Über die Auslösung der Konflikte in Chemnitz ist noch lange nicht das Letzte gesagt. Vieles ist unkar. Eines jedoch nicht: Indem die Vertreter von Politik, Staat und Medien über den Gewaltakt möglichst wenig informierten und jede Anteilnahme mit Opfern und Angehörigen streng vermieden, dafür aber verständliche und nicht akzeptable Reaktionen in ein und denselben Topf warfen und verurteilten, provozierten sie erst recht, was kam und möglicherweise noch folgt.
Das wirft mit Blick auf die Landtagswahlen in Sachsen am 1. September 2019 ein besonderes Licht. Wer es noch nicht wusste, kann es nach Chemnitz nicht mehr übersehen. Eine auch nur halbwegs zivilisierte politische Auseinandersetzung zwischen den Herrschenden, ihren Kritikern und Gegnern ist nicht mehr möglich.
Infratest dimap lieferte eben als neuen Pegelstand für Sachsen diese Ziffern:
CDU 30 Prozent – AfD 25 – Linke 18 – SPD 11 – Grüne 6 – FDP 5 – Sonstige 5
Schaffen FDP und Grüne es nicht in den Landtag, muss die CDU zwischen AfD und Die Linke zur Mehrheitsbildung wählen. Verliert die CDU noch etwas, braucht sie Linke und SPD gegen die AfD. Besonders bilderbuchartig wäre CDU mit den drei alten Parteien SPD, FDP und Grünen, alle drei unter 10 Prozent – AfD und Linke beide in der Opposition. Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass in einem Jahr AfD und CDU sich in Sachsen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Spätestens nach Chemnitz ist alles möglich.