Syrien ist ein Pulverfass, an das gleich mehrere Lunten gelegt und angezündet worden sind. Der Despot Assad kämpft gegen sein eigenes Volk wie gegen die Terroristen vom „Islamischen Staat“, die USA bombardieren den IS, die Kurden sowie die Peschmerga kämpfen am Boden gegen den IS, die Türkei wiederum gegen die Kurden. Solange das so ist, werden weiterhin Hunderttausende fliehen, in die Nachbarländer und weiter nach Europa, nicht zuletzt in das gelobte Deutschland.
Kein Friede ohne weiteres Blutvergießen
Man braucht sehr viel Phantasie, um sich eine Befriedung ohne weiteres Blutvergießen vorzustellen. In Washington wie in europäischen Hauptstädten wird darüber nachgedacht, wie man Assad zum Abdanken zwingen und dem IS Einhalt gebieten könnte. Russland wird ebenfalls aktiv, aber in erster Linie, um seinen Verbündeten Assad zu stützen und seinen eigenen Einfluss auszuweiten, nicht etwa, um dort eine halbwegs demokratische Ordnung zu etablieren.
Dabei sind sich alle Militärexperten einig: Allein aus der Luft lassen sich weder Assad noch der IS besiegen. Dazu braucht man Bodentruppen. Aber wer soll die stellen? Irgendwie scheinen alle auf die USA zu warten, dass sie den Weltpolizisten spielen, dass sie das blutige Geschäft erledigen und ihre Boys dabei opfern. Das wäre aus europäischer Sicht schön bequem. Und vom Fernsehsessel aus könnte „good old Europe“ beurteilen, ob das, was die US-Army tut, moralisch gerechtfertigt ist oder nicht. Barack Obama wird jedoch genau das nicht tun – jedenfalls nicht im Alleingang.
Der „Stern“ hat jetzt eine Lösung vorgeschlagen. „Boots on the ground (…), Soldatenstiefel am Boden sind unerlässlich, um Städte, und Regionen zu befreien. Mit Soldaten auch aus Europa. Und aus Deutschland“, schreibt Hans-Ulrich Jörges. Und erklärt den „Weltkrieg gegen den IS“ zum „gerechten Krieg“.
Warum sollen deutsche Soldaten für Syrien sterben?
Darüber kann man diskutieren. Wer jedoch über eine Lösung der syrischen Frage und damit einer der Hauptursachen der Flüchtlingskrise unter Beteiligung deutscher Soldaten nachdenkt, sollte sich der Frage nach einem Beitrag der Syrer zur Befreiung ihres Landes nicht verschließen. Der Großteil der syrischen Flüchtlinge, die derzeit vor allem nach Deutschland und Schweden strömen, sind junge Männer unter dreißig. Früher hätte man gesagt: Männer im wehrfähigen Alter. Wenn Bodentruppen aus Europa nach Syrien sollten, warum dann nur junge Deutsche, Engländer und Franzosen? Warum nicht auch junge Syrer, denen am meisten an der Befriedung ihrer Heimat liegen müsste – jenseits von geopolitischen Überlegungen.
Man kann verstehen, dass junge Syrer ihr Land zurzeit auch deshalb verlassen, weil sie weder von Assad noch vom IS für die jeweiligen Mörderbanden rekrutiert werden wollen. Aber warum sollten syrische Flüchtlinge – entsprechend ausgebildet – nicht an der Seite amerikanischer und europäischer Soldaten gegen Assad und IS kämpfen? Das ist nicht so weit hergeholt, wie es in manchen Ohren klingen mag. Tausende deutsche Exilanten haben sich während des 2. Weltkriegs freiwillig den alliierten Streitkräften angeschlossen – gegen Hitler, für ein demokratisches Deutschland.
Syrische Einheiten in europäischen Armeen im „gerechten Krieg“? Wer deutsche Soldaten in diesen Kampf schicken will, sollte auch deren syrische Altersgenossen dafür zu gewinnen suchen. Denn eines würde Deutschland nicht aushalten: Dass Deutsche in Vorderasien ihr Leben riskieren, während die Söhne des Landes sich in Deutschland in Frieden und Freiheit ein neues Leben aufbauen. Fragt sich nur, wie die Flüchtline aus „Refugees welcome to the front“ reagieren würden?