Eine Summe von 800 Milliarden Dollar von Prinzen und anderen Geschäftsleuten einkassieren, die aus Korruption stammen sollen, ist gut für die Kriegskasse, die Kronprinz Mohammed bin Salman – MbS genannt – brauchen wird, um seine Reformpläne in Saudi-Arabien zu verwirklichen.
Die damit einhergehende Botschaft an das saudische Machtgefüge ist wohl weit wichtiger. Sie lautet nach dem Saudi-Arabien-Experten James Dorsey, Senior Fellow an Singapore’s S. Rajaratnam School of International Studies:
„The most recent crackdown breaks with the tradition of consensus within the ruling family whose secretive inner workings are equivalent to those of the Kremlin at the time of the Soviet Union.
Prince Mohammed, rather than forging alliances, is extending his iron grip to the ruling family, the military, and the National Guard to counter what appears to be more widespread opposition within the family as well as the military to his reforms and the Yemen war.”
Die BBC berichtet: Von den nahe Riad festgehaltenen Dutzenden von bisherigen Amtsträgern, Geschäftleuten und ihren Familen im Fünf-Sterne-Hotel Ritz Carlton sollen Videos zeigen, dass sie dort auf dem Boden schlafen. Der Milliardär Prince Alwaleed bin Talal, der Anteile an Twitter und Citigroup hält, soll inzwischen in ein Gefängnis verlegt worden sein. Weitere Verhaftungen sollen vor der Tür stehen.
Das ist nicht nur ein Schlag gegen die bisher übliche Vetternwirtschaft der Korruption. Hier bringt ein Machtbewusster die Opposition gegen seinen wie auch immer gearteten Modernisierungskurs zum Schweigen, bevor diese überhaupt reden und handeln kann. Der Kronprinz MbS macht klar Schiff, ehe er als krönenden Abschluss das Amt des Königs von seinem Vater übernimmt – vermutlich bald.
Zweierlei ist nicht zu übersehen: Die Karten im Nahen und Mittleren Osten werden erstens auch auf dieser Achse neu gemischt. Und zweitens ist die EU wie immer abwesend, wenn etwas von Bedeutung passiert.