Die Berichterstattung über Donald Trump auf unserer Seite des Atlantiks trampelt auf zwei ausgetretenen Pfaden. Erstens, das aktuelle Thema gegen ihn ist nun aber wirklich sein Ende (das wievielte mal eigentlich?). Zweitens, was er da tut, ist unmöglich und folgt keinem Plan.
Im zweiten Trampelpfad steckt die Unfähigkeit der classe politique jemanden zu verstehen, der anders denkt als sie. Der anders handelt als sie. Ja, der überhaupt handelt. Die classe politique der EU hat einen Politikstil entwickelt und verfeinert ihn weiter, den sie von der UN und den anderen internationalen Institutionen gelernt hat. Und den die nationalen Regierungen inzwischen auch in ihrer Innenpolitik anwenden. Probleme werden nicht gelöst, sondern verwaltet. Neue Gesetze bedeuten nicht, dass sie durchgeführt werden sollen. Sie dienen nur dem Erwecken des Eindrucks, es würde etwas geschehen.
Der Iran-Deal Obamas ist ein Musterbeispiel dieser Gattung Politik. Er hat kein Problem gelöst, sondern das Problem Atommacht Iran im bestehenden Zustand eingefroren und ungelöst in die unbestimmte Zukunft verschoben. Die classe politique wird darauf antworten, das sei doch genau der Erfolg, zu verhindern, dass ein unerfreulicher Zustand noch unerfreulicher wird. As if nennen die Amerikaner diesen Stil, als ob.
Trumps Charakter sind Bauch-Entscheidungen, kein Zweifel. Doch sie kommen aus seinem tiefen Gefühl, dass Amerika zu alter Stärke zurückkehren kann, wenn es denn nur will. America First ist eine Propagandaformel, doch Trump glaubt an sie. Auch wenn es ihnen an den Küsten und in den Penthouses anhanden kam, die Zahl der Amerikaner, die Trumps Gefühle teilen, ist hoch. Und nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Amerika rafft sich wieder einmal überraschend auf, diesen American Spirit sollte niemand unterschätzen.
«Trump has become increasingly confident in his gut-driven, out-of-the-box approach to international relations and dismissive of the warnings from establishment critics who told him he should stay in the Iran nuclear deal, keep the U.S. Embassy in Israel in Tel Aviv and tone down his bellicose language toward North Korea despite what he promised during the campaign, according to people familiar with some of the president’s recent conversations on those topics. The result is a foreign policy approach marked by Trump’s tough rhetoric — a break with conventions that his supporters hail as a refreshing change and that his detractors warn could have dire consequences for the United States and its allies.»
Trump, so sagen auch „meine“ Amerikaner, wird mit jedem Erfolg selbstsicherer in seinem Vetrauen auf seinen Bauch und sein bewusstes Nichthören auf die Ratschläge der Leute, auf die Obama stets gehört hat: auf das von Demokraten dominierte, aber weit hinein in die Republikaner reichende Establishment an beiden Küsten. Bringt er zusammen mit den Ostasien-Führern ein vorzeigbares Ergebnis in Korea zustande, wird ihn das in diesem Politikstil, der seinem Charakter voll entspricht, bestätigen. Die Amerikaner haben dafür ein altes Wort: No guts No glory.