Tichys Einblick
Verkehr, Verkauf, Handwerk:

Renteneintritt der Boomer verschärft Fachkräftemangel drastisch

Neueste Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeichnen ein düsteres Bild für die nächsten Jahre, denn der Renteneintritt der Boomergeneration kann nicht adäquat aufgefangen werden.

picture alliance/dpa | Oliver Berg

Der bevorstehende Renteneintritt der Babyboomer-Generation wird den Fachkräftemangel in Deutschland, insbesondere in sogenannten Engpassberufen, weiter verschärfen. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zeigen, dass in vielen dieser Berufe der Anteil der Beschäftigten über 55 Jahre deutlich über dem Durchschnitt liegt.

In Berufen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist der Anteil älterer Beschäftigter besonders hoch. So waren im Jahr 2023 etwa 44 Prozent der Bus- und Straßenbahnfahrerinnen und -fahrer mindestens 55 Jahre alt, während der Durchschnitt über alle Berufe hinweg bei 25 Prozent lag.

Ähnliche Tendenzen zeigen sich in anderen Verkehrsberufen. Knapp 40 Prozent der Berufskraftfahrer im Gütertransport gehörten 2023 der Altersgruppe 55+ an. Bei Straßen- und Tunnelwärtern, die für Verkehrssicherheit und Instandhaltung zuständig sind, lag der Anteil bei einem Drittel.

Auch in anderen Bereichen mit bereits bestehendem Fachkräftemangel ist der Anteil älterer Beschäftigter überdurchschnittlich. Im Gartenbau waren 2023 rund 34 Prozent der Beschäftigten mindestens 55 Jahre alt. Bei Maurern lag dieser Anteil bei 30 Prozent, und im Verkauf von Back- und Konditoreiwaren bei 27 Prozent.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen deutliche Unterschiede beim Anteil älterer Beschäftigter in verschiedenen Branchen. Im Grundstücks- und Wohnungswesen war 2023 der Anteil der mindestens 55-Jährigen mit 33 Prozent am höchsten. Auch in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei erreichte dieser Anteil 28 Prozent und lag damit deutlich über dem Durchschnitt. Im Bereich Verkehr und Lagerei, zu dem unter anderem Berufskraftfahrer zählen, betrug der Anteil der über 55-Jährigen ebenfalls 28 Prozent.

Im Handel zeigen sich zwar einzelne Berufe mit einem hohen Anteil älterer Beschäftigter, doch insgesamt liegt der Anteil der Altersgruppe 55plus in der Branche mit 24 Prozent leicht unter dem Durchschnitt. Ähnlich verhält es sich im Gastgewerbe: Hier waren zuletzt etwa 20 Prozent der Beschäftigten 55 Jahre oder älter, was deutlich unter dem Durchschnitt von 25 Prozent liegt. Der bestehende Arbeits- und Fachkräftemangel in dieser Branche wird daher durch die Alterung der Belegschaft nicht überproportional verstärkt.

Demografischer Wandel und seine Folgen

Der demografische Wandel in Deutschland führt dazu, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer nach und nach in den Ruhestand gehen, während weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten. Dieser Trend wird durch die Digitalisierung und die zunehmende Akademisierung der Gesellschaft verstärkt, sodass große Lücken in traditionellen Dienstleistungssparten entstehen.

In Bundesländern wie Sachsen-Anhalt ist die Situation besonders kritisch. Hier wird in den kommenden Jahren eine massive Welle von Renteneintritten erwartet, die den bestehenden Fachkräftemangel, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich, weiter verschärfen dürfte.

Um den drohenden Engpässen entgegenzuwirken, sind verschiedene Maßnahmen in der Diskussion. Dazu zählen die Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen, die Erhöhung des Renteneintrittsalters und die gezielte Zuwanderung von Fachkräften. Zudem wird die Weiterbildung und Umschulung von Arbeitskräften als entscheidend angesehen, um den Anforderungen des sich wandelnden Arbeitsmarktes gerecht zu werden.

Anzeige
Die mobile Version verlassen