Tichys Einblick
Neue RKI-Enthüllungen

Corona: Die Liste der Lügen

„Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.“ Die Bundesregierung und das RKI, die öffentlich-rechtlichen Medien und andere PR-Agenturen versuchen recht angestrengt, eine „politische Bombe“ (Berliner Zeitung) in ein Nicht-Ereignis umzudeuten. Doch diesmal ist fraglich, ob das gelingt.

picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer

Die neu enthüllten internen Dokumente aus dem RKI sind eindeutig. Sie zeigen ohne Zweifel, dass das RKI und die Bundesregierung sehr vieles schon sehr früh wussten – es aber der Öffentlichkeit bewusst verschwiegen haben. Oder, schlimmer noch: Sie verbreiteten wider besseres Wissen das genaue Gegenteil.

So etwas nennt man per definitionem: Lügen.

RKI und Regierung wussten frühzeitig, dass Schulen das Infektionsgeschehen nicht maßgeblich vorantreiben. Trotzdem wurden die Schulen in Deutschland monatelang geschlossen, mit schwersten psychosozialen Langzeitfolgen für Millionen Kinder. RKI und Regierung wussten frühzeitig, dass der Impfstoff von AstraZeneca „weniger perfekt“ war. Trotzdem wurde das Mittel in Deutschland – auch nach Bekanntwerden schwerster Nebenwirkungen – noch viele Monate lang verimpft.

Etwa 4.000 ungeschwärzte Seiten kann jetzt jedermann lesen – davon etwa 1.500 Seiten, die bisher auch geschwärzt nicht zugänglich waren (rki-transparenzbericht.de). In den Protokollen, Vermerken und internen Power-Point-Grafiken finden sich unzählige Beispiele dafür, wie Politiker, Beamte, Wissenschaftler und Pharma-Industrie in der Corona-Zeit getrickst, getäuscht und geschummelt haben.

Dabei stechen sechs Bereiche besonders hervor: FFP2-Masken, AstraZeneca, die „Pandemie der Ungeimpften“, Kinder und Schulen, Christian Drosten und schließlich die Rolle des RKI.

FFP2-Masken

Dass die nichts bis überhaupt nichts brachten, war den Fachleuten im RKI offenbar von Anfang an klar. Noch ein halbes Jahr nach (!) Einführung der Maskenpflicht wird vom RKI intern vermerkt:

„Es gibt keine Evidenz für die Nutzung von FFP2-Masken außerhalb des Arbeitsschutzes, dies könnte auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Bekanntlich wurde diese Erkenntnis der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht, jedenfalls nicht von Deutschlands Regierung. Stattdessen wurde beharrlich das Gegenteil verbreitet: Mit Masken schütze man sich und andere, hieß es.

AstraZeneca

Schon Anfang 2021 wusste das RKI von schweren Impfnebenwirkungen etwa durch AstraZeneca. Trotzdem ließen sich kurz danach praktisch alle wichtigen Spitzenpolitiker öffentlichkeitswirksam mit genau diesem Stoff impfen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der damalige Vizekanzler Olaf Scholz (SPD), der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der damalige SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach.

Fachpublikationen wie die Ärztezeitung und die Deutsche Apothekerzeitung, aber auch politische Wochenmagazine wie der „Spiegel“ berichteten darüber ausführlich und unkritisch. In ihrer Wirkung waren die entsprechenden Texte im Prinzip kostenlose Werbung.

Der Finanzwissenschaftler und Daten-Experte Stefan Homburg ordnet das so ein:

„Es ist meines Erachtens vollkommen fernliegend – wenn eine Gesundheitsbehörde diese Gefahren kennt – dass sich dann gerade diese Leute mit AstraZeneca impfen lassen. Eine naheliegende Interpretation ist, dass selbst in der schlecht informierten Normalbevölkerung die Bereitschaft auf null war. Die Politik hatte aber riesige Lieferverträge abgeschlossen und fürchtete, dass über Lieferbestände und verschwendete Steuerbeträge berichtet wird. Und so hat man die Leute ins Messer laufen lassen.“

Die Folgen waren für manche Menschen schlicht verheerend. Der Augsburger Anwalt Christian Pütz etwa erlitt nach einer Corona-Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca eine sogenannte Sinusvenenthrombose, also ein Blutgerinnsel im Gehirn. Ihm musste letztlich eine künstliche Schädeldecke eingesetzt werden.

Das ZDF berichtete über diesen Fall zwei Jahre später.

