„Wer sich freiwillig unterwirft, der ist zu Recht ein Sklave.“ Diese Worte stammen von Sokrates, einem der großen Väter der antiken griechischen Philosophie vor fast 2500 Jahren. Damals wie heute fallen einem sogleich mehrere Gründe ein, sich nicht zu unterwerfen. Da ist zuallererst die eigene Würde, die man auf dem Weg zum Sklaven automatisch verliert. Da ist die Hingabe für einen anderen, geliebten Menschen, für den auch der Verzicht auf das eigene Leben zur Bewahrung des anderen in Kauf genommen wird.
Auch die Heimat kann so wertvoll sein, dass man zu ihrer Verteidigung die eigene Existenz zur Disposition stellt. Ehre,Treue, Rettung eines Freundes aus höchster Not, den Schwachen schützen vor dem übermächtigen Feind – das alles sind Werte, deren Bewahrung sogar über die Bedeutung des „Ich als Person“ hinausgehen können. In der langen Geschichte der Menschheit wurden solche Gefühle sowohl schamlos ausgenutzt, wie sie ebenso den Grund für ewige Ehrung und Dankbarkeit lieferten.
Doch schon immer gab es Wesen, die in nichts außer der Erfüllung hedonistischer Ziele – oft sagt man auch Selbstverwirklichung dazu – den Sinn ihrer Existenz sehen.
Das eigene Wohlergehen, die narzisstische Selbstbeglückung bis hin zum „Götzentum des Ich“ füllen ihr Leben aus.
Nicht die weltberühmte Aufforderung des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy: Jeder solle sich fragen, was er für sein Land tun könne, und nicht darauf warten, was das Land für den Einzelnen zu tun habe. Ein Grundsatz, den man als bestimmend für die amerikanische Gesellschaft bezeichnen kann. Ganz anders ist es in Deutschland. Hier rangiert die Erwartungshaltung an den Staat, als eine Art sorgender Übervater, vor allen anderen Definitionen des Lebensglücks. So angenehm der Verzicht auf Eigenständigkeit auch sein mag, so ist er doch immer auch ein Akt der Unterwerfung und der Selbstaufgabe gegenüber der Obrigkeit.
Schon in seinen frühen Schriften über das Wesen totalitärer Diktaturen beschrieb Jürger Habermas die Sehnsucht des Menschen nach Führung als wesentliche Ursache für die Akzeptanz derartiger Regierungsformen. „Wer Andere unterwirft, gibt demjenigen immer auch die zur Aufrechterhaltung der Dominanz notwendige Aufmerksamkeit und Geborgenheit, die der Staat zu liefern hat. Ein Idealzustand, für den man gern auf die Freiheit verzichtet, ja – man vermisst sie auch gar nicht!“
Ganz anders die Menschen in der Ukraine. Aus den bitteren Erfahrungen, insbesondere im 20. Jahrhundert immer wieder erlebter Unterdrückung und Unfreiheit durch Russland, ist der Wert der Freiheit dort nahezu jedem bewusst. Man weiß, wie bitter das Brot der Diktatur schmeckt. Dieses erweckt auch die Bereitschaft zum Widerstand – koste es, was es wolle.
Nichts wäre den sich links gebenden Priester-Figuren unserer bunten TV- und Theken-Schickeria fremder als solches Handeln. Prechts Äußerungen stehen für eine Gesinnung, die in schäbiger Weise die Opfer der sowjetischen Gulag-Lager und den Orten der Vernichtung im sogenannten Dritten Reich dem Gespött der Herabwürdigung preisgibt. Das gilt dann auch für die Männer des 20. Juli 1944, die hingerichteten Helden der Volkserhebungen 1953 in der DDR und drei Jahre später in Ungarn, sowie für die Opfer an der Berliner Mauer und die vielen Tausende, die die besten Jahre ihres Lebens in den Zuchthäusern der SED verbringen mussten.
Das Schicksal möge uns Deutsche vor Herausforderungen und Notlagen bewahren, die den Kampf für die Freiheit und gegen ihre Feinde notwendig machen. Die Helden der Ukraine von heute könnten dann Vorbilder sein. Diese Menschen sind bereit, für den Erhalt der Freiheit sogar ihr Leben zu geben. Für die Prechts unserer Tage ist eine solche Haltung wohlmeinend naiv, in der Mehrheit aber schlicht dumm.