs (Frankreich) behelfen muss.
Man kann bei knappen Betten nicht einfach einen gerade behandelten Alten von der Anlage herunterreißen, um einen Fünfzigjährigen anzuschließen. Also wird selbst eine momentan freie Station bei Ankunft eines Alten nicht diesem zur Behandlung überlassen, sondern sicherheitshalber für Jüngere freigehalten.
Was aber macht man mit den eingetroffenen Alten? Lässt man sie in Schmerz und Panik keuchend oder gar schreiend herumliegen? Zurückschicken kann man sie nicht, weil das den – ob nun zu Recht oder Unrecht gefürchteten – Virus weiter verbreiten könnte. Irgendetwas aber muss man mit den Leidenden anstellen.
In der Universitätsklinik des französischen Straßburg haben sich Ärzte aus dem rechtsrheinischen Baden-Württemberg das Procedere einmal angeschaut: „Über 80-Jährige werden nicht mehr beatmet, sondern bekommen eine Sterbebegleitung.“
Diese Methode wird nicht weiter erläutert und schon gar nicht als eine Verbindung aus Zuwendung und Gesprächen beschrieben. Dafür wäre ja auch gar keine Zeit. Schnell muss also die Verabreichung der Überdosis erfolgen, wenn gleichzeitig viele Alte eintreffen, die womöglich am Corona-Virus gar nicht leiden, ihn aber auch nicht ausschließen können. Nun gelangten sie an einen Ort, wo nicht einmal mehr auf Rettbarkeit untersucht werden konnte.
Gibt es, wie in Italien, lediglich drei Betten auf 1.000 Einwohner, kommt es unweigerlich zu einem Altenstau. Die „Sterbebegleitung“ muss dann in schnell steigender Frequenz angewendet werden. Für das Land wissen wir bereits, dass 99 Prozent der Toten nicht an Corona gestorben sind, sondern an einer Kombination von Vorerkrankungen. Ihr Durchschnittsalter aber lag bei 80 Jahren.
Nicht eine besondere Gefährlichkeit von Corona, sondern die Kombination aus Bettenmangel, Achtzigjährigkeit und Corona-Panik erzeugt die außerordentliche Ansammlung von Leichen, mit der die lokalen Bestatter nicht mehr fertig werden. Ihr Abtransport durch die Armee wird dann zur zweitbesten Lösung. Am Beispiel Bergamos ging sie weltweit durch die Medien. Man wollte die Tödlichkeit des Virus unterstreichen und hat doch nur den sichtbaren Teil der Sterbebegleitung gezeigt.