Tichys Einblick
Stromsparen zur Weltklimarettung?

Smart Meter: Einfallstor für Hacker, Einbrecher und Terroristen

Der Bundestag hat den beschleunigten Einbau von „intelligenten“ Stromzählern beschlossen. Die Hersteller der Geräte freuen sich, ihnen winken hohe Gewinne. Für die Verbraucher wird es teuer, der Nutzen also fraglich. Zudem bergen Smart Meter hohe sicherheitstechnische Risiken.

IMAGO / Fotostand

»Neustart der Digitalisierung der Energiewende« heißt das neue Gesetz blumig, das der Bundestag mit den Stimmen der Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP sowie der CDU/CSU beschloss.

Das Gesetz soll den bislang aus guten Gründen stockenden Verkauf der sogenannten »intelligenten« Messsysteme beschleunigen. Diese bestehen aus der Kombination eines elektronischen Stromzählers mit einem Kommunikationsmodul, dem sogenannten Smart Meter Gateway (SMGW). Relativ hohe sicherheitstechnische und regulatorische Vorgaben dämpften bisher die Begeisterung an der Technik.

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Habecks Lösung: Weg mit lästigen sicherheitstechnischen Bedenken – her mit vielen Millionen neuer Geräte, die die Kassen der Hersteller klingeln lassen. Versprochen wird die Möglichkeit des Stromsparens und natürlich Weltklimarettung. AfD und Linke stimmten dagegen; beide Parteien befürchten, dass die Preisobergrenze von 20 Euro für jedes Smart Meter wirkungslos ist, weil höhere Kosten dann einfach über Netzentgelte von den Verbrauchern abgezockt werden können.

Die EU will diese digitalen Messsysteme, damit Verbraucher und Wirtschaft angeblich Energie sparen oder Strom billiger bekommen können. Sogenannte »Smart Meter« sollen die bisherigen Ferraris-Stromzähler ersetzen und sollen zunächst in jedem Haushalt installiert sein, der mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom verbraucht.

Die Smart Meter gelten als Kernstück der Energieversorgung der Zukunft. Die Energielieferanten Sonne und Wind tun leider nicht den Gefallen, so zu produzieren, wie es eine moderne Industriegesellschaft benötigt: billig und gleichmäßig. Genau das stark schwankende Angebot ist das bisher größte ungelöste Problem. Denn Strom kann nicht gespeichert werden, sondern muss in genau jenem Augenblick erzeugt werden, indem er auch verbraucht wird.

Die Energiewender stellen sich vor, dass dermaleinst 43 Millionen Messstellen regelmäßig Verbrauchsdaten der Haushalte an viele Stellen übermitteln, andererseits individuell gesteuert werden können, sicher sind und alles reibungslos funktioniert. Die Zukunft der Energiewende: kein Wind, keine Sonne, kein Strom – also Haushalte und Unternehmen nacheinander abschalten, den Stromverbrauch an das wechselnde Angebot anpassen. Waschen, essen, kochen, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Steinzeit-Feeling in einem energiegewendeten Land.

Digitale Stromzähler sollen messen, welche Verbraucher gerade im Haushalt eingeschaltet sind, wie viel Strom verbraucht wird und diese Werte dann dem Stromlieferanten übermitteln. Diese rudimentären Fähigkeiten werden schon mit dem Terminus »intelligent« belegt. Dann sollen, so das gern zitierte Beispiel, Waschmaschine oder Trockner dann angeschaltet werden, wenn viel Strom vorhanden ist. Oder eben ausgeschaltet werden, wenn Wolken kommen und Flaute ist. Dann vergammelt die Wäsche im Spülwasser.

Leicht vorstellbar, wie das Lastenheft eines solchen digitalen Zählers aussehen muss:

Leicht vorstellbar, wie ein ziemlich reger Datenverkehr zustande kommt – und nur zwischen einer Zentrale und einem einzelnen Smart Meter. Doch der Anspruch der Energiewender: Jetzt sollen alle Haushalte und Gewerbebetriebe verbunden werden. Spätestens an dieser Stelle kann der erfahrene Netzwerkingenieur erahnen, wie kompliziert die ganze Angelegenheit wird und wie hoch der Aufwand. Gestandene Elektroingenieure sind verzweifelt, wie schlampig die Smart Meter konzipiert sind. Das bei einem Projekt, das die Stromversorgung einer Industrienation auf den Kopf stellen und wenn möglich, sicher Strom liefern soll.