„Pandemie der Ungeimpften“

In einem RKI-Protokoll vom 5. November 2021 findet sich folgender Austausch:

RKI-Mitarbeiter A:
„In den Medien wird von einer ‚Pandemie der Ungeimpften‘ gesprochen. Aus fachlicher Sicht nicht korrekt. Gesamtbevölkerung trägt bei. Soll das in Kommunikation aufgegriffen werden?“

RKI-Mitarbeiter B:
„Nein.“

Die Erzählung von der „Pandemie der Ungeimpften“ gehört zu den wirkmächtigsten Mythen der ganzen Corona-Zeit. Wo genau sie eigentlich herkommt, ist auch aus den neuen RKI-Files nicht ersichtlich. Immerhin wird in diesem hochoffiziellen Dokument von einer Behörde klar niedergeschrieben, dass es die „Pandemie der Ungeimpften“ nie gegeben hat.

Aber diese – je nach Annahme falsche oder gefälschte – Annahme führte zu gravierenden, tief in das Leben jedes einzelnen Bürgers eingreifenden Maßnahmen: 2G und 3G, die einrichtungsbezogene Impfpflicht und auch die sogenannte „Duldungspflicht“ bei der Bundeswehr (Soldaten mussten die Impfung erdulden und konnten sie nicht verweigern) – all das folgte letztlich aus der Fehlinformation, es handele sich um eine „Pandemie der Ungeimpften“.

Und es ist immer noch nicht vorbei. Noch heute berufen sich Gerichte auf diese widerlegte Erzählung.

Kinder und Schulen

Offenbar wusste das RKI schon im Januar 2020, dass Corona für Kinder sogar noch weniger gefährlich ist als andere übliche Atemwegserkrankungen. Auch dass Kinder das Virus nicht relevant in die Gesellschaft tragen, war den Fachleuten wohl bekannt. Wörtlich steht in einem Vermerk:

„Kinder sind keine wichtigen Transmissionsriemen.“

Der Politik und so manchem Wissenschaftler außerhalb des RKI war das schnuppe. Obwohl das RKI Schulschließungen überhaupt nicht für sinnvoll hielt, fühlte sich Christian Drosten bemüßigt, genau diese zu empfehlen. Und der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn ordnete ausdrücklich an, dass in einem RKI-Papier eine Passage eingefügt werden müsse, in der Schulschließungen positiv bewertet werden.

Zusätzlich wurden Kinder und Jugendliche mit der Maskenpflicht traktiert und zur Impfung gedrängt – teils gegen die ausdrückliche Empfehlung der Ständigen Impf-Kommission (Stiko). Ganz offiziell wurden massive Eingriffe bei und Einschränkungen für Kinder damit begründet, das sei nötig, „um andere zu schützen“. Der Journalist Bastian Barucker nennt das einen „einzigartigen Vorgang in der Medizingeschichte“.

Christian Drosten

Den Virologen von der Charité in Berlin kannte außerhalb seines Fachgebiets vor der Pandemie niemand. Durch Corona wurde er zu einem Star. Sein Podcast über die Pandemie bekam sogar den Grimme-Preis (dem seit ein paar Jahren allerdings kaum jemand erfolgreich ausweichen kann).

Drosten gehörte allerdings auch zu einer zwar internationalen, aber sehr kleinen und sehr im Verborgenen wirkenden Gruppe von Virologen, die unter dubiosen Umständen offenbar verabredet hatten, die These von einem Labor-Ursprung des Corona-Virus für unglaubwürdig zu erklären. Inzwischen wird weltweit davon ausgegangen, dass diese These eben doch stimmt.

Zu diesen alten Zweifeln an Drosten gesellen sich nun neue. In den RKI-Protokollen vom Juli 2020 ist nachzulesen, dass der Virologe auf die Publikation seiner eigenen Forschungsergebnisse verzichtet hat, um keine Zweifel an den offiziellen Corona-Maßnahmen zu schüren: Er ließ ein Paper zurückziehen, „da ungezielte Testung im Text als nicht sinnvoll betrachtet wird und dies dem Regierungshandeln widerspricht“.

Die Journalistin Aya Velazquez nennt das „Wissenschaftsbetrug“.

Die Rolle des RKI

Das Institut soll einerseits die Bundesregierung fachlich beraten. Andererseits ist es eine Behörde, letztlich also weisungsgebunden. Wenig verwunderlich kam es deshalb immer wieder zu Konflikten zwischen den Fachleuten des RKI und den Politikern der Bundesregierung.

Am Ende hat sich immer die Regierung durchgesetzt. Das RKI hat nicht erst Wissenschaft gemacht, dann mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen die Politik beraten, welche dann ihre Entscheidungen traf. Tatsächlich war es genau andersherum. In einem Protokoll vom 10. September 2021 heißt es:

„Die wissenschaftliche Unabhängigkeit des RKI von der Politik ist insofern eingeschränkt.“

Da erübrigt sich dann jeder weitere Kommentar.

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