Der Corona-Lockdown hat weltweit zu einem Zuwachs an Fällen von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und sogar Selbstgefährdung bei Kindern geführt. Das geht aus einer aktuellen Analyse der Organisation „Save the Children“ hervor, die Umfrageergebnisse des „Oxford COVID-19 Government Response Tracker“ von mehr als 13.000 Kindern in 46 Ländern verarbeitet hat. Demnach berichteten 83 Prozent der Kinder über einen Anstieg von negativen Gefühlen aufgrund der Pandemie. Diese Gefühle zeigten sich bei der Mehrheit der Kinder (96 Prozent) weitaus höher, nachdem Schulen bereits über 17 Wochen geschlossen waren.
In fast allen Ländern waren Kinder während der COVID-19-Pandemie in irgendeiner Form von einem Lockdown betroffen. Seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 haben sie im Schnitt 184 Tage unter gesetzlichen Schließungen oder Einschränkungen gelebt. In einkommensstarken Ländern wie Kanada mussten einige Kinder insgesamt 13 Monate (402 Tage) lang zu Hause zu bleiben. In Europa waren es im Durchschnitt neun Monate. In Indien, wo mehr als 448.000 COVID-19-Tote verzeichnet wurden, verbrachten Kinder mindestens 100 Tage zu Hause.
Laut tagesschau gab jeder fünfte junge Mensch in der UNICEF-Studie aus 21 Ländern an, sich häufig deprimiert zu fühlen oder wenig Interessen zu haben. Speziell in Deutschland äußerte sich so jeder vierte Befragte. Der massive Anstieg ist auch eine Folge der Corona-Pandemie, oder besser gesagt, der Corona-Maßnahmen. UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore warnte, dass die Folgen der Pandemie „offenbar die Spitze eines Eisbergs [sind], den es schon vorher gab“. Aufgrund der landesweiten Lockdowns und Einschränkungen hätten Kinder prägende Abschnitte ihres Lebens isoliert von Freunden, Spielgefährten und Verwandten verbracht – und das hat Schäden hinterlassen.
Gerade kleine Kinder sind in ihrer Entwicklung auf soziale Kontakte, Berührung, Mimik, Gestik und Auseinandersetzungen angewiesen – daran gibt es in Wissenschaft, Forschung und bei der schlichten Anwendung eines normalen Menschenverstandes keinen Zweifel. Enthält man den Kleinen diese lebenswichtigen Interaktionen vor, können sich schwere Entwicklungsstörungen und psychische Instabilitäten ausbilden. Starke, liebevolle und stabile Bezugspersonen sind unabdingbar für das Sicherheitsempfinden und damit auch den Selbstwert und die Widerstandsfähigkeit eines Kindes oder Jugendlichen. Im Kontakt mit Gleichaltrigen erwerben Kinder außerdem wichtige Kommunikations- und Konfliktfähigkeiten – mal ganz abgesehen von der Lebensfreude, die einem Kind genommen wird, wenn es nicht mit seinen Freunden herumtollen, albern, spielen, streiten und seine Grenzen austesten kann.
In dem Bericht wird außerdem gefordert, „dass psychische Gesundheit nicht mehr länger nur als medizinische Aufgabe angesehen wird, sondern, dass der Bildungs- und Sozialbereich auch in die Verantwortung gezogen werden“. Den Schulen käme dabei eine große Bedeutung zu – sie sollen nach der „Covid-Pause“ möglichst schnell wieder geöffnet werden. Weltweit sind nämlich immer noch fast ein Drittel der Schulen ganz oder teilweise geschlossen, womit Millionen Kindern Bildung, Kontakt und eine normale Entwicklung verwehrt wird.
In Deutschland sind die Schulen inzwischen wieder geöffnet, trotzdem bleibt die Unsicherheit, ob sich Kinder bald wieder von Freunden und Lehrern, vom normalen Leben, verabschieden müssen, wenn die Inzidenzwerte im Winter wieder steigen. Die UNICEF-Studie könnte für Politiker eine weitere Mahnung sein, irrationalen Corona-Maßnahmen wie Schulschließungen und Maskenpflicht für Kinder zu beenden und auch künftig bleiben zu lassen. Sonst dürfte es in Deutschland bald noch deutlich mehr psychisch kranke junge Menschen und Suizide geben.
Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie Hilfe benötigen, kontaktieren Sie unbedingt die Telefonseelsorge. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 bekommen Sie Hilfe von Beratern, die Ihnen Hilfe bei den nächsten Schritten anbieten können. Hilfsangebote gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Im Netz gibt es – Beispielsweise bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – auch ein Forum, in dem sich Betroffene austauschen können.