Vor der verheerenden Tsunami-Katastrophe 2011 war Atomkraft für 30 Prozent des in Japan produzierten Stroms verantwortlich. Es war sogar geplant, diesen Anteil auf 40 Prozent zu steigern. Stattdessen verwüstete ein durch ein massives Erdbeben verursachter Tsunami das Land, welcher 20.000 Menschen das Leben kostete. Das Land stieg aus der Atomkraft aus, schneller und brutaler als es Deutschland tat. Von 2010 bis 2012 fiel der Anteil von Atomenergie am Strommix von 29 Prozent auf 2 Prozent. 2014 hatte Japan gar keine Reaktoren mehr im Betrieb.
Der Großteil der AKWs in Japan ist mehr als 30 Jahre alt, vier Reaktoren sind sogar älter als 40 Jahre. Bevor sie wieder ans Netz gehen dürfen werden sie extensiven neuen Sicherheitstests unterzogen. Laufzeitverlängerungen werden nunmehr auch nur für 10, statt wie bisher 20 Jahre vergeben. Die Japanische Regierung hat außerdem erklärt die Entwicklung neuer Reaktorformen fördern zu wollen.
Ein Endlager für Atommüll ist auch in Japan noch nicht gefunden. Im Gespräch sind mehrere Möglichkeiten auf Hokkaido, der nördlichsten der großen japanischen Inseln.
Frankreich weist Kritik an Atomstrategie zurück
Der Wirtschaftsminister Frankreichs, Bruno Le Marie, weist indes deutsche Kritik an der Strategie seines Landes zurück. Der ARD sagte er: „Ich respektiere die souveränen Entscheidungen jedes einzelnen Staates, jeder kann seinen Energiemix unabhängig wählen“. Auch Frankreich erkennt in der Atomkraft einen entscheidenden Baustein der eigenen Atomstrategie. Den Vorwurf, die französischen Anlagen seien „Schrottreaktoren“, weißt er zurück. Es habe zwar „technische Schwierigkeiten“ gegeben, auch mussten Reaktoren wegen Schäden vom Netz genommen werden. Diese Schwierigkeiten seien aber größtenteils behoben.
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, sieht eine Renaissance der Atomkraft. „Es passiert gerade sehr viel, beileibe nicht nur Absichtserklärungen“, sagte Grossi der ARD. „Länder stecken Geld in die Entwicklung oder bauen neue Atomkraftwerke.“
Das ist auch unvermeidbar, denn so Grossi weiter: „Schaut man sich in der Welt um, sieht man: Die meisten Länder versuchen, in ihrem Energiemix als Grundlast rund 15-20 Prozent Atomkraft zu haben, damit sie dann Erneuerbare Energien besser in ihre Stromnetze integrieren können“
Internationale Atomenergiebehörde sieht Renaissance
Graichen und seine Familie sind eng verwoben mit deutschen Erneuerbare-Energien-Lobbyorganisationen.
Auch die Grünen haben mit einer von ihnen in Auftrag gegebenen Studie nachgelegt. Atomkraft, so behauptet das von der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) erarbeitete Papier, sei schlichtweg zu teuer. „Eine Gesamtbewertung des Systems Atomkraft ergibt heute dasselbe Ergebnis wie auch in den letzten Jahrzehnten: Selbst bei Vernachlässigung externer Kostenfaktoren (…) ist der Bau und der Betrieb von Kernkraftwerken nicht ökonomisch, und es gab und gibt kostengünstigere Alternativen“, so eines der Ergebnisse. Die Grünen haben also eine ganz eigene Erklärung für die Strompreise in Deutschland, die zu den höchsten der Welt zählen.
Der Atomausstieg wird in Deutschland am 15. April vollzogen sein. Der Energiemix Deutschlands besteht dann vor allem aus Kohle- und Gasstrom.