Alles halb so schlimm. Das kriegen wir schon wieder hin. Vor allem hat „A“ nichts mit „B“ zu tun, darf es nicht, weil das besser so ist. So lassen sich die späten Reaktionen der bemühten Presse und herausragender öffentlicher Figuren auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Jahres 2023 bündig zusammenfassen. So sagte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, einst selbst Opfer einer Messerattacke, im Gespräch mit Focus online, hier einmal im Block zitiert: „Die Zahlen muss man sich sehr genau anschauen, um die richtigen und nicht vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Wenn der Anteil an Ausländern in unserer Gesellschaft steigt, ist es ja logisch, dass auch der Anteil der Ausländer an Straftaten steigt. Aber jeder, der nach Deutschland kommt um Schutz zu suchen und hier straffällig wird, der wird unser Land wieder verlassen müssen. Gleichzeitig müssen wir uns grundsätzlich auch stärker dem Thema Kriminalprävention widmen.“
Das war schon fast ein Feuerwerk an Botschaften, als da wären:
- „Genau hinschauen“. Man soll sorgfältig sein, nicht übereilt handeln.
- Der Anteil an Ausländern steigt, deren Straftaten nehmen zu. So logisch. Aber in diesem Ausmaß?
- „Schutz suchen“ ist okay, aber straffällig werden nicht. Dann folgt angeblich unweigerlich die Abschiebung, was faktisch nicht so ist. Die Schutzsuchenden können ja in vielen Fällen gar nicht abgeschoben werden (nach Syrien oder Afghanistan etwa).
- Kriminalprävention – ein Thema, das man früher gar nicht so auf dem Schirm hatte. Es wird nötiger, wie auch das Innenministerium sagt. Warum nur?
Reker hat damit, wohl ohne es zu wollen, einen fast enzyklopädischen Zugang zum Thema erschlossen. Man muss eben nur öfter das Gegenteil von dem sagen, was sie denkt. Im selben Interview sagt Reker auch Sätze wie: „Wenn man die Belastungsgrenze da zieht, wo noch gelungene Integration möglich ist, sind wir weit darüber hinaus. […] In den Sommermonaten rechnen wir mit steigenden Zahlen. […] Sie aber wirklich zu integrieren, ist schwierig bis unmöglich. Es kommen einfach zu viele.“ Außerdem verschärfe der Fachkräftemangel im Bildungsbereich die Lage weiter, allein in Köln haben demnach „in der Corona-Zeit 300 Erzieherinnen und Erzieher ihren Job aufgegeben“.
Hat Kriminalität nichts mit der Lebenssituation zu tun?
Vor allem Rekers zweites Argument (Ausländeranteil steigt) ist absurd, weil die ausländischen Tatverdächtigen bei vielen Delikten eindeutig überrepräsentiert sind. In einigen Altersgruppen stellen sie sogar die Mehrheit aller Tatverdächtigen – bei einem Ausländeranteil von je nach Quelle 14 bis 16 Prozent. Wahr ist: Die Zahl entwickelt sich dynamisch, aber sie ist noch um einiges von den 40 oder 50 Prozent der Kriminalstatistik entfernt. Noch einmal dynamischer ist die Entwicklung bei den Asylzuwanderern: Im Bundestag sagte Armin Schuster (sächsischer Innenminister, CDU), dass ein Prozent der Täter für 50 Prozent der Straftaten verantwortlich seien. Das eine Prozent könne man abschieben.
Zu den Relativierern der großen Kriminallage gehört übrigens auch das Internetportal Der Westen der Funke-Gruppe. Dort gibt man zwar zu, dass die Anzahl der Messerangriffe laut PKS gestiegen ist. Doch eine Kriminologin meint, eine Zunahme der Straftaten mit Messern lasse sich „anhand vorhandener Daten“ nicht feststellen. Angeblich gab es nicht mehr Verurteilungen von Tätern, die ein Messer eingesetzt haben. Wenn das so sein sollte, dann wäre die Polizeiliche Kriminalstatistik hier offenbar empfindlicher und bemerkt ein Phänomen deutlich früher, was wiederum für die Prävention vorteilhaft ist. Eine Zunahme der Verurteilungen dürfte folgen.
Dann wird auch der Journalist Stephan Anpalagan mit seinen Worten im ARD-Presseclub (14. April) zitiert: „Warum werden Menschen kriminell? Das hat ganz selten mit einer bestimmten Religion oder mit einer bestimmten Art und Weise des Zusammenlebens zu tun.“ Und doch, genau mit der „Art des Zusammenlebens“ hat es sehr häufig zu tun, wie Sicherheitsbehörden international wissen. Man denke nur an die vaterlos aufwachsenden Schwarzen in den USA.
Münch hat Einschränkung der Zuwanderung gefordert
Die Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes hat sehr wohl noch Probleme, wenn auch nicht die, die nun meist in vielen Medien angeführt werden. So müsste der Migrationshintergrund von Tatverdächtigen in die Statistik aufgenommen werden. Angebliche „rechtliche“ Hindernisse müssen und könnten mit Sicherheit abgeschafft werden. Nur so kann ein wirkliches Bild der Einwanderungsgesellschaft Deutschland auch in kriminologischer Hinsicht entstehen.
So schreibt Klaus Bachmann, Professor für Sozialwissenschaften an einer polnischen Privat-Uni und ehemals Osteuropa-Korrespondent, in der Berliner Zeitung: „Die Zahl der Straftaten von jugendlichen Zugewanderten explodiert … gar nicht und Faesers jüngstes Zahlenwerk ist auch kein ‚Schockbericht‘, wie die Bildzeitung schrieb.“ Die Bild hatte von „Schock-Zahlen“ und einer „Schock-Statistik“ geschrieben. Das Blatt scheint richtig zu liegen, und der Osteuropa-Soziologe falsch, zumindest was die Kinder- und Jugendkriminalität angeht.
