Tichys Einblick
Kommunen jenseits ihrer Funktionsfähigkeit

Sieben kommunale NRW-Spitzenleute – überwiegend SPD – verzweifeln

Sieben kommunale Spitzen haben sich zum Austausch zusammengetan, weil sie deutlich machen wollen, in welch kritischer Lage sich ihre Kommunen befinden. Sie sprechen zugleich für zahlreiche andere Städte und Gemeinden. Und sie machen ungeschminkt klar, dass sie zunehmend überfordert sind und dass ihnen die Krisen über den Kopf wachsen.

IMAGO - Collage: TE

Fünf SPD- und ein parteiloser Oberbürgermeister sowie ein SPD-Landrat aus NRW verzweifeln an der Bundes- und NRW-Landesregierung, zumal auch an SPD-Kanzler Scholz; dieser hat kein Ohr für sie. Nun hat soeben die „Welt“, Ausgabe vom 23. Januar, von einem Erfahrungsaustausch unter den sieben kommunalen NRW-Spitzenvertretern berichtet (Bezahlschranke).

Es handelt sich um die kommunalen Spitzen von Hagen (OB Erik O. Schulz, parteilos), Duisburg (OB Sören Link, SPD), Herne (OB Frank Dudda, SPD), Solingen (OB Tim Kurzbach, SPD), Leverkusen (OB Uwe Richrath, SPD), Mönchengladbach (OB Felix Heinrich, SPD) und Olaf Schade (Landrat Ennepe-Ruhr-Kreis, SPD). Die sieben haben sich zum Austausch zusammengetan, weil sie deutlich machen wollen, in welch kritischer Lage sich ihre Kommunen befinden. Sie sprechen zugleich für zahlreiche andere Städte und Gemeinden. Und sie machen ungeschminkt klar, dass sie zunehmend überfordert sind und dass ihnen die Krisen über den Kopf wachsen. Seit Jahren fordern sie ergebnislos von den wechselnden Regierungen in Bund und Land mehr finanzielle Unterstützung und den Abbau von Bürokratie.

Katastrophendiagnosen noch und noch

Wir fassen einige „Diagnosen“ und Kernaussagen der sieben kommunalen NRW-Spitzenleute zusammen:

Ja, es hat mit Migration zu tun!

Folge: Eine seit Jahren vernachlässigte Infrastruktur wird unerwartet von immer mehr Menschen beansprucht. Dabei kommen die Stadtoberhäupter immer wieder auf Migranten und Flüchtlinge zu sprechen. Die Aufnahme 2015/2016, die Armutszuwanderung aus EU-Staaten in Südosteuropa, die Unterbringung von ukrainischen Kriegsflüchtlingen seit 2022 und neue Migranten verschärfen die Lage. Plätze in Kitas und Schulen, Wohnungen fehlen. Ein zügiger Neubau ist aus finanziellen Gründen und wegen bürokratischer Hürden nicht in Sicht. Leverkusens OB Richrath warnt: „Wenn wir nicht ausreichend Geld ins Bildungssystem stecken, wenn wir die Kitas nicht ausstatten, dann bricht uns letztendlich die Gesellschaft weg.“

Der Vollständigkeit halber fügen wir an: Alle sechs Städte sind in den Jahren 2018 bis 2021 dem Bündnis „Städte Sicherer Hafen“ beigetreten. Damals haben Sie im Überschwang der Willkommenskultur signalisiert: „Wir haben Platz.“ Die Folgen kommen jetzt vor Ort an. Immerhin ist man viele Jahre später an der Basis jetzt bereit, Klartext zu sprechen und ehrlich zu berichten – nachdem man jahrelang alle Hinweise und berechtigten Warnungen auf diese Entwicklung als „rechtsrechtsrechts“ diffamiert und in den Wind geschrieben hatte.

Im Raumschiff Berlin kommt auch das bisher nicht an, wo man sich noch auf die Aufmärsche von Funktionären zurückzieht. In der zunehmenden Wagenburg Berlins muss man sich ja um die großen Linien der Trans- und De-Formations Deutschlands kümmern.

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