Ihre überregionale Bekanntheit verdankt die Schweizer Reggae-Band „Lauwarm“ zwei Akten der Cancel-Kultur: Eigentlich hätten sie bei dem Kulturfestival Lorraine-Chilbi am 20. August spielen sollen. Dann sagte der Veranstalter den Auftritt wegen der „zu großen Kontroverse für ein Quartierfest“ ab, ohne eine detaillierte Begründung zu nennen. Was dahintersteckte, weiß die Öffentlichkeit allerdings auch so: Vor kurzem brachen die Betreiber der Brasserie Lorraine in Bern ein Konzert der Band ab, weil sich Gäste daran gestört hätten, dass die weißen Band-Mitglieder Reggae spielen, und einige Mitglieder außerdem Dreadlocks tragen. Die Anklage lautet: „kulturelle Aneignung“.
Die Pointe des „Lauwarm“-Auftritts in Zürich lag darin, dass das Publikum dort wahrscheinlich diverser zusammengesetzt war als in der Berner Brasserie. Zu dem Weltwochen-Fest waren die Botschafter Chinas, Vietnams und Katars in der Schweiz gekommen, aus Deutschland Welt-Herausgeber Stefan Aust, Focus-Gründer Helmut Markwort, die frühere Chefredakteurin der Bunten Patricia Riekel und Medien-Manager Hans Mahr. Auch der erfolgreichste Schweizer Musiker gehörte zu den Partygästen – Dieter Meier, Gründer und Frontmann des Duos „Yello“.
Mit ihrem Auftritt am Limmat provoziert die Band womöglich die nächste große Korrektheits-Debatte. Für Tugendwächter wäre es jetzt eigentlich an der Zeit zu fragen: Wie rechts ist Schweizer Reggae?