Am Donnerstagabend bestätigte das russische Verteidigungsministerium: Das russische Flaggschiff im schwarzen Meer, die „Moskwa“, ist gesunken. Zuvor behauptete Moskau, das Schiff sei lediglich beschädigt worden und würde in den nächsten Hafen geschleppt werden. Ukrainische Stellen behaupteten schon am Vortag eine Versenkung mittels ukrainischer Neptun-Raketen (TE berichtete), der eigenen Weiterentwicklung eines russischen Raktenmodells.
Russland bestreitet weiterhin, dass die Zerstörung des Schiffs Ergebnis eines ukrainischen Angriffs ist. Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptet, Munition sei in Folge eines Brandes an Bord detoniert. Das Schiff sei bei „stürmischem Seegang“ gesunken, die Rede ist von einer „Havarie“.
Zwar war auf dem schwarzen Meer in den letzten Tagen stärkerer Wellengang zu beobachten, von einem Sturm, der einem Schiff dieser Größenordnung gefährlich werden könnte, kann indes nicht die Rede sein.
Das Schiff hat eine Besatzung von rund 500 Mann und spielte eine entscheidende Rolle für seegestützte Raketenangriffe auf die Ukraine. Das russische Verteidigungsministerium hatte sich zunächst bemüht, die Schäden auf dem 1983 in Dienst gestellten Flaggschiff herunterzuspielen. Noch am Donnerstagvormittag hatte die russische Armee erklärt, dass das Feuer eingedämmt werden konnte und das Kriegsschiff zum Hafen zurückgeschleppt werde. Die wichtigsten Waffen der “Moskwa” seien nicht beschädigt worden, das Schiff laufe auch nicht Gefahr zu sinken. Am Abend musste Moskau schließlich den Verlust der Kriegsflotte eingestehen.
Militär-Experten zufolge könnte das ein “Wendepunkt” im Ukraine-Krieg sein, schreibt der Wiener Exxpress: auf den wir zurückgreifen
Größter Verlust der russischen Marine seit 1905
Vor 39 Jahren wurde die “Moskwa”, Russlands Flaggschiff auf dem Schwarzen Meer, in Dienst gestellt. Ihre Zerstörung dürfte in die Geschichte der Marine-Kriege eingehen und der bisher schwerste Verlust sein, den die russische Marine jemals seit 1905 erlitten hat und der größte Verlust einer Kriegsmarine seit Ende des Zweiten Weltkriegs, so der Londoner Economist.
Beim ukrainischen Angriff soll die neue Lenkwaffe Neptun der Ukraine zum Einsatz gekommen sein. Sie rast in nur 10 bis 30 Meter Höhe fast mit Schallgeschwindigkeit und fast 300 Kilometern Reichweite auf ihr Ziel zu. Branchenkenner spekulieren, dass die Ukraine dabei eine Schwachstelle des Flaggschiffs nutzte.
Keine weiteren Kriegsschiffe im Schwarzen Meer
Die russische Mannschaft an Board konnte sich offensichtlich retten. Doch der Verlust der “Moskwa” ist für Russland enorm. Moskau kann nämlich über das Mittelmeer keine weiteren Kriegsschiffe in das Schwarze Meer bringen, weil die Türkei die Durchfahrt von russischen Marineschiffen durch den Bosporus gesperrt hat.
Die “Moskwa” hat zwei Radarsysteme unterschiedlicher Leistung. Angeblich können die Radarsysteme aber nicht rundum beobachten. Zuerst könnte eine von der Ukraine gesteuerte türkische Drohne Bayraktar TB2 die Aufmerksamkeit der “Moskwa”-Besatzung auf sich gezogen haben, berichtet die “Welt”, wofür das beste Radarsystem genutzt wurde. Gleichzeitig steuerten im Schutz des Ablenkungsmanövers eine oder sogar zwei Neptun Anti-Schiffs-Marschflugkörper auf das Flaggschiff zu. Solche Vermutungen stellt auch der Heeres-Experte Oberst Bernhard Gruber in “10 vor 8” auf eXXpressTV an.
Weil die Waffe dicht über die Meeresoberfläche fliegt und es stürmische See gab, blieb der Angreifer möglicherweise lange Zeit unentdeckt, heißt es. Die Neptun-Waffe ist eine ukrainische Weiterentwicklung des russischen Marschflugkörpers Kh-35, der von Land, Schiffen oder Flugzeugen abgefeuert werden kann.
Bemerkenswert: Deutsche Medien berichten, das Schiff sein „Im Sturm“ gesunken, so der WDR, oder bei einer unerklärlichen „Havarie“ untergegangen. (DER SPIEGEL). Das Schiff war nach der Explosion von der Mannschaft verlassen worden und von anderen Schiffen geschleppt worden. Die Ursache seines Untergangs ist ohne Zweifel eine Explosion, die aber im Krieg vermutlich nicht von einem „Bedienungsfehler“ herrührt. Die Bedeutung, die der Kreml dem Verlust beimißt, zeigt sich in wütenden Kommentaren von Hunderten von Putin-Anhängern in Leserbriefen an alle Medien, die über den Verlust durch feindliche Kräfte nicht eingestehen wollen und jeden Bericht darüber als „Propaganda“ bezeichnen.