Doch die wahren Interessen liegen woanders. Smart Meter dürfen die Stromverbrauchsdaten der Kunden an viele Organisationen wie Messstellenbetreiber, Netzbetreiber, Bilanzkoordinatoren, Bilanzkreisverantwortlichen, Direktvermarktungsunternehmen, Energielieferanten und alle anderen weitergeben.

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Digitale Türen und Tore zu Haus und Hof stehen so sperrangelweit offen. Auch Hackern. Das gilt als eine der größten Gefahren, wenn millionenfach nicht kontrollierbare digitale Zähler Hacker gewissermaßen einladen. Nicht umsonst hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) mehrere Jahre gebraucht, um Sicherheitsvorgaben aufzustellen und die Geräte zu prüfen. Das Bundesamt zertifizierte bisher aus Sicherheitsgründen nur sehr zögerlich.

Zu zögerlich, da half nur ein Austausch des Chefs des Bundesamtes, der weniger zimperlich mit so essentiellen Angelegenheiten wie »Sicherheit im Datenverkehr« umgeht. Gleichzeitig beschloss der Bundestag übrigens eine Weisungsbefugnis des »Klimaministeriums« an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Habeck kann also anweisen: ‚Scheiß auf den Datenschutz‘ – ‚raus mit den Geräten‘.

Smart Meter verbrauchen deutlich mehr Strom als jene bisher üblichen Ferraris-Zähler. Millionen neuer Geräte müssen einmal selbst permanent mit Strom versorgt werden und heizen den Schaltschrank mit auf. Bei 216.000 Wattstunden im Jahr pro Zähler kann gleich mal ein neues (Kohle-) Kraftwerk angeworfen werden. Von den Kosten ganz zu schweigen. Gefährlich wird es für den Endverbraucher immer dann, wenn sich Planer der Enegiewende jemanden ausgucken, der den Spaß bezahlen soll. Das ist er, der Verbraucher. Der kann sich kaum wehren, sondern muss sehen, wie er mit den horrenden Preisen für Energie klarkommen kann oder eben nicht mehr.

Auf jeden Haushalt kommen Kosten von etwa 20 Euro pro Jahr zusätzlich zu den saftigen Preisen für die Kilowattstunde dazu. Plus Kosten für den Einbau. Plus Kosten für Apps, um die Stromdaten ablesen zu können. Das rechnet sich nicht. Das Wirtschaftsministerium hatte einmal kalkuliert, dass ein üblicher Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh Strom im Jahr 15 Euro sparen kann, wenn er seine Geräte mit Smart Metern steuern lässt.

Eine Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums kam einst zum Ergebnis, dass die Technik teurer als die Einsparung in einem kleinen Haushalt ist.

»Die von der EU angestrebte Rolloutquote von 80 % bis 2022 über eine allgemeine Einbauverpflichtung führt zu einem gesamtwirtschaftlichen negativen Netto-Kapitalwert, und ist zudem für den Großteil der Kundengruppen wirtschaftlich nicht zumutbar. Selbst bei sehr optimistischen Annahmen kann die Mehrheit der Endverbraucher die mit dem Einbau und der Nutzung intelligenter Meßsysteme für sie einhergehenden Kosten nicht durch Stromeinsparungen und Lastverlagerungen kompensieren.«

Offen ist, wie korrekt die Messgeräte funktionieren. Digitale Messzähler können erhebliche Abweichungen des gemessenen vom tatsächlichen Verbrauch aufweisen. In der Universität Twente wurde im Labor eine bis zu sechsfach höhere Verbrauchsanzeige nachgewiesen.

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Noch keine Lösung des heftigsten Problems ist in Sicht: das der Datensicherheit. Denn diese digitalen Zähler müssen mit anderen Instanzen des Stromnetzes kommunizieren können. Dabei wird die Netzwerktechnik des Internets benutzt. Jeder Stromzähler bekommt »Straße« und »Hausnummer«, eine sogenannte IP-Adresse, wie sie auch jeder Computer im Internet oder jedes Smartphone hat. Damit können die Daten verschickt werden. Die Zählersysteme hängen also im Internet, auf sie kann weltweit wie auf jeden anderen Computer zugegriffen werden. Sie haben eine Adresse, sind damit auffindbar und ansprechbar. Von jedem Ort der Welt.