In zwei Altersgruppen überrunden Ausländer die Passdeutschen
Denn schon in der letzten PKS für das Jahr 2022 gab es zwei Trends. Zum einen lag die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen in der Altersgruppe der Endzwanziger über jener der passdeutschen Tatverdächtigen. Nun ist offenbar dasselbe bei den Anfang-Zwanzigern (von 21 bis unter 25 Jahren) passiert: 117.103 Tatverdächtigen mit deutschem Pass stehen hier 117.478 Tatverdächtige ohne deutschen Pass gegenüber.
Nancy Faeser hat nun bekanntlich „schwerwiegende psychische Belastungen durch Folgen der Corona-Pandemie“ für den Anstieg der Kriminalität Minderjähriger verantwortlich gemacht. Aber auch das ist ein schwieriges Argument – vor allem wenn die Entwicklung dieses Jahr so weitergehen sollte. Außerdem bleibt es bei der Überrepräsentation ausländischer Kinder, während deutsche Kinder genauso von den Maßnahmen betroffen waren wie sie. Vor zwei Jahren war Faeser übrigens dies zum Thema Pandemie-Maßnahmen eingefallen: „Es gibt kindgerechte Corona-Tests, die unbedingt eingesetzt werden sollten …“ Nun ist sie angeblich für die „Evaluierung“ der Maßnahmen, die zudem schon laufe.
62 Prozent der Verdächtigen unter zehn Jahren ohne deutschen Pass
An Faesers wie auch immer irrigen, verschwiemelten Äußerungen kann man erkennen, dass das Problem bei der Kinder- und Jugendkriminalität bei den Behörden angekommen ist. Es geht dabei nicht nur um die Zuwächse, wie sie die Bild schon am Tag vor der Pressekonferenz darstellte. Auch in absoluten Zahlen gibt es hier ein eindeutiges Übergewicht der Kinder ohne deutschen Pass.
Bei den Tatverdächtigen unter sechs Jahren gab es satte 13 Mal mehr nichtdeutsche (5.487) als passdeutsche Kinder (441). Bei den Sechs- bis Unter-Achtjährigen waren es 2.065 Deutsche und 3.126 ausländische Kinder. Erst bei den Acht- bis Zehnjährigen überrunden die passdeutschen Kinder (5.518) die ausländischen Kinder (4.619). Das spricht für eine deutlich erhöhte Auffälligkeit ausländischer Kinder. 62 Prozent der Tatverdächtigen unter zehn Jahren besaßen keinen deutschen Pass. Darunter dürften vor allem die Schulen und die Mitschüler leiden, wie Lehrer berichten. Eine Begrenzung des Ausländeranteils wird gefordert. Neuere Meldungen sind etwa:
- In Karlsruhe konsumierte ein 13-Jähriger mit zwei 15-Jährigen Lachgas und warf danach die Kartusche vom Balkon. Eine 75-jährige Frau wurde durch das Objekt erschlagen (SWR, 16. April).
- In Wien stach „ein 13-jähriger Schüler nach Schulschluss einem 12-jährigen Mitschüler mit einer Schere in den Kopf“ (Focus, 15. April).
- Mitte März schon sorgte ein neues „Quälvideo“ für Aufsehen, diesmal aus Uetersen im Kreis Pinneberg (SH): Ein Zwölfjähriger wurde von Gleichaltrigen geohrfeigt und gewürgt.
Und es bleibt dabei: 40 Prozent der Tatverdächtigen unter 14 Jahren waren ohne deutschen Pass (39.752), das ist ein ähnliches Verhältnis wie bei den Erwachsenen auch – aber hier gibt es wohl keine Einbrecherbanden und keine Einschleusungen. Wobei es dann doch um Banden (oder Familien) gehen dürfte, die schon ihre Kinder einsetzen, um insgesamt ungeschoren davon zu kommen. Ein auch in Schweden offensichtliches Phänomen.
Ein 16-Jähriger mit Machete
Bei den Jugendlichen von 14 bis unter 18 Jahre geht die Tendenz zu einem Verhältnis von zwei Drittel zu einem Drittel (Deutsche zu Ausländern) – auch das ist noch eine Überrepräsentation der nichtdeutschen Kinder. Einiges an den Taten erscheint zufällig. Anderes zeigt, wie rauh die Zeiten an deutschen Schulen und anderswo geworden sind. In Berlin attackierte nun ein 16-Jähriger einen 25-Jährigen und seinen Vater mit einer Machete (B.Z., 16. April).
Bei den Heranwachsenden (18 bis unter 21 Jahren) folgen die 69.111 ausländischen Tatverdächtigen den 102.291 Deutschen dann wieder auf dem Fuß. In dieser Altersgruppe wuchs die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen um 27 Prozent, während die der deutschen um 4,2 Prozent abnahm. Auch bei den Jüngeren nahmen die ausländischen Tatverdächtigen um die 30 Prozent zu, während der deutsche Zuwachs nur bei den Unter-14-Jährigen mit plus zwölf Prozent deutlich zu Buche schlägt.
Insgesamt ein desaströses Bild, das sich zum guten Teil aus der Zunahme der ausländischen Kinder und Heranwachsenden erklären lässt. Deren Einfluss auf die Kriminalstatistik ist allerdings noch größer als ihr Wachstum an sich. Das sollten auch alle „Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte“ in und außerhalb Bayerns bemerken, die meinen, es gäbe hier eine „Kriminalisierung der Migration“.