Tichys Einblick
Reichstagswahl 9. September

Schweden im Kurswechsel

Wie überall haben sich die Sozialdemokraten auch in Schweden nicht um die konkreten Probleme ihrer Traditionsanhänger gekümmert, die Schwedendemokraten sind in diese Lücke getreten.

Riksdag Parliament Building and Norrbro Bridge in Stockholm, Sweden

Getty Images

Die Schwedendemokraten, mehr Pendant zur FPÖ als AfD, verdoppelten seit 2006 bei jeder Wahl ihren Stimmenanteil. Nachdem Migration mittlerweile die ganze Gesellschaft beschäftigt, taxieren Demoskopen vor den Parlaments- und Kommunalwahlen die Partei, die eine Kehrtwende in der Migrations- und EU-Politik will, derzeit auf 19,6 % (letzte Reichstagswahl 12,9 %). Damit läge sie gleichauf mit den 19,7 % der konservativen Moderaten (23,3) – beide nicht sehr weit von den 100 Jahre dominierenden Sozialdemokraten mit 23,6 % (31). Die anderen: Zentrumspartei 11,1 % (6,1), Linke 8,8 % (5,7), Grüne 6,5 % (6,9). Ein Bild, das der europaweiten Tendenz entspricht.

Wie überall haben sich die Sozialdemokraten auch in Schweden um die konkreten Probleme ihrer Traditionsanhänger nicht gekümmert, die Schwedendemokraten sind in diese Lücke getreten. Die Regierung aus Sozialdemokraten und Grünen haben zwar ihren Kurs Richtung Schwedendemokraten korrigiert, aber offensichtlich nicht weit genug: Künftig nur noch so viele Asylbewerber aufzunehmen, wie es der Größe Schwedens im europäischen Vergleich entspricht, reicht vielen Bürgern nicht.

So könnte es sehr wohl sein, dass Schweden als das erste Land, das seine Grenzen für außereuropäische Einwanderer weit öffnete und ihnen eine große Portion Toleranz auch bei deren Intoleranz entgegenbrachte, unter den ersten sein wird, die den gegenteiligen Weg einschlagen.

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