Muhamed Remmo befindet sich auf freiem Fuß. Für den verurteilten Räuber gab es keinen Platz im Drogenentzug, also ist ihm der Maßregelvollzug nicht zuzumuten. Remmo hat einen Geldtransporter überfallen, ist zu sieben Jahren Haft verurteilt. Wie die BZ berichtet, ist er nach seiner Entlassung in die Türkei ausgereist. Michael Ballweg sitzt seit acht Monaten in Untersuchungshaft. Er könnte ins Ausland fliehen, fürchten die Behörden. Zum Beispiel in die Türkei.
Ballweg sitzt in Stuttgart-Stammheim. Einem symbolträchtigen Ort. Die Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe starben in diesem Gefängnis. Vorher bereiteten sie die Morde des Deutschen Herbstes mit vor. Etwa den am Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer. Auch fand in Stammheim ein aufwändiger Prozess gegen die RAF-Mörder statt. Auf den wartet Ballweg noch. Er sitzt bisher nur in Untersuchungshaft. Seit acht Monaten. Wegen des Vorwurfs des Betrugs.
Die Antwort auf die Frage, was aus den 25 Reichsbürgern wird, die bei einer großen Razzia am 7. Dezember verhaftet wurden, kann sich vor dem Hintergrund noch länger hinziehen. Da hilft auch eine Anfrage wenig, welche die AfD-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung gestellt hat. Ob und wann die Bundesanwaltschaft eine Anklage erhebe, wisse die Bundesregierung nicht. Die Antwort kommt vom Innenministerium. Deren Chefin Nancy Faeser (SPD) saß am Abend der Razzia bei Sandra Maischberger. Demnach wusste die Innenministerin da auch noch nicht, wann und ob die Bundesanwaltschaft Anzeige gegen die Verhafteten erhebt. Aber die politischen Folgen der Razzia kannte Faeser schon. Etwa, dass die Beweisschuld faktisch umgekehrt werden müsse, wenn der Staat politisch missliebige Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes rauswirft. Für einen solchen Entschluss braucht Faeser die Hintergründe der Verhaftungen gar nicht so genau zu kennen.
Immerhin waren diese Staatsfeinde bewaffnet. „97 mutmaßliche Schusswaffen“ seien bei der Razzia gefunden worden, heißt es in der Antwort der Regierung. „Davon sind 55 Schusswaffen einem gewerblichen Waffenhändler zuzuordnen“ – stellen also sein legales Sortiment dar. Und auch sonst weiß das Innenministerium nur wenig zu den „mutmaßlichen Schusswaffen“: „Abschließende Informationen der örtlich und sachlich zuständigen Behörden im Sinne der Anfrage liegen bislang nicht vor.“ Nur dass sie die Beweislast für missliebige Beamte und Angestellte faktisch umkehren will, das weiß Faeser. Aber das wusste sie mutmaßlich schon, als sie zu Sandra Maischberger eingeladen wurde. Zum Tag der Razzia. Von der sie später erfahren haben will als von Maischbergers Einladung. Und mutmaßlich weiß Faeser auch, dass Michael Ballweg seit acht Monaten in U-Haft sitzt. Aber das mag in ihren Augen kein Problem darstellen.