Die Smart-Meter-Infrastruktur gewährt prinzipiell auch den Eintritt in das Stromversorgungssystem des Landes. Denn draußen – da lauern noch die Hacker. Die können sich leicht einhacken und die Daten auslesen. Die Verbrauchskurven, also wann ein Verbraucher seine Waschmaschine einschaltet, allein auszulesen, dürfte vermutlich nicht so spannend sein. Wertvoller werden solche Informationen dann für Diebe und Einbrecher, die daran erkennen könnten, wann die Hausbewohner zum Beispiel im Urlaub sind. Technisch aufgeschlossene Bosse der »Organisierten Kriminalität« dürften in Zukunft ein paar IT-Experten anheuern und an einer traumhaften Einnahmequelle sitzen.

Wie das vom Prinzip her funktioniert, hatten einmal Mitarbeiter des Energieversorgers auf Malta gezeigt. Sie manipulierten Smart Meter gegen Cash so, dass sie weniger Stromverbrauch anzeigten. Damit der Schwindel nicht aufflog und der Gesamtverbrauch der Region wieder stimmte, drehten sie kurzerhand andere Smart Meter hoch. Vermutlich von denjenigen, die nicht zahlen wollten.

Noch anziehender dürfte ein solches Einfallstor in die sehr sensiblen Bereiche der Energieversorgung für potenzielle Terroristen sein. Die könnten etwa die Smart Meter anweisen, die Daten zu fälschen und so die Energieversorgung lahmzulegen. Technisch ist das mit keinem allzu großen Aufwand möglich. Die Smart Meter müssten also gesichert werden. Sie müssen ihre Daten so verschlüsseln, dass nur noch das zentrale System sie wieder entschlüsseln und lesen kann. Doch Datensicherheitsexperten winken ab: Ein solches riesiges Gebilde mit Millionen von Smart Metern und sensiblen Daten ist nicht sicher zu machen.

So hatten bereits IT-Experten die in Spanien eingesetzten Stromzähler versuchsweise gehackt, die Zähler manipuliert und eine Schadsoftware aufgespielt. Unbemerkt versteht sich. Neuer Volkssport: Mit dem Smartphone Zähler manipulieren und damit die Stromrechnung zurückstellen.

Das ABC von Energiewende und Grünsprech 47 - Smartmeter
Nur ein Stromzähler reicht dem gestandenen Hacker für den bequemen Eintritt in das gesamte Stromnetz. Dann kann er nach Herzenslust den Strom in Städten ausschalten und die Übertragungsnetze crashen lassen. Den Leitstellen kann es nicht gelingen, die gewaltigen Energiemengen in den Stromnetzen zu steuern. Damit kommen wir dem im hervorragend recherchierten Roman »Blackout« geschilderten Szenario eines mehrwöchigen Stromausfalles mit katastrophalen Folgen immer näher. Da manipulierten Hacker Smart Meter in Italien so, dass sie plötzlich keinen Stromverbrauch mehr an die Netzleitstelle meldeten. Nacheinander bricht das europäische Stromnetz zusammen.

Doch den Anbietern läuft das Wasser im Munde zusammen: Studien sprechen von 800 Millionen neuen Smart Metern, die produziert und bezahlt werden müssen. Milliardengeschäfte winken – kein Wunder, dass Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder jubelt, damit komme »endlich Tempo in den Smart-Meter-Rollout«. Diese Smart Meter würden die Menschen beim Energiesparen stark unterstützen, verkündete er wider besseres Wissen. Der eigene Verbrauch werde dann perspektivisch etwa per Smartphone-App so einfach abzulesen sein wie der Spritverbrauch beim Auto oder der Ladestand des Handys.

Der tatsächliche Nutzen ist also höchst fraglich. Es geht bei der Smart-Meter-Technologie um Geld, um viel Geld. Die Hersteller der Geräte sind begeistert, alle acht Jahre sollen die Geräte gegen neue ausgetauscht werden. Die »Energiewende« zieht viele neue Profiteure an wie Motten das Licht. Es lässt immer dann aufhorchen, je öfter ein Habeck das Wort »intelligent« in den Mund nimmt und von einer »intelligenten Verknüpfung« von Stromerzeugung und -verbrauch redet und den gigantischen Unsinn verkleistert.

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