Ja, wir sind moralisch verpflichtet, politisch Verfolgten und Kriegsflüchtlingen Zuflucht, Schutz und eine Chance zu gewähren. Ja, viele von den Migranten werden sich integrieren und uns nützen, wirtschaftlich wie kulturell. Ja, so besehen werden viele dieser Zuwanderer uns bereichern, auch wenn der Gutmenschen-Satz „Jeder Zuwanderer ist eine Bereicherung“ ziemlich naiv, wenn nicht sogar dumm ist.
Gleichwohl: Die Vermischung von humanitären Verpflichtungen und der wirtschaftlichen Notwendigkeit einer Zuwanderung von Fachkräften treibt seltsame Blüten.
Das Neue Deutschland
Der „Spiegel“ rief am Samstag „das neue Deutschland“ aus, ein Land, in dem Flüchtlinge die vermeintlich hinterwäldlerischen Einheimischen „zwingen“, endlich „weltoffener zu werden“. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ rollte gestern auf Seite 1 den Flüchtlingen den „roten Teppich“ aus – „vor allem aus egoistischen Gründen“, wie es im Wirtschaftsteil (!) heißt. Die „Rheinische Post“ sieht heute in der Flüchtlingskrise „eine Jahrhundertchance für das alternde, schrumpfende Deutschland“.
Das ist ja alles nicht ganz falsch. Nur: Wenn die Flüchtlingswelle so rundum positiv für uns ist, müsste man dann nicht hoffen, dass der syrische Bürgerkrieg, der IS-Terror und die wirtschaftliche Not auf dem Westbalkan noch lange anhalten? Schließlich profitieren wir doch vom Leid der Flüchtlinge.
Vielleicht bin ich ja kein guter Patriot. Ich jedenfalls wünsche allen Menschen, dass sie in ihrer Heimat in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben können – unabhängig von unseren eigenen wirtschaftlichen Interessen.