Tichys Einblick
Strategiepapier mit Sprengkraft

„Gesellschaftlicher Kulturwandel“: RKI fordert Schulfach zur Corona-Erziehung

Das neue Strategiepapier des RKIs hat es in sich - wieder einmal legt es Horrormodellierungen vor. Im Fokus stehen allerdings die Schulen: Dort soll mehr getestet werden, außerdem wohl keine vollständige Rückkehr zum Regelschulbetrieb stattfinden. Dafür empfiehlt das RKI, eine Art Umerziehungsoffensive zu starten.

IMAGO / Steinach

Das RKI hat ein umfangreiches Strategiepapier zur nächsten Corona-Welle im Winter/Herbst vorgelegt. Darin werden verschiedene Modellierungen abhängig von Impfquote und ergriffenen Maßnahmen vorgelegt, sowie weitere Prognosen und Handlungsempfehlungen. Das Papier sorgte bislang (bis auf BILD heute früh) für wenig mediales Aufsehen – dabei bietet es enorme politisches Sprengkraft.

Die Modellierungen des RKIs sind wie gewohnt äußerst pessimistisch. Bei einer Impfquote von 75 Prozent und ausgebliebenen Kontaktbeschränkungen prognostiziert man eine Inzidenz jenseits der 400 und über 6,000 belegte Intensivbetten in der Spitze – das wären mehr als bei irgendeiner Corona-Welle zuvor. Wie diese These zu begründen ist, ist nicht wirklich ersichtlich: In Großbritannien hat man bei ähnlicher Impfquote und trotz „Freedom Day“, also der Aufhebung nahezu aller Kontaktbeschränkungen, kaum einen Anstieg der Intensivpatienten beobachten können (TE berichtete). (Dass auf der Insel die Fallzahlen sinken, seit die Maskenflicht gefallen ist, verschweigt das RKI-Papier.)

Dennoch leitet das RKI aus diesen Erwartungen neue Maßnahmenempfehlungen ab. Im Fokus stehen vor allem immer wieder die Schulen, da hier besonders wenige geimpft sind, seien die die Treiber der nächsten Welle. Man empfiehlt die Testrate zu erhöhen und zukünftig bis zu drei mal wöchentlich zu testen. Dazu sollen auch für den Herbst die „digitalen Ressourcen“ für den Unterricht ausgebaut werden – scheinbar soll man also nicht vollständig zum Regelunterricht zurückkehren.

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Ganz besonders wichtig sei aber auch die Aufklärung der Schüler und Eltern über die Schutzmaßnahmen. Es ergebe sich nämlich „die Chance“ ein Schulfach „Gesundheitserziehung“ einzuführen. Im Klartext soll das wohl bedeuten: Die Bemühungen der Schulen, Kinder zu einem coronakonformen Verhalten zu erziehen, sollen erweitert werden. Wie und was in so einem Schulfach mit welchen pädagogischen Mitteln gelehrt werden sollte, ist rätselhaft. Geht es darum, die Kinder mit noch mehr Panik und Horrorszenarien zu begeisterten Maskenträgern und Maskenmahnern umzuerziehen?
An anderer Stelle spricht das RKI jedenfalls von einem „gesellschaftlichen Kulturwandel“ zum Eigen- und Fremdschutz.

Im Papier geht es weiter. Ganz unverblümt kündigt das RKI eine dritte Impfung an: „Regelmäßige Boosterimpfungen werden vermutlich in zu bestimmenden Bevölkerungsgruppen und Impfabständen erforderlich sein.“ Immerhin räumt man dann aber mit dem in der Politik immer noch bestehenden Glauben an die Herdenimmunität auf, eine solche Vorstellung sei „nicht realistisch“.

Ein Ende der Maßnahmen ist für das RKI nicht in Sicht – bis zum nächsten Frühjahr sollen die Basismaßnahmen aus Maskentragen & Co. jedenfalls bestehen bleiben. Und auch nach Corona ist es nicht vorbei, denn u.a. das „Bestehen relevanter Tierreservoirs,“ sorge dafür, dass immer wieder neue humane Infektionen stattfinden könnten.

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