Tichys Einblick
Stellvertreterkrieg zur Nutzung der Atomkraft

ÖRR: Nicht verzagen – Greenpeace fragen!

In Saporischschja ist ein ukrainisches Kraftwerk zwischen den Kriegsparteien umkämpft. Das ZDF nutzt die Angelegenheit, um einen Greenpeace-Fachmann einzuladen und möglichst viele Grusel-Zitate für die aktuelle Diskussion um Laufzeitverlängerungen herauszukitzeln.

Screenprint: ZDF / heute journal

Der Fall des umkämpften Atomkraftwerkes Saporischschja im Ukraine-Krieg sorgt für internationale Aufmerksamkeit. Das ZDF hat aus diesem Anlass einen „Atomkraft-Experten“ eingeladen, der den Zuschauer über die Gefahren aufklären soll. Unabhängig ist der eingeladene Heinz Smital jedoch nicht: Er gehört der Öko-Lobby Greenpeace an, die spätestens mit der Kaperung des Außenministeriums kaum noch als „zivilgesellschaftliche“ Kraft gelten kann.

Zwar bleibt der öffentlich-rechtliche Sender transparent und stellt den Greenpeace-Fachmann auch als solchen vor. Warum jedoch von allen möglichen Referenten und Atomkraft-Experten ausgerechnet einer von Greenpeace aufgerufen wird, hat mehr als nur einen faden Beigeschmack. Smital ist bekennender Kernkraftgegner. Er liefert dem Sender die Grusel-Zitate, die man gerne hört.

Zukunft der Kernenergie
Die Grünen stellen sich ihr eigenes Gutachten gegen den Weiterbetrieb der Atomkraft aus
Für Smital handelt es sich um einen „sehr gefährlichen Reaktorbetrieb“. Die psychische Belastung des Kraftwerkpersonals sei „größer als man glaubt“, durch einen Bedienfehler könnte die Situation eskalieren. Der Greenpeace-Erklärer ruft den Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island in Erinnerung. „Die Bestandteile für einen schweren Unfall“ hätte man in Saporischschja vorliegen – unabhängig von der Kriegssituation.

Spätestens die letzte Einlassung zeigt, dass nicht die Ukraine, sondern die Kernkraft selbst das Thema von Smital ist. In der Diskussion um Laufzeitverlängerungen schlägt der Sender mit seiner bewussten Einladung eines Kernkraftgegners Kapital aus der Situation. Dass Ausnahmesituationen wie Krieg und Tsunamis dazu dienen müssen, um die Kernkraft zu delegitimieren, ist in Deutschland eine Sportübung. Es erinnert frappierend an das Gutachten, das sich die Grünen von Greenpeace ausstellen ließen, um damit die TÜV-Empfehlung zum Weiterlaufen der Kraftwerke zu torpedieren.

Doch das ist noch nicht alles. Smital diffamiert die internationale Atomenergie-Organisation IAEO als „sehr russlandnah“, weil Russland der größte „Atomkrafthersteller weltweit“ sei. Eine Überprüfung durch die IAEO sei daher zu kurzsichtig, es bedürfe einer UN-Mission mit Militärexperten und „unabhängigen Kraftwerksexperten“. Nach dem kostenlosen Vier-Minuten-Werbespot für Greenpeace im Gebührenfernsehen ist klar, wen Smital damit meinen könnte.

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