Eigentlich ist es eine lapidare Wirtschaftsmeldung: der US-Konzern PepsiCo kauft den Trinkwassersprudler SodaStream für 3,2 Milliarden US-Dollar. Trotz der Höhe der Kaufsumme findet man dieser Tage fast keine Meldung in den großen, gängigen Printmedien und auch bei den elektronischen Medien sucht man vergebens nach einem Hinweis. Der Grund könnte sein, dass SodaStream eine erfolgreiche israelische Firma ist, die auch noch aktiven Umweltschutz durch den Verzicht auf Plastikflaschen betreibt. Außerdem zeigt dieses Beispiel, wie kluge Geschäftspolitik mit einem ebenso lebenswichtigen wie beliebten Produkt zur Lösung des Nahostkonflikts beitragen könnte.
Der Reihe nach: SodaStream stellt seit Jahrzehnten in Israel und inzwischen in 22 Ländern und Regionen Sprudelwasser her. Das System vermeidet das Nach-Hause-Schleppen von Plastikflaschen, die vom Verbraucher anschliessend weggeworfen werden. Stattdessen produziert der Durstige sein Sprudelwasser mit Hilfe von SodaStream in der heimischen Küche selbst. Ein Druck, ein Zischen und fertig ist das erfrischende Getränk, abgefüllt in hygienischen Flaschen, die wieder verwendet werden können. SodaStream setzt damit weltweit 171 Millionen US-Dollar um, die Aktie stieg 2017 um 78 und im ersten Halbjahr 2018 um 85 Prozent. Für PepsiCo allemal ein Grund, tief in die Kasse zu greifen und SodaStream für sagenhafte 3,2 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Bedingung: Zentrum der Firma bleibt Israel und die bisherige Geschäftsführung muss weitermachen.
Vorstandschef Daniel Birnbaum vergaß bei der Verkündigung des Milliarden-Deals in Tel Aviv nicht an seinen Vater Ervin zu erinnern, der Nazi-Deutschland überlebt hat, nach Israel einwanderte und unternehmerisch weitsichtig tätig wurde. „Wer hätte das geglaubt, Papa, dass Du nachdem Du Deine Familie verloren hast, aus der Asche des Holocaust hervorgehend teilnimmst an einem aufstrebenden Israel, auf das wir stolz sein können“, sprach Sohn Daniel nicht ohne Emotionen.
Es kam wie es kommen musste: SodaStream machte 2015 im Westjordanland zu und entließ 500 Palästinenser, die jahrelang nach israelischem Arbeitsrecht entlohnt wurden, also vier Mal soviel wie in Ramallah, Jenin und Tulkarem üblich. Das Thema fand Eingang in die bunte Presse von L.A. bis Berlin, weil Hollywood-Star Scarlett Johansson Werbung für den umweltfreundlichen Sprudelwasser-Hersteller machte. Gleichzeitig war sie auch das Gesicht von Oxfam, eines Verbundes von weltweiten Hilfsorgansiationen, die ebenfalls den Schutz der Umwelt auf ihre Fahnen geschrieben hat. Oxfam schlug sich aber auf die Seite der Israel-Gegner und forderte von der hübschen Schauspielerin eine Vertragsauflösung mit SodaStream. Scarlett bewies aber, dass sie nicht nur attraktiv ist, sondern auch Verstand hat und verabschiedete sich von Oxfam. Es war ihr nicht einsichtig, dass Sprudelwasser aus dem Jordantal anders bewertet werden sollte als aus jeder anderen Region dieser Welt. Wie wir heute wissen, hat die Hollywood-Schönheit Recht behalten. PepsiCo hat mit seiner Kauf-Unterschrift bestätigt: Marktwirtschaft und gute Geschäftsmodelle kennen keine Grenzen, Vorurteile sind zwar auch Urteile, aber falsche und Politik hat bei der Sprudel-Herstellung ohnehin nichts verloren.
Israelische Politiker haben die Übernahme durch PepsiCo als Feiertag für die Region und als Sieg gegen Israel-Gegner wie BDS bezeichnet. Das Sprudelwasser werde auch in Zukunft von Arabern und Israeli Seite an Seite produziert. Für die BDS-Bewegung wäre die SodaStream-Erfahrung durchaus ein Grund zum Umdenken. Die 2005 gegründete Anti-Israel-Gruppe muss wohl oder übel zur Kenntnis nehmen, dass der Judenstaat seither sein Bruttosozialprodukt auf heute 350 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt hat, zu einem gefragten Welt-Zentrum für die von Algorithmen beherrschte Technologie von Morgen in den Bereichen Gesundheit und Industrie gediehen ist und Stabilität für Frieden in Freiheit im Nahen Osten garantiert. PepsiCo und SodaStream bezeichnen die Fusion nicht als „exit“ sondern als „entrance“, als Einstieg in eine Zukunft, in der Werte nicht durch Verringerung der Kosten, sondern durch zügiges Wachstum zum Wohl der Aktionäre und Kunden geschaffen werden.